57 | „Ich liebe dich."

1.7K 81 8
                                    

Ich hatte nur noch eine Stunde Unterricht und wollte diese auch besuchen, als plötzlich das Mädchen, Caitlin, neben mir erschien, welches ich am ersten Tag kennengelernt hatte.

,,Luke schwänzt die letzte Stunde?", fragte sie mich und ich sah ihr verwirrt ins Gesicht.

,,W-Was?"

Wusste sie denn nicht, dass Luke und Ich nicht mehr zusammen waren? Oder versuchte sie mich genau so zu verletzen, wie May es tat?

,,Na Luke. Er verlässt das Schulgebäude. Siehst du es nicht?", erklärte sie mir und ich sah zu Tür, wie Luke alleine rausging, dabei die Gegend kurz abcheckte.

Keine Ahnung wieso, aber ich schloss meinen Spind und folgte ihm mit schnellen Schritten. Ich fühlte mich dazu verpflichtet. Vielleicht war es ja auch ein Fehler.

Draussen angekommen sah ich, wie er auf einen silbernen Wagen zuging. Zufälligerweise wusste ich wem der Wagen gehörte. Nämlich meinem Vater. Verwirrt sah ich in deren Richtung, wie Luke einstieg und sie sofort weg fuhren. Schnell nahm ich mein Handy raus und rief Dad an.

Es klingelte paar Mal, doch er ging nicht ran. Erneut wählte ich die selbe Nummer und diesmal ging er ran.

,,Was tust du?", fragte ich besorgt und für einige Sekunden herrschte Stille.

,,Ann... Ich bin auf dem Weg und wahrscheinlich könnte ich dich auch nicht abholen. Tut mir leid-"

,,Wohin gehst du?", fragte ich, ohne einmal so zu klingen, als würde ich etwas wissen.

,,Ehm... Ich... Ich wurde von der Arbeit angerufen. Wir sehen uns Zuhause, in Ordnung? Hab dich lieb."

Und dann lag er auf und mein Herz raste. Er log. Wieso log er?
Was hatte Dad mit Luke zu tun? Wird er Luke verletzen, weil er mich verlassen hat? Aber, es war doch nicht einmal seine Schuld, sondern meine.
Ich hatte wieder versagt.

***
Ich hörte Schlüsselgeräusche und hob sofort meinen Kopf von den Hausaufgaben, die ich eigentlich nie machte. Ich brauchte eine Beschäftigung um mich abzulenken. Schnell stand ich auf und lief zur Tür.

Mein Vater stand da mit Luke und beide sahen mich überrascht an. Wieso waren sie so überrascht? Ich sollte doch die Jenige sein.

Vorsichtig verschränkte ich die Arme vor der Brust und hielt den Augenkontakt mit Luke, der etwas genervt aussah, als er mich sah.

,,I-Ich wusste nicht, dass du Zuhause warst."

,,Ich habe die letzte Stunde geschwänzt.", teilte ich ihm ohne Scham mit. Er schloss die Tür und ich sah leicht verwirrt zu Luke.

,,Aber, wie ich sehe, hast du Gast."

Dad sah zu Luke, der nur mit seinen Händen spielte.
Man, er sah so gut aus.

,,Eigentlich möchte mein Gast mit dir sprechen, welches ich vollkommen nachvollziehen kann.", entgegnete Dad und holte mich aus meinem Starren heraus.

Was?
Wieso wollte Luke mit mir reden?

Mein Blick wurde verwirrt, aber dennoch überrascht. Mein Herz raste.

Luke würde mich natürlich ausfragen, wieso ich mich von ihm getrennt habe. Ich konnte die Wahrheit nicht sagen.

,,Ich lasse euch alleine.", sagte Dad und verschwand im nächsten Moment.

Ich sah in die Augen von Luke und dann auf die Lippen, wie er sie andauernd befeuchtete. Innerlich lächelte ich, denn er tat das immer, wenn er nervös war.

,,Wie geht's dir?", war seine allererste Frage, die mich zum Nachdenken ließ.
Wie ging es mir eigentlich? Scheisse.

Wieso fragte er mich diese Frage? Hierbei konnte ich sehen, dass Luke trotz Wut immer noch großzügig war.  Wahrscheinlich hasst er mich, doch trotzdem interessiert es ihn, wie es mir geht.

,,I-Ich weiß es nicht.", gestand ich und er näherte sich leicht zu mir.

Langsam wurde mir schwindelig und übel.

Wieso geschah das immer? Was wollte mir mein Körper mitteilen?

,,Ann, wieso?", fragte er nach einer langen Stille.

Mir war klar, dass er diese Frage auf Bryce bezüglich stellte. Trotzdem versuchte ich dieser Frage zu entweichen. Außerdem stand mir Luke gefährlich nahe, so dass ich schon dachte seinen Herzschlag zu hören. Vielleicht tat ich das auch.

,,Ich weiß nicht, was du mei-"

,,Angeline. Bitte.", unterbrach er mich und es ließ mich wahnsinnig werden.

Wie schön er meinen Namen aussprach...

Mein Blick war andauernd auf den Boden gerichtet, da ich die Kraft nicht dazu hatte ihn in die Augen zu sehen.

Ich hätte ihm von Anfang an beichten sollen, dass ich mit Drogen zu tun hatte. Vielleicht hätte er mir sogar daraus geholfen. Aber es war zu spät. Wenn ich ihm das jetzt sagen würde, würde er mich wirklich endgültig hassen.

,,Du liebst Bryce nicht.", behauptete er und mein Atem stockte. Ich verstummte.

,,Was hat er dir angetan?", fragte er leise und strich meine Haare hinter mein Ohr. Unsere Augen trafen sich und ich bekam Gänsehaut.

Wie schön er mich an sah...
Das hatte ich so vermisst.

Ich antwortete nicht, denn er fuhr einfach weiter.

,,Du bestätigst nicht einmal, dass du ihn doch liebst. Ann, irgendetwas ist passiert. Du verschweigst mir etwas."

Langsam kam ich bei Sinnen und stolperte rückwärts.

,,Was ist?", fragte er unschuldig, während ich ihn emotionslos anblickte.

,,Du weißt, dass ich leicht manipulierbar bin und du nutzt es aus. Du nimmst dir dies zu Nutze, weil du wusstest, dass ich dir alles erzählen würde-"

Er unterbrach mich, als er sich zu mir näherte und seine Hände auf meine Arme platzieren wollte.
,,Sowas stimmt nicht."

Sofort schlug ich ihm die Hände weg und merkte, wie die Tränen ausbrechen wollten. Sogar meine Liebe wollte mich verarschen.

Wer wollte mich denn nicht verarschen?

,,Natürlich stimmt es."

,,Ann, ich vermisse dich. Ich vermisse dich so sehr, so dass ich kein Auge zudrücken kann, auch wenn es klischeehaft klingt. Ich versuche zu verstehen, was dich so bedrückt hat, dass du dich mit unserem Feind angeschlossen hast. Verstehst du, Ann? Ich weiß, dass etwas passiert ist, aber du erzählst es mir nicht. Wieso nicht?"

Ich überlegte. Sollte ich es ihm sagen? Aber er würde mich doch hassen. Er hasst Menschen, die was mit Drogen zu tun haben.
Apropos Drogen, ich merkte, wie mein Körper sich wieder nach den Tabletten sehnte.

,,Wovor hast du Angst?", fragte er und sah mir tief in die Augen. Meine Knie wurden weich und ich glaubte, dass wenn er mich weiterhin so ansieht, einfach umzufallen. Er verdrehte meinen Kopf, ohne einmal wirklich etwas überzeugendes zu tun.

,,Vor der Wahrheit.", antwortete ich und ließ diesmal zu, dass er seine Hände auf meine Arme lag.

,,Erzähle es mir. Ich werde dich nicht kritisieren oder hassen oder sonst etwas. Wir haben uns doch alles erzählt. Wieso tust du es jetzt nicht?"

Ich war wie paralysiert und sagte Dinge, die ich mir hätte sparen können.

,,Weil ich weiß, dass du mich sicherlich Abgrundtief hassen wirst.", antwortete ich leise, doch er schüttelte seinen Kopf.

,,Ich liebe dich.", flüsterte er.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt