48 | „Ich liebe ihn."

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Als wir ankamen, war ich nicht einmal fähig an der Rezeption nach meiner Mutter zu fragen. Den Grund kannte ich nicht.
War es die Angst, die ich um Mom hatte?

Nachdem Luke nachfragte, brachte er mich zur Station und zum Zimmer. Tief Luft holend und sehr nervös öffnete ich die Tür und trat hinein, während Mom im Krankenbett lag und zu mir schaute. Sofort bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen und die Gefühle trafen mich. Ein Kloß entstand in meinem Hals und ich musste weinen. Weinen, da sie mir in dem Moment leid tat und ich mich doch um sie kümmern wollte. Aber auch irgendwie nicht.

Langsam bewegte ich mich zu ihr und hielt mich am Krankenbett fest, während sie Luke lächelnd anschaute.

,,Ist das dein Freund?", fragte sie mit einer rauen Stimme, die mir mehr weh tat. Ich konnte zuerst nicht antworten, denn mit einer normalen Frage von ihr hatte ich nie gerechnet.

,,Ja. Ja, ich bin ihr Freund. Mein Name ist Luke. Wie geht es Ihnen?", sprang Luke sofort ein und berührte kurz die Hand meiner Mutter. Er wirkte so fröhlich und vorbereitet meine Mom kennenzulernen.
Wieso benahm er sich so?

,,Schon besser. Ich habe nur etwas Kopfschmerzen, aber es geht.", antwortete sie und sah mich wieder an.

Den Anblick konnte ich mir nicht geben.
Wieso traf es mich auf einmal so sehr?
Wieso konnte ich ihr nicht in die Augen ohne dabei zu zerbrechen?

Weil du ein großes und warmes Herz hast.

Meiner inneren Stimme gab ich teils Recht. Vielleicht stimmte es ja auch.

,,W-Wann wirst du entlassen?", fragte ich leise und versuchte so ernst, wie möglich zu klingen.

,,Es ist noch nicht klar."

Ich nickte nur und sah zu Luke, der mir einen tiefen Blick schenkte.

,,Ich hole uns einen Kaffee.", gab er bekannt und wollte gerade raus, als er stoppte,
,,Wollen sie auch einen, Miss Collins?"

Sie schüttelte ihren Kopf und Luke ging raus. Langsam setzte ich mich neben ihr ans Bett und spielte mit der Decke.

,,Er ist echt nett.", fing sie an und ich lächelte schwach.

,,Dass ist er, ja.", antwortete ich und sie blickte mich traurig an.

,,Ich hoffe, dass er dir die Fürsorge schenkt und ihr alles nachholt."

Das Lächeln verblasste mir und ich sah sie neutral an.

,,Was nachholen?"

,,Dass, was wir zusammen nie gemacht haben.", antwortete sie knapp und ich nickte.

Nicht heulen, Angeline, nicht heulen!

,,Er tut es. Er zeigt mir Liebe und Verständnis. Er bringt mich zum Lachen und versteht mich. Ich bin ihm sehr dankbar."

Ich war völlig überrumpelt, da ich noch nie zuvor ein normales und ruhiges Gespräch mit meiner eigenen Mutter hatte. Um ehrlich zu sein, war es toll, obwohl es gerade Mal Minuten her waren.

,,Liebst du ihn?", fragte sie plötzlich und ich blickte sie überrascht an.

Was sollte ich antworten? Einfach die Wahrheit, doch was war die Wahrheit? Ich folgte der Stimme, die tief in mir das eine rief.
Tat ich ihn lieben? Aber ich kannte das Gefühl doch gar nicht? Ich fühlte es doch noch nie. Sicher sein konnte ich mir gar nicht.

Sag es einfach!
Habe keine Angst davor etwas falsches zu machen, wie Luke es sagte!

,,Ich liebe ihn.", entgegnete ich lächelnd und sie lachte ebenfalls, doch dann sah sie zur Tür. Ich drehte mich leicht um, während Luke mit zwei Becher Kaffee da stand und mich ein wenig entfremdet an sah. Schnell drehte ich mich wieder zu meiner Mutter und machte non-verbal klar, dass Luke es nicht wissen sollte. Verwirrt sah sie mich an, doch nickte anschließend.

Plötzlich platzierte Luke eine Hand auf meine Schulter und reichte mir den Kaffee.

,,Hier."

Ich nahm es dankend an und nippte dran.

Ein Handy klingelte und ich schaute nach hinten, während Luke rausging, um zu telefonieren.

,,Es ist kompliziert. Lass es dabei.", klärte ich sie wegen vorhin auf, stellte dabei den Kaffee auf den kleinen Tisch neben uns. Sie nickte nur, sagte nichts anderes dazu.

Nach Minutenlanger Stille kam eine Krankenschwester rein und ich stand auf um ihr Platz zu machen.

,,Wie geht es Ihnen, Miss Collins?", fragte sie freundlich und ich beobachtete die beiden.

,,Schon besser. Keine Sorge, ich werde sie nicht mehr angreifen, es ist vorbei.", antwortete sie und ich war komplett verwirrt.

Hatte Mom die Krankenschwester attackiert?
Wieso?

Die Schwester aber nur kicherte leicht und teilte ihr mit, dass es in Ordnung sei.
,,Es ist ja nicht einfach mit so etwas zu leben."

Ich hielt es nicht länger aus und begab mich in schnellen Schritten vor die Tür. Gerade war Luke dabei reinzukommen, doch ich knallte leicht gegen seine Brust und bettelte schon fast mich von hier weg zu bringen.

,,Was ist passiert?"

,,Ich möchte hier nicht mehr sein. M-Mir geht es schlecht, bitte.", antwortete ich ihm hastig und ging sofort raus.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt