3 | „Ann, bitte."

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Das Wohnzimmer sah im Gegensatz zu seinem Zimmer ordentlicher aus.

Ich fragte mich ernsthaft, ob die Beziehung zu seiner Mutter wenigstens stabil war. Denn meine war es nicht. 

,,Wo ist eigentlich deine Mom?", fragte ich, als ich mich verwirrt umdrehte.

,,In New York. Auf Geschäftsreise.", antwortete er und ich nickte.

,,Wo ist deine Mom?", fragte er und ich sah ihn an.
,,Zuhause."

Er rollte seine Augen.
,,Ist mir klar, nur, wieso kannst du nicht zu ihr?"

Ich blieb still. Ich wollte es ihm nicht erzählen. Die Lage meiner Eltern war mir schon peinlich genug, aber dann noch zu erklären, dass sie nicht einmal dazu fähig waren, auf die Tochter aufzupassen. Noch nie erzählte ich meiner Mom irgendwelche Geheimnisse von mir in der Angst, dass sie mich auslachen oder das es sie überhaupt gar nicht interessieren wird. Kurz gefasst: Sie würde mir nicht helfen. Und mit meinem Dad über Mädchenprobleme zu reden, wäre der größte Mist.

Luke winkte kurz mit den Händen vor meinen Augen, da ich wohl zu lange in Gedanken versunken war.
Ich sah ihn verträumt an, doch wollte nicht darüber sprechen.

,,A-Als was arbeitet sie?", versuchte ich das Thema ablenken.

Er lachte. Aber erst jetzt sah ich seine weißen perfekten Zähne, die im Gegensatz zu meinen sehr perfekt waren.

,,Ich habe dich zuerst gefragt.", sagte er und ich zuckte mit den Schultern.
,,Muss ja nicht heißen, dass du nicht drauf antworten kannst.", entgegnete ich verkrampft.

,,Wieso kannst du nicht zu deiner Mutter?", wiederholte er sich.

,,Ich möchte nicht darüber sprechen.", kam es leicht von mir und er sagte nichts mehr.

Man konnte nichts für. Ich meine, ich kannte ihn noch nicht. Außerdem vertraute ich auch niemandem, wieso sollte ich ihm vertrauen? Wahrscheinlich werde ich ihn morgen nicht mehr sehen.

Ich entdeckte verschiedene teure Alkohole in einer Vitrine.

,,Bist du schon achtzehn um zu trinken?", fragte ich und er lachte leicht.
,,Noch nicht, aber falls es dich beruhigt, nein, ich trinke nur ab und zu bei Feiern.", antwortete er.

,,Wieso wenn es mich beruhigt, dass war eine ganz normale Frage.", entgegnete ich verwirrt, doch sein Grinsen verblasste nicht.

Plötzlich klingelte mein Handy und ich nahm es aus meiner Hosentasche raus.
Es war Dad.
Tatsächlich war er es!

Schnell mit einem riesen Lächeln ging ich ran.

,,Dad?"

,,Ann, ehm wie geht es dir?"

,,Gut. S-Sehr gut sogar, als ich sah, dass du anrufst. Wie geht es dir?"

,,Was ist denn mit Mom geschehen?", fragte er sofort, ohne einmal auf meine Frage zu achten.

Langsam verblasste mir das Lächeln.
Es war schon eine Ewigkeit her, dass mein Vater und ich telefonierten.
Ich vermisste ihn so sehr, dass konnte er sich nicht vorstellen...

,,Nichts. Nichts, was soll schon sein?", fragte ich enttäuscht zurück.

,,Angeline, du weißt, dass ich weiß, dass du gerade lügst?"

,,Hat sie dich also angerufen...", murmelte ich.

,,Sie sagte, dass du auf dem Weg zu mir bist und du weißt auch, dass deine Mutter mich sonst nie anruft. Ich weiß nicht einmal, wie sie an meine Nummer gekommen ist."

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt