34 | „Wir gefallen Gott nicht..."

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Nach einigen Stunden kam Jane, doch wir hatten die Küche schon sauber gemacht und duschten auch einzeln.

,,Hey, Kinder.", sprach sie, als wir drei auf der Couch saßen.

,,Hey, Mom.", antworteten die Geschwister und ich blieb kurz still.

,,Hey, Jane."

Ich konnte sie ja nicht einfach Mom nennen, was würde sie von mir denken?

Seufzend ließ sie sich auf die Couch fallen und wir beobachteten sie.
Gerade als sie etwas sagen wollte, klingelte mein Handy und Luke sah mich fragend an. Er wusste ja bereits, dass mich normalerweise niemand anruft.
Ich sah auf meinem Bildschirm - es war Dad. Schnell stand ich auf.

,,Da muss ich ran, Sorry."
Mit diesen Worten ging ich nach oben ins Zimmer, schloss die Tür und ging ran.

,,Ann, Wir haben alles erledigt mit deiner Mutter zusammen."

Ein Lächeln huschte mir über die Lippen. Wie schnell ging denn das?

,,Wann sollen wir die Sachen vorbei bringen?"

Ich überlegte. Das war eine echt gute Frage.

,,Ehm... Ich weiß es gar nicht. Morgen vielleicht?"

,,Ich könnte sie auch jetzt vorbeibringen."

,,Nein! Nein, auf keinen Fall."

Jane war Zuhause und ich konnte ihr doch nicht einfach sagen, dass mein Vater vorbei kommt. Sie würde mich zu ihm schicken und das war das letzte was ich wollte.

,,Warum nicht?"

,,Ich schreibe dir schon, wann du kommen kannst.", entgegnete ich ohne einmal seine Aussage zu beachten. Er stoppte für paar Sekunden.

,,In Ordnung. Dann... Bis dann."

Ein Stechen in meinem Herz fand statt. Wie gerne hätte ich ihn jetzt Dad genannt, doch er hatte es nicht verdient.

,,Falls du es dir Mal anders überlegst, schreibe ich dir jetzt meine Adresse."

,,Das wird nicht nötig sein."

,,Ich tue es trotzdem."

Was wollte er damit erreichen? Ich würde mir nicht einmal überlegen bei ihm einzuziehen. Wieso sollte ich das?

,,Okay. Bis dann."

Ich lag auf und sah mich im Spiegel an. Langsam näherte ich mich zu diesem und betrachtete mich selbst.

*Flashback*

,,Wenn du groß bist, Ann, wird alles viel besser klappen. Die Menschen werden dich lieben, du wirst dich selbst lieben und wirst eine mächtige Prinzessin.", sprach ich mir selbst zu.

Plötzlich hörte ich ein Lachen von meiner Mom, die in mein Zimmer reinplatzte. Vor Angst setzte ich mich in die Ecke, versteckte die Barbie-Puppen hinter meinem Rücken und sah sie beängstigend an.

,,Aus dir wird nichts, denn du bist nichts. Verstehe es doch.", sprach sie mir zu und näherte sich. Ich konnte den Geruch von Zigaretten riechen, wobei es mir übel wurde.

,,Aus deiner Mami ist nichts geworden, wieso sollte aus dir überhaupt etwas werden?", sprach sie und machte mich runter, während sie sich zu mir bückte.

,,Die Welt ist nichts für uns, Angeline. Wir gefallen Gott nicht."

*Flashback beendet*

,,Es wird alles besser klappen, Ann, du wirst dich lieben.", sprach ich mir leise zu und wiederholte die Sätze meines kleinen Ich's,
,,Eine mächtige Frau..."

Ich kam wieder bei Sinnen, ging runter und saß mich auf die Couch hin. Luke sah mich immer noch fragend an, während Jane sich mit Lyve beschäftigte.

,,Mein Dad...", flüsterte ich ihm zu und er war verwirrter als davor.

,,Wie-"

,,Erzähle ich dir später.", unterbrach ich ihn leise und Jane sah uns an.

,,Schau Mal Lyve, wir werden ausgegrenzt, weil du sehr jung und ich alt bin.", sprach sie grinsend und ich lachte.

,,Als ob.", entgegnete ich und Luke gähnte. Ich sah ihn verwirrt an, während er mich mit müden Augen.

,,Du standest später auf als ich und bist früher müde?", fragte ich lachend und er nickte, stand auf.

,,Gute Nacht, Familie.", sprach er und ging.

Ich sah ihm geschockt hinterher.
Hatte er mich mit zur Familie gezählt?

,,Der Junge wird zwar älter, aber sein Gehirn schrumpft von Jahr zu Jahr.", löste mich Jane von meinen Gedanken.

Wir waren mit Lyve alleine, dies bedeutete, dass ich sie nach Alexia abfragen konnte.

,,Jane, waren Luke und Alexia zusammen?", fragte ich und sie sah mich erschrocken an.

Ich hatte das Gefühl etwas falsches gesagt zu haben, vielleicht tat ich das sogar.

,,Wie... Wie kommst du drauf?", fragte sie benommen zurück.

,,Es scheint so, als würde das Thema Alexia Luke's Schwachpunkt sein.", antwortete ich.

,,Sie waren beste Freunde. Gingen zusammen zur Schule. Sie kam manchmal zu uns, Luke ging manchmal zu ihr. Sie machten alles zusammen. Projekte, Arbeiten, Hausaufgaben und jedes Wochenende waren sie zusammen draussen. Man hätte wirklich gedacht, dass sie ein Paar waren, aber das waren sie nicht. Alexia hatte erst später einen Freund und deswegen konnten sie nicht mehr so viel machen.", erzählte sie und irgendwie war ich erleichtert.

,,Seit wann kannten sie sich denn?", fragte ich weiter.

,,Seit dem Kindergarten. Aber hätte ich gewusst, dass sie am Ende so eine war, hätte ich Luke niemals erlaubt mit ihr befreundet zu sein."

Eine Verwirrung konnte man mir ansehen. Wovon sprach sie?

,,Ich verstehe nicht... Wie war sie denn?"

,,Sie war einfach Drogenabhängig. Zum Glück ist Luke nicht jemand, der den Freunden nachmacht. Aber er hatte es mir verschwiegen, dass Alexia so eine war."

Die Panik stieg in mir. Wenn Jane erfahren würde, dass ich Drogen nehme, wäre ich tot! Sie würde mich aus dem Haus schmeißen und Luke würde ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehen... Ich musste die Drogen irgendwie wegschaffen.

,,Aber jetzt... Jetzt wählt er sich seine Freunde ordentlich aus. Die drei Jungen hat er und dich. Bei dir sehe ich, dass du keinen schlechten Einfluss auf Luke hast. Du scheinst mir sauber und echt barmherzig.", teilte sie lächelnd mit und ich fühlte mich schlecht.

Nichts davon stimmte. Überhaupt gar nichts.
Langsam stand ich auf und blickte sie beschuldigt an, doch ich war nicht dabei ihr zu sagen, dass ich ebenfalls Drogenabhängig war - Nein. Ich wünschte ihr und Lyve gute Nacht und ging auf mein Zimmer.

,,Du scheinst mir sauber und echt barmherzig..."
,,Bei dir sehe ich, dass du keinen schlechten Einfluss auf Luke hast..."

Nichts davon stimmte und die Stimme klang immer wieder in meinem Kopf. Ich fühlte mich schlecht. Schlecht, weil ich sie verarscht hatte. Und Luke. Und Lyve. Ich hasste mich selber. Und ich hasste es, dass ich erneut die Tabletten schlucken musste.

Ich schloss die Augen und schlief ein.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt