35 | „Das ist bullshit!"

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,,Morgen Abend kannst du den Song live hören.", gab er bekannt und trank seinen Kakao.

Ich betrachtete ihn intensiv.
Man konnte ihn nicht beschreiben.
Er war anders.
Anders aber trotzdem hatte er etwas positives in sich.
Und ich wusste nicht, wieso ich so ein Gefühl hatte.
Ein Gefühl, als würde mein Herz gleich rausfallen.

,,Das werde ich sicher."

Er lächelte.

,,Aber ich muss ein wenig früher da sein. Du müsstest also alleine kommen."

,,Ja, kein Problem. Wäre sogar besser für mich, dann könnte ich sehen, ob ich den Weg noch in meinem Kopf habe."

Luke nickte lächelnd und ich ebenfalls.

Plötzlich klingelte es an der Tür und ich ging sie auf machen.
Vor mir stand mein Dad mit einer großen Tüte. Ich blickte die Tüte und danach ihn an. Vorsichtig gab er mir die Tüte und ich schaute rein.

,,Das war wohl alles, so hatte es deine Mutter gesagt.", fing er an und aus dem Augenwinkel sah ich wie er zu Luke schaute und ihm lächelnd zu winkte. Als hätte ich es nicht gesehen, widmete ich mich ihm erneut und bedankte mich.

,,Und wie geht es dir? Brauchst du etwas? Ich habe dir die Adresse heute Morgen geschickt-"

,,Ich weiß. Ich habe es gesehen.", unterbrach ich ihn neutral und er blickte mich ein wenig enttäuscht an.

Kurz herrschte eine Stille und dann unterbrach sie Luke, als er sich neben mich stellte und meinem Vater einen lächelnden Blick schenkte.

,,Mister...?"

,,Collins. Derek Collins.", antwortete Dad und Luke gab ihm die Hand. Während die beiden die Hände schüttelten, blickte ich Luke verwirrt an.

Was zur Hölle tut der Kerl?!

,,Luke. Luke Lyons."

Sie lösten die Hände und er stellte sich dichter an mich, so dass ich schon seinen Bein an meinem spüren konnte.

,,Wenn was sein sollte-"

,,Wir geben Ihnen Bescheid.", unterbrach Luke mein Vater und ich blickte ihn noch verwirrter an als davor. Mein Vater ging und Luke schloss die Tür. Schnell stellte ich die Tüte ab.
Mit verschränkten Armen stand ich vor ihm.

Er zuckte lässig mit den Schultern.
,,Was?"

,,Was sollte das denn gerade eben?", fragte ich ein wenig genervt.

Er ging erneut zur Küche und saß sich hin, während ich ihm folgte.

,,Das, meine Liebe, war eine Methode Menschen zu zeigen, dass sie dir vertrauen können.", antwortete er und ich schüttelte meinen Kopf mit zusammengezogenen Augenbrauen.

,,Das ist bullshit.", entgegnete ich,
,,Das war Schleimerei."

,,Manchmal muss man schleimen um besser anzukommen.", sprach er selbstsicher und trank seinen Kakao.

Ich rollte meine Augen und saß mich erneut vor ihm.

,,Du wolltest mir noch erzählen, wieso er dich gestern angerufen hatte...", fing er an und auf Knopfdruck weiteten sich meine Augen.

,,Stimmt! Ich habe es vergessen. Er hat sich um die Schule gekümmert.", antwortete ich und er sah mich fragend an, während er an seinem Getränk nippte.

,,Naja, mich auf deine Schule angemeldet."

Seine Augen weiteten sich und er stellte das Glas ab.

,,Das ist doch hervorragend! Wann bist du bei uns?"

Ein Lächeln huschte mir über die Lippen. Dass er sich so freuen würde, hätte ich echt nicht gedacht.

,,Am Montag. Also, genau dann wenn du zur Schule gehst."

Er nickte lächelnd.

Lange herrschte eine unangenehme Stille bis er sie dann unterbrach.

,,Komm mit.", sagte er und zog mich mit in die Garage.

Er bereitete die Anlagen und nahm sich dann eine Gitarre. Er blickte mich lächelnd an.

,,Stell dich hinter's Mikrofon.", gab er bekannt und ich schüttelte heftig meinen Kopf.

,,Auf gar keinen Fall. Ich kann nicht singen."

,,Natürlich kannst du das! Im Auto habe ich dich singen gehört, als wir im Kino waren. Komm schon, Ann!"

Seufzend tat ich was er sagte und er gab mir ein Blatt in die Hand, auf dem der Songtext stand.
Er schaltete die Anlage mit meiner Lieblingssängerin an.

Zitternd hielt ich das Blatt in der Hand und versuchte ruhiger zu atmen. Er fing an zu spielen.

,,Packing all my things for the summer
Lying on my bed it's a bummer
'Cause I didn't call when I got your number
But I liked you a lot
Slippin' on my dress in soft filters
Everybody said you're a killer, but I
Couldn't stop the way I was feeling the day
Your record dropped

The day I saw your white Mustang
Your white mustang
The day I saw your white Mustang
Your white mustang."

Er beobachtete mich andauernd, während er gleichzeitig mit der Gitarre spielte.

Wie konnte er sich auf beides konzentrieren?

Zum ersten Mal in meinem Leben war es mir nicht peinlich vor jemandem zu singen. Denn dieser Jemand lachte mich nicht aus, im Gegenteil - er gab mir immer mehr Mut zu singen.

,,Caught up in my dreams and forgetting
I've been acting like armageddon 'cause you
Held me in your arms just a little too tight
That's what I thought
Summer's meant for loving and leaving
I was such a fool for believing that you
Could change all the ways you've been living
But you just couldn't stop."

,,Okay, Luke. So viel reicht.", stoppte ich ihn und er machte die Anlage aus.

,,Und du willst mir sagen, dass du nicht singen kannst? Alles okay?", fragte er mich unglaubwürdig, doch ich schaute aus Scham nur auf den Boden. Er stand auf und näherte sich langsam zu mir, während ich den Blick auf ihn heftete.

Was tut er?

,,Du hast eine echt schöne Stimme.", teilte er mir mit und ich lächelte leicht.

,,D-Danke."

Er sah mich tief in die Augen und wieder traf mich diese Unruhe, also wich ich ein wenig zurück und versuchte das Thema abzulenken.

,,Werdet ihr dieses Lied singen?", fragte ich, doch er schüttelte seinen Kopf.

Ich nickte leicht.



Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt