8 | „Weil du lügst..."

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Ich wachte auf und sah mich um. Ich lag auf der Couch. Langsam begab ich mich in die Sitzposition und auf Knopfdruck erschien Luke.

,,Wir gehen jetzt definitiv zum Arzt.", sagte er und hob seine Autoschlüssel.
Ich schüttelte meinen Kopf und er sah mich verwirrt an.
,,Wieso?"

,,Es ist nicht nötig.", log ich.

,,Nicht nötig? Ich habe dich genau zwei Mal in Ohnmacht fallen sehen."

,,Ich habe Kreislaufstörungen. Das ist normal bei mir.", entgegnete ich selbstsicher, obwohl es eine Lüge war.

Ich wollte nur nicht, dass die Ärzte die verschiedenen Arzneistoffe in meinem Blut finden.
Was würde dann passieren? Sicherlich nichts gutes, Ann.

,,Aber meines Wissens, ist man dann, auch wenn man Kreislaufstörungen hat, nur einige Minuten bewusstlos. Du bist seit zwei Stunden bewusstlos und das war auch Gestern so. Es ist einfach nicht normal, wenn man zwei Tage hintereinander das Bewusstsein verliert."

,,Wieso interessiert es dich überhaupt so?", entgegnete ich genervt und er sah mich entfremdet an.

Ich stand auf und näherte mich zu ihm.

,,Was ist so wichtig daran, dass ich wach bin oder nicht? Zwar bin ich physisch wach, aber psychisch nicht, dass musst du akzeptieren!", fuhr ich fort, doch sein Blick änderte sich nicht. Im Gegensatz, es verstärkte sich.
,,Ich bin nicht gewohnt, so viel Fürsorge auf einmal zu haben. Lass das!", befahl ich sauer und ging nach oben ins Badezimmer.

,,Beruhig dich...", murmelte ich leise.
,,Dein Gehirn spielt mit dir. Das kennst du doch!"

Ich atmete tief ein und aus.

Wie sehr ich es hasste andauernd Wutanfälle zu haben, wo ich mich einfach nicht kontrollieren konnte.
Doch wer würde es mir denn abkaufen?
Genau. Niemand.
Denn schließlich war ich ein Niemand.

Anschließend ging ich raus.

,,Luke!", schrie ich und rannte runter.
Luke saß auf der Couch und sah Fernsehen. Ich näherte mich zu ihm.
,,Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was gerade los war mit mir, aber ich habe das so nicht gemeint.", sagte ich vorsichtig. Er schaltete den Fernseher aus und sah mir tief in die Augen.

Ein komisches Gefühl überkam mir. Was war das? Musste er mich so anstarren?

,,Können wir miteinander reden?", fragte er und ich blickte ihn leicht verwirrt an.
,,Reden im Sinne von über Probleme reden. Über alles einfach."

Das komische Gefühl stärkte sich und ich fing an leicht zu zittern. Über Probleme reden würde mich schwach zeigen.

Er spielt mit dir, Ann. Lass dich drauf nicht ein. Du bist klüger! Er wird dich genauso verlassen, wie alle andere.

,,Ich höre gerne zu.", murmelte ich leise und er seufzte leicht.

,,Ich würde aber gerne auch deine Probleme hören.", schoss er und ich verstummte.

Sollte ich ihm alles erzählen? Nein. So ein Risiko konnte ich nicht eingehen.
Ich kannte ihn ja schließlich gar nicht. Vielleicht war sein Ziel mich bloßzustellen.

,,I-Ich habe keine Probleme.", entgegnete ich und er lachte gezwungen. Ich musterte ihn verwirrt, während er leicht schnaubte und mich dann erneut an sah.

,,Man sieht es an deinen Augen."

Der Satz klang in einem Echo in meinem Kopf. Der Satz änderte nun alles. Ich konnte nichts verbergen. Es war nutzlos. Konnte man es wirklich so deutlich sehen?

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt