74 | „Babe."

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,,Was zur Hölle tust du da?!", löste mich eine wütende Stimme, sodass ich vor lauter Schreck das Glas Wasser vor mir nahm und alles auf einmal austrank. Luke, aber nahm mir sofort das Glas aus der Hand und stellte mich zur Rede.

,,Was waren das für Tabletten?!"

,,L-Luke, du tust mir weh.", entgegnete ich, während er meine Handgelenke fest im Griff hatte. Der Druck stärkte sich und es schmerzte höllisch.

,,Beantworte mir die Frage verdammt!"

,,Luke, lass mich los!", schrie ich laut auf und sofort ließ er mich los. Ich blickte ihm sauer ins Gesicht und boxte auf seine Brust.

,,Du Arschloch hast mir wehgetan!"

Sanft versuchte ich meine Handgelenke zu massieren, wobei es immer noch doll weh tat. Was brachte Luke so um den Verstand, dass er mir schon weh tun konnte?

,,Es waren Scheiss nochmal Schmerztabletten! Hast du deine Antwort jetzt?!"

Gerade, als ich gehen wollte, hielt er mich diesmal sanft am Arm, doch ich bekam trotzdem das Gefühl, dass er mich schlagen würde.

Ich hatte Angst vor Luke.

Als ich zusammen zuckte, nahm er seine Hände wieder zurück und schaute mich verzweifelt an.

,,T-Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du Angst kriegst."

Ich wusste, dass er es ernst meinte. Irgendetwas beschäftigte ihn so sehr, dass er vor Wut Mal wieder nichts sehen konnte.
Nicht einmal mich.

Trotzdem ging ich nickend an ihm vorbei und saß mich auf die Couch im Wohnzimmer hin. Luke folgte mir, doch saß sich nicht hin.

,,Setzt dich doch neben mich.", bot ich ihm an und er tat dies vorsichtig. Während meine Beine angewinkelt waren, saß er immer noch so, als würde er zu einem Vorstellungsgespräch wollen. Seine Hände waren ineinander gefaltet und er leckte andauernd seine Lippen.

,,Er hat dich verletzt, stimmt's?", fing ich an und mit Er meinte ich seinen Vater.

Plötzlich fing Luke an zu schluchzen und die Panik überkam mir. Schnell bewegte ich mich zu ihm um ihn in den Armen zu nehmen. Als hätte er drauf gewartet, schlang er seine Arme um meinen Körper und ich fühlte ihn auf meiner Schulter weinen. Mit der einen Hand streichelte ich über seinen Hinterkopf und mit der anderen Hand seinen Rücken.

,,Ganz ruhig. .", fing ich an und schloss dabei die Augen,
,,Ich bin bei dir. Du bist nicht allein."

Langsam löste er sich wieder und wusch sich sofort die Tränen weg. Sanft platzierte ich eine Hand auf seinen Kind und drehte seinen Kopf zu mir, ehe ich lächelte.

,,Du schämst dich wegen mir? Ist das dein ernst?", fragte ich leise und grinsend, sodass er auch lachen musste.

,,Ich habe wirklich alles von dir gesehen. Da stört mich dein Weinen auch nicht."

Er nickte schwach und sah auf seine Hände. Er spielte mit seinen Fingern und ich beobachtete ihn bemitleidend.

,,Ann, wieso kommt er jetzt? Wieso verletzt es mich so ihn zu sehen?"

Luke so zu sehen, machte mich derartig fertig. Es fühlte sich an, als würde ich seinen Schmerz in mir spüren, obwohl die Sache rein gar nichts mit mir zu tun hatte.

,,Ich komme mir vor wie ein Idiot!"

,,Das musst du nicht, Babe.", antwortete ich sofort und sah ihm fest in die Augen,
,,Vor mir sitzt ein starker Mann, der gerade einfach nur einen Gefühlsausbruch hat. Sowas ist völlig normal."

,,Ein starker Mann, der es nicht wahrhaben kann, dass sein Vater am Leben ist und gerade sein Leben zerstört?", wollte er sich sicher gehen, doch ich schüttelte meinen Kopf.

,,Luke, niemand sagt dir, dass du dich mit deinem Vater verstehen sollst. Vielleicht hat er es eingesehen, dass es Scheisse von ihm war-"

,,Nach verdammten 18 Jahren?!", unterbrach er mich unglaubwürdig.

,,Das ist nicht der Punkt. Wichtig ist, dass er es eingesehen hat.", machte ich ihm klar und er schaute wieder nach unten. Ich lag meine Hand auf seine Schulter.

,,Weiß es Mom?", fragte ich vorsichtig, doch er schüttelte seinen Kopf.

,,Ich habe zu sehr Angst es ihr zu sagen."

Diesmal nickte ich und verstärkte meinen Griff an seiner Schulter. Mich überkam so eine Art Kontrollverlust, als Luke mir in die Augen schaute. Plötzlich rückte er näher an mir und ich machte ihm Platz. Langsam lag ich mich auf die Couch, als auch Luke über mir war und mir tief in die Augen sah. Meine Hände lag ich auf seinen Nacken und zog ihn näher an mich, damit ich seine Lippen spüren konnte. Doch weiter ging es nicht, denn diesmal stoppte ich.

,,W-Was ist?", fragte er vorsichtig.

Ich zuckte meine Schulter und atmete leicht aus. Mich bedrückte immer noch die Sache mit meinem Vater und ich konnte an nichts anderes denken. Doch ich wusste, dass ich eine Ablenkung gebrauchen könnte und Luke auch.

,,Ich will dich in mir spüren.", flüsterte ich leise in seinem Ohr.

Als wäre dies ein Knopf gewesen, drückte er seinen Becken gegen meins und wir zogen uns aus.

Ich wusste immer noch nicht, ob es ein Fehler war Luke als Ablenkung zu benutzen.
Aber es war es Wert.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt