67 | „Ich bevorzuge eher Schwester."

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Verwirrt sah ich sofort nach hinten und blickte das schulterzuckende Mädchen an.

,,Woher?", fragte ich unvollständig und musste mit zusehen, wie ihr Blick zu Luke schweifte. Sie sah aus, als würde sie nur auf die Bestätigung von Luke warten, damit sie weiter sprechen konnte. Dies nervte mich unnormal.

,,Wieso schaust du Luke an? Schau mich an. Ich rede mit dir, nicht er.", zischte ich wütend. Sie schenkte mir einen verwirrten, dennoch wütenden Blick.

,,Wieso mischst du dich überhaupt mit ein? Du kennst Alexia doch gar nicht. Lass dich daraus."

,,Nein. Sie hat Recht. Versuche nicht das Thema zu wechseln. Raus mit der Sprache!", entgegnete Jayden auf einmal und schützte mich somit. Ich sah zu Noah, der grinsend seinen Punsch trank.

Wieso grinst der Kerl andauernd?

,,Ich kann's nicht sagen.", antwortete Mayina und Caleb seufzte grinsend.

,,War ja klar.", murmelte er.

,,Ich meine es ernst! Ich kann es nicht."

,,Und warum sprichst du es dann an?", fragte Luke plötzlich und sie sah ihn an, als hätte er gerade den schlimmsten Satz gesagt.

Wirklich, sie regte mich so auf.

,,Alle werden irgendwann die Wahrheit erfahren.", war der letzte Satz von ihr, als sie auch dann sofort ging.

Ich sah nur auf den Boden. Irgendwie wurde mir auf einmal schlecht und ich hatte Angst. Angst, dass etwas gleich passieren wird. Es ging mir schon seit Tagen so, also ging ich zur Toilette.

Während ich mich im Spiegel betrachtete, holte ich mein Handy raus und googelte die Ursachen. Ich wäre niemals darauf gekommen, doch es war wahr.
Es waren die Entzugserscheinungen von den Tabletten. Die Leute im Forum raten strengstens davon ab die Tabletten sofort abzusetzen.
Aber ich hatte alle weggeschmissen?

Schnell packte ich mein Handy weg und wusch meine Hände, als plötzlich Alexia neben mir stand. Genervt rollte ich meine Augen und trocknete meine Hände ab um mich danach wieder Luke und den anderen zu schließen, doch sie stoppte mich.

,,Ich muss mit dir reden."

Ich stoppte und drehte mich langsam um, als sie diesmal die Jenige war, die ihre Hände trocknete. Sie checkte alle Toilettenkabinen ab und näherte sich dann zu mir.

,,Ich finde keinen Grund, wieso wir beide reden sollten.", sprach ich.

,,Kann es vielleicht daran liegen, dass wir Schwestern si-"

,,Sei still!", brummte ich als sie mich immer noch so an sah, als würde sie mich damit demütigen wollen,
,,Ich sehe dich nicht als Schwester."

,,Ich bin auch nicht sehr erfreut dich als Schwester zu haben, aber wir müssen da durch.", entgegnete sie und ich verschränkte meine Arme vor der Brust, als ich eine Augenbraue hob.

,,Das sagst du?", wollte ich sicher gehen,
,,Die Jenige, die einfach so abgehauen ist?"

Sie verdrehte nur ihre Augen und plötzlich schubste sie mich gegen eine Wand. Vor lauter Schreck wusste ich nicht, was zu tun war, also blieb ich still und spürte ihre Hand gegen meinen Bauch pressen.

,,Wehe du unterstellst mir noch einmal, dass ich zu feige war um das ganze hier zu klären!", zischte sie und diesmal schubste ich sie von mir weg, wobei sie auf den Boden landete.

,,Freak.", murmelte ich sauer und wollte raus.

,,Ich bevorzuge eher Schwester.", entgegnete sie grinsend, das konnte ich raushören. Sofort ging ich wieder zu Luke. Die Blicke von meinem Bruder William, störten mich sehr und er sah aus, als würde er gleich etwas planen.

Oder ich war einfach zu paranoid.

Luke hielt meine Hand ganz fest und Noah beobachtete uns nur andauernd, als würde er etwas anderes wissen. Als würde er etwas bestimmtes von uns wissen.

Mir hatte es gereicht. Ich wollte nicht mehr hier sein. Die ganze Ball-Sache setzte mich andauernd unter Druck. Den ganzen Abend verbrachte ich mit purem Stress und purer Angst. Ich konnte es nicht mehr aushalten.

,,Luke, ich will hier weg.", flüsterte ich in seinem Ohr und er blickte mich erleichtert an.

,,Ich dachte schon, du würdest das nie sagen.", antwortete er und zog mich am Arm raus, ohne sich dabei bei den Bandmitgliedern zu verabschieden.

Wir gingen zum Auto und er fuhr einfach los. Während der ganzen Fahrt sprachen wir nicht miteinander und ich hatte nur Ängste in meinem Kopf. Und eines davon war die Entzugserscheinungen der Tabletten. Ich konnte Luke nicht sagen, dass ich die Tabletten wieder brauche um sie langsam aus meinem Körper zu werfen und zu einem Arzt konnte ich überhaupt gar nicht.

Plötzlich stoppte Luke vor dem Berg, wo wir immer waren, wenn wir reden wollten. Er stieg aber nicht aus. Den Kopf an der Hand abgestützt schaute ich ihn fragend an.

,,Ich brauche frische Luft.", gab er bekannt und sah nervös nach vorne.

Auch wenn er es nicht zugeben wollte, wusste ich, dass ihn die Sache mit Alexia sehr bedrückte.

Langsam platzierte ich eine Hand auf seine Wange und blickte ihn verträumt an, doch er sah immer noch nach vorne.

,,Du bist etwas besonderes, Luke.", teilte ich ihm mit und er sah mich verwirrt an, als er seine Hand in meine schlang.

,,Wieso dass?"

Ich zuckte lächelnd mit den Schultern.

,,Ich hatte meinen ersten Kuss mit dir.", gab ich zu und seine Augen weiteten sich.

,,W-Wirklich?"

Ich nickte lächelnd.

,,Meine erste Nacht war mit dir. Meine Geheimnisse teilte ich mit dir. Meine ersten richtigen Erlebnisse waren mit dir."

Auf einmal huschte ihm ein Lächeln über die Lippen.

,,Du bist mehr als nur besonders. Ich kann nicht mitzusehen, dass du dich von Tag zu Tag ein Stückchen von mir entfernst. Du musst mir keine Bestätigung geben, dass es dir nicht gut geht. Ich weiss es, Luke. Ich verstehe dich.", erklärte ich ihm, doch er schüttelte lachend seinen Kopf.

Ich seufzte und drehte seinen Kopf wieder zu mir.

,,Weißt du noch die Sache, als ich meinen Dad zum ersten Mal nach einer Ewigkeit sah? Ich wusste nicht, wo er war, wie er war, wieso er jetzt kam. All das und Jenes, aber ich habe versucht es zu akzeptieren und du warst neben mir, Luke. Denkst du, mir geht es hervorragend, wenn ich weiß, dass die damalige Freundin von meinem Freund, meine Schwester ist? Das meine Mutter mir die ganze Zeit verschwiegen hat, dass ich zwei andere Geschwister habe?"

Luke sah mich verwirrt an.

,,Zwei?", wollte er sicher gehen und ich nickte.

,,Alexia's Bruder, William."

Er vergrub seufzend das Gesicht in seine Hände.

,,Ich habe das Gefühl den Verstand zu verlieren.", gab er bekannt und ich entschnallte mich, um ihn zu umarmen. Als hätte er darauf gewartet, schlang er sofort seine Arme um meinen Körper.

,,Wirst du nicht. Du bist stärker als du denkst."

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt