73 | „Ich bringe ihn um!"

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Plötzlich wurde es so still und ich konnte das schnelle Atmen von Luke hören. Es brachte mich schon um den Verstand ihn so anders zu sehen. Seinen Blick konnte ich nicht identifizieren. Es war eine Mischung aus Wut, Trauer und Überraschung. Doch, tief im Inneren wusste ich, dass er eher traurig war, als er es danach als wütend zeigte. Ihm überzog eine gruselige kalte Mimik, den er so ernst wie möglich zeigen wollte und blickte dem Mann gegenüber ihm an.

,,Ich habe keinen Vater.
Auch, wenn; Ich will ihn nicht sehen."

Seine Worte waren verletzend, so dass es in mir sogar weh tat. Aber, vorallem wusste ich, wie es sich anfühlte die Trauer mit Wut in sich zu überspielen.
Es war Scheisse.
Alles war Scheisse.

Mit schnellen Schritten entfernte er sich und ließ mich planlos stehen. Natürlich wollte ich ihm folgen, doch diesmal stoppte der Mann mich verzweifelt.

,,Er wird mir nicht verzeihen. .", stellte er schlau fest, doch ich blickte ihm nur emotionslos in die Augen.

,,Vielleicht wäre das viel besser für ihn."

Seine Augen zeigten Verwirrung, doch nach diesem Satz ging ich mit schnellen Schritten auf Luke zu und versuchte ihn somit einzuholen.

,,Luke, warte!", schrie ich und er stoppte, als er sich sofort umdrehte.

,,Angeline, es tut mir leid. I-Ich hab dich s-stehen-"

,,Schon gut, Luke", unterbrach ich ihn schwach lächelnd und näherte mich zu ihm, damit ich seine weiche Haut an meiner Hand spüren konnte,
,,Du hast das richtige getan."

***
Andauernd gab mir Luke falsche Lösungen zu Aufgaben, die sogar ich lösen konnte. Sogar ich wusste, dass das was er sagte einfach nur falsch war, obwohl er viel besser in Mathe war als ich. Ich lag den Stift weg, schloss das Buch und musste mir sein verwirrten Blick ansehen.

,,Was tust du?", fragte er unschuldig, doch ich verschränkte meine Arme vor der Brust, ehe ich mich an den Stuhl lehnte und ihn dabei nicht aus den Augen ließ.

,,Ich kann dich so nicht sehen. Rede mit mir. Ich möchte für dich genau so da sein, wie du es für mich bist."

Er stand sofort auf und lief hin und her.
,,Das war er. I-Ich weiß es."

Mir war klar, dass er von dem Mann sprach, der sich als sein Vater ausgab. Mir war auch bewusst, dass dies die Sache war, die Luke schon den ganzen Tag über beschäftigte.

Ebenfalls stand ich auf und berührte ihn leicht am Arm, doch er zog diese schnell weg und benutzte sie um mir Dinge zu erklären, die er selbst nicht einmal verstand.

,,Es kann doch nicht sein, d-dass er achtzehn Jahre später in mein Leben kommen möchte, Ann, was denkt er wer er ist?"

Während er sich aufregte, merkte ich auch gleichzeitig, dass er die Trauer immer wieder runterschluckte und es mir nicht zeigen wollte.

Vertraut er mir nicht?

,,Er wird nie ein Teil meiner Familie sein. Ich habe schon eine Familie. Mom, Kat, Lyve und dich. Mehr brauche ich auch nicht-"

,,Luke, vor einigen Wochen erfuhr ich, dass ich zwei Geschwister habe. Eines davon ist deine Ex. Was meinst du? Zähle ich sie als Familie oder nicht?"

,,Das hat gar nichts damit zu tun! Du verstehst es einfach nicht."

,,Du verwechselst mich gerade komplett. Ich bin das Mädchen, dessen Eltern sie nicht wollten. Deine Mom wollte dich wenigstens noch.", machte ich klar, doch er schüttelte seinen Kopf.

,,Ich bringe ihn um.", gab er bekannt und machte sich schon auf den Weg, als ich bei Sinnen kam, zur Tür rannte und ihn zur Seite schubste.

,,Beruhig' dich verdammt!", schrie ich, doch diesmal hielt er sich nicht zurück und schrie mich auch an.

,,Ich habe keinen Grund um mich zu beruhigen! Ich kann nicht immer das tun, was du von mir verlangst, Ann-"

,,I-Ich verlange nichts von dir? Ich empfehle es dir nur, denn ich weiss, dass wenn ich dich jetzt schicke. . Es werden einfach schlechte Dinge passieren.", entgegnete ich selbstsicher zurück.

,,Die schlechten Dinge sind ein Teil unseres Lebens. Oh Mann, verstehst du es denn immer noch nicht?! Was haben wir beide noch im Leben, das wir als gut bezeichnen? Du hattest nicht einmal eine Kindheit, wegen Mangel an Fürsorge. Ich hatte keinen Vater und du hast deinen vor paar Wochen ver-"

,,Sei still!", schrie ich und schaute ihn sauer an,
,,Du willst gehen? Gut, dann verpiss dich!"
Ich öffnete die Tür und blickte ihn immer noch sauer an.

,,Gehst du durch diese Tür, gehe ich aus deinem Leben."

Meine Stimme klang so ernst, dennoch hatte ich Angst, dass Luke wirklich rausgehen würde. Er würde mich einfach echt verletzen, obwohl ich schon genug Verletzungen hatte.

Einige Sekunden starrten wir uns an, doch dann hob er seinen Kopf und ging dicht an mir vorbei, damit er durch die Tür gehen konnte. Ich sah immer noch gerade aus und nicht ihm hinterher, denn diesmal hatte er mich wirklich verletzt. Diesmal war er der Jenige, der mich verletzt hatte. Die Person, von der ich es als letztes erwartet hätte.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt