4. Kapitel

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Unsere Eltern hatten uns in einen Laden geschleppt mit lauter antiken Gegenständen. Während Sie sich alles voller Interesse ansahen, passte ich genervt auf ,dass mein Bruder nicht versehentlich irgendwas von den Regalen schmiss, da er sehr wuselig war und die ganze Zeit durch die Gänge raste.

Als ich um eine Ecke bog, um ihn zu suchen, stieß ich schmerzhaft mit jemandem zusammen. Die Tasche die um meine Schulter hing, viel dabei auf den Boden und der gesamte Inhalt leerte sich auf dem Teppichboden aus. Ohne zu schauen gegen wenn ich gerempelt war, nuschelte ich eine Entschuldigung und bügte mich. Die Person bügte sich ebenfalls und half mir beim Aufsammeln.

Ich sah zu meinem Helfer auf und währe vor Schock fast umgekippt. Vor mir kniete der Junge, den ich bis vor einer halben Stunde noch mit dem hübschen, brünetten Mädchen gesehen hatte. Als auch er aufblickte, sah er mindestens genauso geschockt aus, fing sich aber schneller wieder als ich.

,,Passieren die eigendlich öfters so Missgeschicke?", brachte er mit seinem süßen Akzent hervor, nicht ohne ein belustigtes Grinsen. Sofort wurde ich Rot. Was sollte ich den jetzt antworten?
,,ähh..", war meine Antwort, was sein Grinsen nur noch breiter werden lies. Ich glaube ich wurde noch Röter, also lenkte ich schnell ab. ,,du hast nicht zufällig einen kleinen Jungen mit struppeligen blonden Haaren hier durch die Gänge laufen sehen?", Ich sah ihn nicht direkt an, sondern legte meinen Blich auf meine Tasche, die ich gerade wieder schloss.

,,Doch, denke schon. Er sah leicht erschrocken aus, Als er eine dieser, Ich glaube sehr teuren, Vasen fallen gelassen hat". Nun hatte er meine volle Aufmerksamkeit. ,,Was!?", ich sah hektisch um mich, auf der Suche nach ihm. Jetzt lachte er, woraufhin ich ihn entgeistert anstarrte. Wie konnte er nur lachen?

,,Er hat nichts fallen gelassen. Er sah nur ein wenig gelangweilt aus, als eine Frau ihn an die Hand nahm und sie und ihr Mann mit ihm zusammen entspannt weiter stöberten", klärte er mich damit auf. Ich biss mir auf die Zunge um ihn keine bissige Bemerkung an den Kopf zu schleudern, statt dessen stand ich einfach wortlos auf. Das müssten meine Eltern gewesen sein. ,,Hey! Lach doch mal!", sagte er nun. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, woraufhin er wieder sein arrogantes Grinsen grinste. Ich verdrehte die Augen und machte mich los, um die anderen zu suchen. Der Junge folgte mir. Dann kam eine Frage mit der ich überhaupt nicht gerechnet hätte.

,,Ich möchte nachher wieder an den Strand, wenn die Sonne untergeht. Der wo wir und das erste mal getroffen haben. Möchtest du auch kommen? Ich bin noch alleine." Ich hob eine Augenbraue. Was war aus dem Mädchen geworden? Und wo war sie jetzt gerade überhaupt? Lachend drehte ich mich um. ,,Ich kenne dich doch gar nicht. Wir haben uns zwei mal gesehen. Ich kenne noch nicht mal deinen Namen! Warum sollte ich kommen?"

Zu meiner Überraschung, zuckte er nur mit den Schultern. ,,Ich heiße Adriano. Und ob du kommen willst, oder nicht ist deine Entscheidung. Sagen wir es mal so: ich würde mich freuen, währe ich nicht alleine." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Ich blieb stehen und sah ihm einfach nur hinterher. Adriano also. Das hörte sich italienisch an. Lebte er hier? Das würde auch den Akzent erklären.

Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel, bevor ich losging. Ich war noch kurz Duschen gewesen, da ich nach dem Tag ordentlich geschwitzt hatte und hatte mich noch ein wenig geschminkt, die Kamera hing natürlich wieder um meinen Hals. Als ich losging war die Sonne schon ein Stücken untergegangen und färbte den Himmel in Rot.

Ich hatte keine Zehn Minuten die ich laufen musste, von daher ging ich einfach entspannt und genoss die abkühlende, frische Luft. Als ich angekommen war, zog ich meine Schuhe aus und ging Barfuß durch den Sand. Ich hielt Ausschau nach einer braunen, lockigen Mähne, doch von Adriano war noch nichts zu sehen. Ich setzte mich hin und wartete. Die Zeit vertrieb ich mir damit Bilder zu machen.

Eine gefühlte Ewigkeit später starrte ich nur noch auf das Wasser. Was wenn er doch nicht kam? Dann saß ich hier wie eine Idiotin, wartete und machte mir falsche Hoffnungen. Ich begann nervös auf meiner Unterlippe rumzukauen und mit meinem Finger im Sand zu malen.

Auf einmal hörte ich den Sand hinter mir knirschen. Das Geräusch kam immer näher, bis sich eine Person neben mich setzte. Er sah wirklich gut aus. Ein enges, dünnes Top spannte sich über den muskolösen Oberkörper und die Haare wiegten in der leichten Briese auf und ab. In den Kastanienbraunen Augen spiegelte sich der rote Sonnenuntergang.

,,Hey", lächelte er mir zu. ,,Hey," lächelte ich zurück. ,,Du hast dir Zeit gelassen", schmollte ich. Er lachte. Sein Lachen ließ mich automatisch auch Lachen. Es war wirklich ansteckend.

Er fing an mich zu fragen. ,, Lebst du hier?" Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein. Wir verbringen die kompletten sechs Wochen hier und Reisen dann zurück nach Deutschland." Er nickte. ,,Ich lebe hier, seid dem ich zwei Jahre alt bin. Meine Mutter ist auch Deutsche, mein Vater aber Italiener." ,,Ist das der Grund warum dein Deutsch so gut ist?", fragte ich ihn direkt. Er sah mich an. ,,Ja, Ich spreche beide Sprachen."

Danach saßen wir einfach nur schweigend da und sahen der Sonne beim Untergehen zu. Plötzlich nahm er mich an die Hand und zog mich ans Wasser. Überrascht von seiner offenen Art lies ich die Berührung zu. Mit unseren nackten Füßen standen wir nun im Meer, die Wellen schlugen sachte gegen unsere Beine. Das Wasser war angenehm und hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.

Adriano lies meine Hand los, aber nur um sich zu bücken, die Hand ins Wasser zu tauchen und mich nass zu spritzen. Kleine Wasserperlen landeten vereinzelt auf meiner Haut. Ich quiekte erschrocken auf und sah ihn an. Ein Lachen umspielte seine Lippen, Als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah. Nun begann ich zu grinsen und machte es ihm nach. Er musste blinzeln als das Wasser auf ihm landete, doch jetzt fing es erst richtig an. Laut lachend spritzen wir uns die ganze Zeit mit Wasser voll und planschten im Meer wie kleine Kinder, bis wir komplett durchnässt waren. Sein Haar hing ihm nass in Strähnen am Kopf herunter, was ihn kein Stück schlechter aussehen lies.

Außer Atem gingen wir wieder den Strand hoch. Erschöpft lies ich mich fallen, er direkt neben mir. Als ich meinen Kopf drehte, und ihn musterte wie er da mit geschlossenen Augen im Sand lag, erkannte ich ein kleines Muttermal direkt unter seiner Augenbraue. Ich musste Lächeln. Es sah gut aus. Ich drehte meinen Kopf und schloss meine Augen, während ich dem sanftem Rauschen des Meeres lauschte.

Ein wenig später setzte er sich wieder auf. Ich öffnete ebenfalls meine Augen, ehe ich mich hinsetzte. Die Sonne war nun schon nicht mehr zu sehen. Der Himmel war zwar nicht komplett dunkel, aber man konnte schon leicht ein paar Sterne erkennen. Wir stellten uns hin. ,, Ich muss los.", flüsterte er. Ich nickte. Er drehte sich um, als er stockte und nochmal auf mich zuging um mich zu umarmen. Ein Geruch von Meerluft umpfing mich. Wieder viel mir auf das er noch nach etwas anderem roch, kam aber immer noch nicht drauf. Als er meine Haut berührte, begann diese zu kribbeln. ,,Sehen wir uns morgen hier wieder?", fragte er mich. Ich sah im in seine Augen, ehe ich antwortete:,, Ja, Gerne.", ich lächelte ihm zu. Auch er lächelte, als er sich wieder umdrehte und ging.

Während ich ihm noch hinterherblickte, spürte ich, wie mein Herz kleine Luftsprünge machte, bei dem Gedanken daran, ihn morgen wieder zu sehen.

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt