37 | „Niedergeschlagen..."

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Jane kam mit Lyve und wir standen sofort auf.

Lyve rannte, wie gewöhnlich, zu mir und umarmte mich.

,,Guten Tag...", sprach Jane und stellte paar Tüten auf den Tisch, während sie Luke bedeutend an sah.

,,Alles gut, Mom?", fragte Luke vorsichtig und ein wenig leise, doch seine Mutter schenkte ihm nur ein Schulterzucken.

,,Ich weiß es nicht. Sag du es mir."

Mein Blick wurde verwirrt und ich sah zu Luke.

Was könnte Luke denn falsch gemacht haben? Außerdem... Wieso handelte Jane so anders, wobei sie schon immer eine Person war, die sofort Dinge sagte?

,,Ich weiß nicht, wo von du-"

Sie unterbrach ihn, während sie ihm einen Brief zu warf.
Verwirrt hob er diesen Brief auf und öffnete ihn sofort.

Natürlich war ich neugierig und wollte sofort wissen, was da drin stand, doch ließ es mir nicht anmerken.

Er versuchte es zu überlachen und blickte seine Mutter an, als wäre es ein Witz gewesen.

,,Ich finde es nicht lustig, Mister Lyons!", erwiderte sie mit verschränkten Armen.

Ich hätte meinen Kopf abreißen können in dem Moment. Sofort wollte ich es wissen.

,,Wie kannst du so etwas tun? Habe ich dich so erzogen?!", fragte sie rhetorisch aber sauer.

,,Mama...", mischte sich Lyve mit ein und die Mutter schenkte mir einen auffordernden Blick.
,,Ann, könntest du mit Lyve rein gehen?"

Schnell nickte ich, hielt Lyve an der Hand und bewegte mich auf ihr Zimmer, während die beiden sich streiteten. Ich hätte gerne gewusst, was im Brief steht, das Jane so sauer machte, denn die Schreie hörten nicht auf.

,,Ann, was ist los?", fragte Lyve traurig und ich blickte sie entfremdet an.

Was sollte ich antworten?
Ich war noch nie gut etwas niedlicher klingen zu lassen, wenn die Tatsache wirklich sehr schlecht war.

,,Ehm...", fing ich an und blickte in ihr Zimmer, ob ich vielleicht doch die Gelegenheit hatte das Thema zu wechseln. Ich blickte auf ein Bilderbuch und bewegte mich zu diesem, nahm es in die Hand.
Anschließend zeigte ich es Lyve.

,,Möchtest du mir das zeigen?", fragte ich vorsichtig. Zuerst blickte sie mich verwirrt an, während die Panik immer höher in mir stieg, doch dann lächelte sie auf einmal und nahm mir das Buch aus der Hand.

,,Komm.", forderte sie auf und lag sich auf ihr Bett. Erleichtert atmete ich tief aus und tat was sie von mir verlangte. Sie schlug das Buch auf und fing an zu erklären, doch meine Gedanken waren immer noch bei der Diskussion zwischen Luke und seiner Mutter.

Es war wie, als würde ich in Mathe sitzen, den Scheiss gar nicht raffen und an mein Leben denken.
Wie scheisse es doch nur war oder sonst was.

Plötzlich ging die Tür auf und Jane stürzte sich rein, während ich sofort aufstand. Sie umarmte Lyve und schien, als würde sie gleich anfangen zu weinen, deswegen entfernte ich mich mit kleinen Schritten von dem Ort und ging runter, wo Luke an dem Tresen stand und versuchte zitternd ein Glas Wasser zu trinken.

Vorsichtig näherte ich mich ihm zu, doch sprach kein Wort.

,,Der Brief ist von Bryce und seinen Eltern."

Meine Augen weiteten sich und mein Herz blieb für eine Sekunde stehen.

Bitte was?!

,,W-Wie..."

Er gab mir den Brief, doch sah nicht zu mir. Immer noch geschockt nahm ich den Brief vorsichtig in die Hand und fing an zu lesen.

Sehr geehrte Jane Lyons,

Ihr Sohn Luke Lyons hat unseren Sohn vor einigen Tagen niedergeschlagen.
Verstehen Sie das nicht falsch, wir werden Sie nicht wegen Körperverletzung anzeigen, wir versuchen nur einen gemeinsamen Ausweg zu finden, denn auch wir, als Eltern, haben keine Lust das Blut unseres eigenen Sohnes aufzuwischen.
Bitte sprechen Sie mit ihrem Sohn, damit dies nicht mehr der Fall sein wird, sonst können wir unsere Bekanntschaft als Arbeitskollegen aufgeben.

Mit freundlichen Grüßen
Jessica & Hiram Ainsworth

Ich fing an leicht zu lachen und rollte dabei meine Augen.

,,Niedergeschlagen...", murmelte ich belustigend. Luke sah mich verwirrt an, doch ich nur grinsend.

,,Und wegen so einem Typen lässt du dich so-"

,,Nicht ich, sondern meine Mutter!", unterbrach er mich sauer und mein Grinsen verblasste mir.
,,Sie ist sauer, weil sie jetzt eine Bestätigung bekommen hat, dass ich genau so wie die gewöhnlichen Schlagzeuger ende. Drogen, Kämpfe, Schimpfwörter... All das und Jenes.
Verstehst du Ann? Sie hat kein Vertrauen zu mir."

Ich sah auf den Boden, denn das Thema schien wirklich sehr wichtig zu sein für ihm.
Im Gegenteil zu mir. Naja, doch eigentlich schon. Ich wollte auch immer das Vertrauen meiner Mutter bekommen, doch irgendwann, wenn man schon weiß, dass man es nie bekommen wird, gibt man einfach auf.

Ich setzte den Blick wieder auf ihn.
,,Rede mit ihr."

Er sah mich verwirrt an.
,,Es wird doch eh nichts bringen."

Sofort schüttelte ich meinen Kopf.
,,Rede mit ihr später oder morgen, wenn sie sich beruhigt hat und du auch. Niemand wird dem anderen zuhören, wenn er selbst gerade sauer ist. Außerdem schien deine Mutter nicht sauer zu sein, sondern eher traurig. Traurig, weil sie denkt, dass du ein Schläger bist und ihr andauernd jemanden anderes vorgespielt hast. Einen anderen Luke. Du musst ihr einfach wirklich erklären, wieso du Bryce niedergeschlagen hast. Wenn du die Wahrheit erzählst, und die Wahrheit würde jede Frau versuchen zu tolerieren, dann wird sie es anfangen zu verstehen, auch wenn sie streng ist."

Er sah verzweifelt auf den Boden und als Ablenkung schlug ich ihm leicht auf die Schulter. Luke sah mich verwirrt an, doch ich lächelte nur.

,,Deine Mom ist cool. Sie wird das schon verstehen."

Diesmal bildete sich auch ein Lächeln auf seinen Lippen. Dies ließ mich breiter lächeln, als ich schon tat.

Jemanden zum Lachen zu bringen, nach dem er traurig war, war das stärkste Gefühl auf dieser Welt.
Man fühlt sich hilfsbereit aber dennoch mächtig.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt