79 | „Ich verspreche es dir so sehr."

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Ich saß schon seit über fünfundvierzig Minuten im Badezimmer und ließ das Wasser laufen, während ich mich in einer Ecke ausweinte. Luke sammelte all die spitzen Gegenstände vom ganzen Haus und auch all die Tabletten, sodass ich gar keine Chance hatte einfach alles zu beenden.
Ich war müde.
Sehr müde.
Sodass ich nichts mehr schaffte.

,,Angeline?", fragte Luke durch die Tür und ich stand sofort auf, zog meine Klamotten aus und stieg in die Dusche. Es klopfte weiter an der Tür, doch ich versuchte mein Weinen zu stoppen.

Es klappte nicht.
Verdammt.

Das Wasser stellte ich ganz kalt, weil mir plötzlich so warm wurde. Die Kälte mischte sich mit meiner Körpertemperatur, die gefühlt 42 Grad Celsius war. Ich spürte den Schmerz nicht, den diese eiskalte Flüssigkeit erzeugte. Das Atmen wurde langsamer und ich merkte wie ich am ganzen Körper anfing zu zittern. Nicht einmal das Wasser konnte ich zudrehen. Luke hörte auf zu klopfen und es war ein schönes Gefühl mal für Sekunden ruhe zu haben, obwohl nicht mal etwas richtiges hören konnte. Nur ein dumpfes Geräusch in meinen Ohren. Ich keuchte schon fast, während das Wasser sich wie Eiszapfen auf meiner sanften Haut anfühlte. Plötzlich ging der Vorhang auf und Luke sah mich geschockt an. Schnell drehte er den Wasserhahn zu und schnappte sich ein Handtuch. Ohne einmal einen Blick auf meinen Körper zuwerfen, lag er das Handtuch um meinen eiskalten Körper und zog mich raus. Ich zitterte immer noch überall, wobei der Junge mich in mein Zimmer brachte. Er setzte mich auf mein Bett, während mein Blick immer noch auf den Boden gerichtet war und ich völlig benommen war, als hätte ich wieder diese Drogen genommen. Luke brachte mir Klamotten, doch ließ mich nicht selbst anziehen.
Er tat es für mich.
Mein Freund zog mir zuerst ein Slip an und fing an zu sprechen, während er ein T-Shirt über meinen Kopf zog.

,,Von nun an werde ich auf dich aufpassen. ."
Seine Stimme klang eher besorgt und ängstlich, als wütend.
,,Keine Sekunde lasse ich dich aus den Augen, nie wieder. Ich verspreche es dir."

Er zog mir eine Jogginghose an und dann Socken, ehe er sich zu meinem Gesicht näherte und mir tief in die Augen sah. Ich atmete immer noch schwer und zitterte, doch das hielt Luke nicht davon ab, dass er mir einen Kuss auf die Stirn gibt.

,,Ich verspreche es dir so sehr."

•••

Mit einer Decke über meinem Körper, die Heizung auf höchster Stufe und fast getrockneten Haaren, saß ich auf der Couch und starrte den Fernseher lustlos an. Luke brachte zwei Tassen Tee mit und saß sich dann neben mich, als er mir die Tasse überreichte.

,,Danke.", flüsterte ich und umklammerte die Tasse mit meinen Fingern, weil mir immer noch kalt war. Eine unangenehme Stille herrschte und ich hörte nur noch das Schlucken von Luke. Den Fernseher stellte er auf lautlos und stellte seine Tasse ab, während er mich an sah. Mit müden Augen blickte ich ihn zurück an und stützte meinen Kopf an die Couch.

Bevor er irgendetwas sagen konnte, klingelte es an der Tür. Wir beide sahen dahin, doch dann stand mein Freund auf und öffnete die Tür. Plötzlich war es ganz still und ich stand verwirrt auf um zur Tür zu gehen. Meine Schwester stand da und wendete den Blick von Luke auf mich.

,,Alexia?", wollte ich sicher gehen. Sie lächelte mich freundlich an, doch wartete draussen.

Mir sprang die Sache mit ihrem Geschenk in den Kopf und ich wurde sofort wütend.

,,Was suchst du hier?", fragte ich gereizt, dennoch ein wenig ruhig. Ich näherte mich zu ihr, doch Luke stoppte mich sofort.

,,I-Ich. ."

,,Was du?"

,,Ann, beruhig dich.", murmelte Luke als er meinen Arm fassen wollte, doch ich es nicht zuließ.

,,Ihr macht das immer mit Absicht oder?", fragte ich und Alexia's Gesichtsaudruck flog von freundlich auf verwirrt in nur Sekunden.
,,Ihr wollt das ich austicke. Wieso?"

,,I-Ich sollte gehen-"

,,Nein!", schrie ich und zog sie rein. Sie stützte sich an einem Sessel und blickte mich überrascht an.

,,Angeline, was tust du?!", schrie Luke, doch ich missachtete dies. Stattdessen bewegte ich mich zur meiner Schwester und hielt sie am Arm fest.

,,Wieso machst du das?! Wieso machst du das. . jedes verdammte Mal?!"

,,Lass sie, Ann!", mahnte mich Luke, doch ich schubste ihn von mir weg und sah dabei das Mädchen an, wessen Körper am Sessel gelehnt war und sie aussah als würde sie sehr Angst vor mir haben.

Ich stoppte.
Ich konnte nicht weiter machen.
Sie sah so ängstlich aus.
Machtlos.
Wertlos.
Einsam.

Schnell bewegte ich mich verwirrt von ihr weg und blickte den Boden an, während tausende von Dingen in meinem Kopf schwirrten.

,,Angeline-"

,,Lass mich alleine.", unterbrach ich Luke immer noch verwirrt und bewegte mich zur Tür um dieses Haus zu verlassen.

Es kam mir so vor, als würden die Wände auf mich zukommen und mich jemand anderes kontrollieren.

Alles war so anders.
Alles war so schlimm.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt