5. Kapitel

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Heute war es windiger. Es war nicht so, dass ich es schlimm fand, es war angenehm. Nur mein Haar wurde mir oft ins Gesicht gefegt, was ich persönlich sehr nervig fand. Es könnte aber auch daran liegen, dass ich heute sowieso eine genervte Grundstimmung besaß. Und das wiederum, lag an der Uhrzeit.

Heute hatte meine Familie die Idee gehabt, sich das Kolosseum mal genauer anzusehen. Also stand ich hier, in Rom und sah mir das Kolosseum an. Nicht dass ich es nicht mochte, mir mit meiner Familie Rom genauer anzusehen. Ein wenig genoss ich es ja auch. Was mich wirklich störrte, war die langsam verkriechende Zeit. Dagegen waren noch nicht mal meine Haare im Gesicht was... Mein Blick wanderte immer wieder zu meiner kleinen Armbanduhr. 13:20 Uhr.

Genervt stöhnte ich auf. Es dauerte noch lange bis Sonnenuntergang. Um mir die Zeit noch ein bisschen zu vertreiben, schickte ich Franzi ein Selfie mit dem Kolosseum. Ich sah mir mein dümmliches Grinsen auf dem Bild an. Es sah ein wenig gezwungen aus...

Sofort bekam Ich eine Antwort

Franzi: Omg, Liv! Das Kolosseum! Das ist der Wahnsinn!

Ich: Danke, Franzi :-) !

Franzi: Sag mal Liv, ist alles okay?

Ich: Klar, warum nicht?

Nein, es war nichts okay. Es war noch hellichter Tag. Und die Zeit zeigte kein Interesse daran sich zu beeilen.

Franzi: du siehst nicht gerade glücklich auf dem Bild aus...

Ich: ja.... ändern kannst du aber auch nichts.

Franzi: das wissen wir erst wenn du mir verraten hast, was los mit dir ist.

Ich: Okay, also gut. Ich habe da jemanden kennengelernt...

Franzi : Liv! Sag nicht du hast dich verliebt! Und das in den ersten Tagen in Italien!

Konnte man sich den überhaupt so schnell verlieben?

Ich: Nein, Franzi! Nein... wir haben uns nur gestern getroffen... am Strand...

Franzi: uuuunnd?

Ich wusste genau, sie glaubte nicht daran das ich mich nicht verleibt hatte. Aber ich war mir sicher ,dass ich es nicht war. Oder? Ging das? Wenn ich daran dachte wie sehr ich mich freute ihn... Nein! Nein ich war nicht verliebt. Absolut nicht!

Ich: wir treffen uns heute Abend wieder am Strand. Aber erst beim Sonnenuntergang! Das dauert noch viel zu lange!

Franzi: hast du dich mal schreiben gesehen? Du schwärmst doch für ihn! Wie ist überhaupt sein Name?

Ich: Adriano

Franzi: Uhhhhh ;-)

Ich schüttelte den Kopf und steckte mein Handy frustriert zurück. Er sah gut aus. Aber das war alles. Und dabei würde es auch bleiben. Da war ich mir ganz sicher!

Es war Abend. Langsam ging die Sonne unter. Die Wolken ließen das Bild des Himmels noch romantischer wirken, als die letzten Abende. Ich ging wieder durch die Straßen Italiens. Heute ein bisschen schneller, ich konnte es kaum abwarten.

Der Wind hatte mittlerweile ein bisschen nachgelassen. Hier und da konnte man Gelächter hören, und den Rauch riechen, wenn jemand grillte. Der Sommer war eine schöne Jahreszeit. Es wirkte einfach alles fröhlicher und bunter.

Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen lies ich meine Füße im hellen Sand versinken. Ich sah ihn schon. Er stand weiter unten, am Wasser. So wie Gestern mit den Füßen mittendrinn, während die Wellen sich sanft um seine Beine kringelten.

Ich schlich mich so gut wie es im Sand ging, an ihn heran und erschreckte ihn von hinten. Als er mich hörte, zuckte er so sehr zusammen, dass er ausrutschte und mit dem gesamten Körper im Wasser landete. Ich fing an zu kichern, als ich seinen empörten Blick sah. Triefend stand er auf. Wie immer zeichneten sich seine Muskeln verdammt sexy unter dem nun komplett nassen Shirt ab.

,,Du...", sagte er leise und kam ein paar Schritte auf mich zu. Er kniff die Augen zusammen,  und rannte dann auf mich los. Ich drehte mich um und rannte laut Lachend davon. Ich hörte ihn hinter mir herrennen. Es war wirklich anstrengend im Sand zu rennen. Schnell lies meine Kraft nach und ich wurde langsamer. Er packte mich am Handgelenk und zog mich zu sich.

,,Nein, Nein bitte!", kreischte ich vergnügt, doch er zeigte keine Gnade und zog mich in eine nasse Umarmung. Kichernd wehrte ich mich,doch er lies nicht locker. Als auch ich dann ordentlich nass war, lies er mich los. Womit ich aber nicht gerechnet hatte, war dass er mich nahm und über seine Schultern schmiss. Ich quiekte auf und begann zu flehen, als ich sah was er vorhatte.

Adriano rannte mit mir auf das Wasser zu. ,,Bitte nicht! Adriano! Komm schon!". Ich hoffte dass er es nicht ernst meinte. Doch insgeheim dachte ich: doch, das tut er. Er stand nun bis zu den Oberschenkeln im Meer und hörte mir vergnügt zu.

,,Also, Mädchen dessen Name ich nicht kenne", Oha stimmt! Dachte ich. Er kannte meinen Namen noch gar nicht... ,,Das passiert wenn man sich mit mir anlegt", sagte er belustigt. Ich flehte ihn noch einmal spielerisch an, dann lies er mich fallen. Ich fiel ins Meer, meine Kleidung und Haare saugten sich mit Wasser voll. Als ich prustend wieder nach oben kam,zögerte ich nicht lange und lief zu ihm, was im Wasser gar nicht so leicht war und sprang auf ihn zu. Er wankte leicht, dann vielen wir beide um. Kletsch nass saßen wir uns nun grinsend gegenüber und starrten uns einfach nur an.

Er lächelte mir zaghaft zu und nahm meine Hand. Wieder spürte ich dieses angenehme Kribbeln als er meine Haut berührte und automatisch fühlte ich mich noch besser. Hatte er tatsächlich so eine Wirkung auf mich?

Zusammen gingen wir an den Strand. Wie gestern ließen wir uns fallen. Dass sämtliche Sandkörner an uns klebten, war uns eigentlich komplett egal. Die Abendsonne wärmte uns, weshalb wir nicht frierten. Uns so lagen wir da. Hand in Hand, ich restlos glücklich. Irgendwann schloss ich einfach meine Augen.

Als ich sie wieder öffnete, waren über mir die funkelnden Sterne zu sehen. Das dunkle Blau lag still über uns.

Erschrocken fuhr ich hoch und merkte das Adriano immernoch meine Hand hielt. Hatte er nicht eine Freundin? Vielleicht bedeutete ihm das hier ja auch gar nichts. Bei dem Gedanken wurde ich irgendwie... traurig. Ich sah zum Meer. Der Mond warf ein silbriges Glitzern auf die ruhigen Wellen. Sie rauschten leise. Es war wie ein stummes Lied.

Auf einmal sprang ich auf und lies seine Hand los. Sie fiel stumpf in den Sand. Meine Eltern! Sie mussten sich furchtbare Sorgen machen! Ich rüttelte Adriano wach, der ebenfalls schlief. Erst sah er ein wenig verwirrt aus, dann sprang er auf und seine Augen weiteten sich.

,,Sind wir etwa eingeschlafen?", fragte er entgeistert. ,,Ich befürchte schon...", seufzte ich. ,,Ich muss dringend gehen." Ich blickte ihn an. Die Sterne spiegelten sich funkelnd in seinen Augen wieder und eine kleine lockige Strähne fiel ihm in seine Stirn. So wie er gerade aussah, in das Licht des Mondes gehüllt, mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht,  spürte ich mein Herz stärker klopfen, und meinen Atem schneller gehen.

,,Sehen wir uns morgen nochmal?" Sein Lächeln wurde breiter und er nickte. Dann ging ich auf ihn zu. Er schloss mich in seine Arme und sein unvergesslicher Duft umpfing mich. Ich weiss nicht wieso, aber irgendwie entspannte ich mich sofort. Als ich gehen wollte, viel mir noch etwas ein.

,,Liv", sagte ich.
,,Was?", fragte er verwirrt.
,,Liv", wiederholte ich. ,, Mein Name ist Liv". Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging.

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt