Ich stand früh auf und machte mich fertig. Wir hatten uns zwar erst für den Mittag verabredet, weiterschlafen war für mich aber auch keine Option gewesen, nachdem ich es vergeblich mehrmals versucht hatte.
Nachdem auch meine Familie langsam aufgestanden war, begannen wir zu frühstücken. Tim erzählte von irgendeinem Traum den er gehabt hatte und mein Vater versuchte vergeblich eine Italienische Zeitung zu lesen.
Ich bestrich mein Brötchen großzügig mit Butter und biss hinein. Mir fiel auf, dass meine Eltern noch gar nichts von meinem Treffen wussten,somit schluckte ich meinen Bissen runter und sah meine Mutter an. Sie hörte immer noch Tim zu, also wartete ich ab ,bis er mit erzählen fertig war.
Als sich ihr Blick wieder auf ihren Teller richtete, räusperte ich mich einmal. Fragend sah sie mich an. ,,Mum, ich treffe mich heute Mittag mit jemandem, wenn das kein Problem darstellt". Nun blickte auch mein Vater von seiner Zeitung auf. Meine Mutter hob fragend eine Augenbraue. ,,Mit wem triffst du dich den, Schatz?" Mein Kopf wanderte zu meinem Brötchen auf dem Teller,damit sie mein Lächeln nicht sahen. ,,Mit dem Jungen vom Strand", antwortete ich ihnen.
,,Ihr scheint euch ja gut zu verstehen", bemerkte nun mein Vater. Diesesmal merkte ich ,wie mir eine heiße Röte ins Gesicht stieg. Ich nickte langsam.Stille. Keiner sagte etwas.
,,Wo wollt ihr euch treffen, Liv?", unterbrach meine Mutter das Schweigen. ,,Er möchte mich zur Amalfiküste mitnehemen."
Stille. Schon wieder.
,,ähm... also darf ich?" Meine Eltern tauschten kurz einen Blick, dann nickte mein Vater. ,,aber nimm bitte dein Handy mit und komm nicht zu spät wieder", sagte er. ,,Oder Schlaf wieder irgendwo ein", murmelte meine Mutter, zwar leise,aber noch gerade so dass ich es es mitbekam.
Ich stand am Strand und wartete. Die Sonne brannte knallhart von oben auf mich herab, was das Warten nicht angenehmer machte.
Plötzlich wurden mir Hände vor die Augen gehalten und ich sog erschrocken die Luft ein. ,,Na?", flüsterte mir eine sehr bekannte Stimme ins Ohr. Ich grinste und drehte mich um. Er nahm seine Hände von meinen Augen, und sah mich an. Er grinste mich mindestens genauso breit an. Ich ging auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Seine Hände hielten mich fest an sich gedrückt. ,,Na?", flüsterte ich zurück.Wir gingen vom Strand, zu einer Straße die praktisch direkt neben dem Strand lag. Mir fiel auf ,dass er einen Rucksack auf dem Rücken trug. Ich fragte mich wofür er den wohl brauchen würde.
Ich staunte nicht schlecht, als ich ein ziemlich protziges Motorrad am Rande stehen sah. ,,Ist das deines?",fragte ich erstaunt. Er lachte. ,,Ja, dass ist es."
Er gab mir einen Helm den ich mir überstreifte, dann forderte er mich auf, mich auf den Platz hinter ihn zu setzten. Ich umklammerte ihn und hielt mich fest. Dann begann der Motor zu knattern und wir fuhren los. Der Fahrtwind war äußerst angenehm, und während ich hinter ihm saß und die Fahrt genoss ,wurde mir bewusst wie nah ich ihm war. Ich roch seinen Duft und spürte seine, im Wind flackernden Locken, zart an meiner Wange. Wir fuhren eine Zeit lang so durch Italien, bis wir an unserem Ziel ankamen.
Es ging eine Küstenstraße entlang, mit wunderschönen Zitronenheinen. Meine Augen konnten sich gar nicht satt sehen, an den vielen, gelben Früchten. Als wir abstiegen und weiter liefen, konnten wir beeindruckende bunte Häuser betrachten. Adriano nannte sie "Fischerdörfer". Alles in einem konnte ich nur staunen. Es war wirklich unglaublich und (Adriano hatte recht gehabt) sehr romantisch.
Mit einem Mal nahm er meine Hand und verschenkte seine Finger in meinen. Die Berührung setzte das altbekannte Kribbeln in mir aus, welches sich langsam über meinen ganzen Körper ausbreitete und mir eine Gänsehaut verschaffte. Er führte mich zu einem der Strände und nahm den Rucksack ab. Er holte eine Picknickdecke und viele süße Dosen mit kleinen Snacks gefüllt hervor. Ich schmunzelte. Dafür war der Rucksack also gewesen. Wir setzten uns und begannen zu essen. Den Blick auf die wunderschönen türkisen Wellen gerichtet, die im Hintergrund leise rauschten.
Er hatte Sandwiches, Käsespieße , Frikadellen und alles was dazu gehörte vorbereitet. Und dann begannen wir über alles mögliche zu reden. Ich fing an über meine Familie und Freunde zu erzählen. Mir fiel dabei ein, dass ich Franzi noch gar nichts von dem gestrigen Ereignis erzählt hatte. Das würde ich dann anscheinend dringend nachholen müssen. Adriano hörte mir aufmerksam bis zum Schluss zu und lies mich ausreden. Seine Kastanienbraunen Augen lagen dabei ruhig auf mir.
Und mit einem mal fiel mir etwas siedenheiß ein. Ich rückte ein Stück von ihm ab. Er sah mich verwirrt an. ,,Liv? Ist alles okay?". Ich antwortete nicht. ,,Liv? Rede mit mir? Was ist passiert? Habe ich etwas falsch gemacht?" Ich schluckte und blickte stur gerade aus. Mir war mit einem mal noch heißer als zuvor. Er stand auf und setzte sich so hin, dass er direkt vor mir saß. ,,Hey... Rede mit mir!"
Ich atmete einmal tief durch, dann began ich zu sprechen:,, Du hast doch schon eine Freundin oder nicht?" Bestürzt sah er mich an. ,,Was? Wovon redest Du?" Ich sah ihm direkt in die Augen. ,,Ich habe euch doch zusammen gesehen. Vor Ein paar Tagen. In Venedig. Ihr seid zusammen durch die Straßen gelaufen. Das war der Tag an dem du mich nach einem Treffen gefragt hast. Erinnerst du dich noch?" Erst runzelte er seine Stirn, dann lachte er laut auf. ,,Gott, Liv Nein! Du meinst doch nicht etwa Camilla? "
Ich zuckte mit den Schultern. Woher sollte ich den wissen wer Camilla war?
,,Wir sind nicht zusammen. Sie ist meine Cousine", erklärte er mir immer noch lachend. Wieder einmal merkte ich, wie ich Rot wurde und starrte verlegen auf meine Füße ,,Tut mir leid", murmelte ich peinlich berührt. Er nahm mich in den Arm. Ich spürte seine vor lachen bebende Brust an meinem Körper, kurz bevor er mich küsste. Lange.
,,Die einzige mit der ich zusammen sein will ,bist du", nuschelte er in mein Haar hinein, nachdem er seinen Kopf auf meinen gelegt hatte. Mein Herz begann automatisch wieder schneller zu klopfen. Ich kuschelte mich wieder enger an ihn und murmelte ein: ich auch. Als ich zu ihm aufsah, lächelte er leicht. Seine Augen waren geschlossen. Mir fiel wieder das kleine, niedliche Muttermal unter seiner Augenbraue auf. An seinem Kinn bemerkte ich vereinzelt zarte Bartstoppel, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Er sah wirklich atemberaubend gut aus...
Langsam ging die Sonne über dem türkis schimmernden Wasser unter und ließ den Ort noch romantischer als zuvor wirken, mit den Farbenfrohen Häusern und den einzelnen Felsen die hier und da hervorragten.
Zusammen packten wir alles wieder ein und fuhren der glühenden Sonne entgegen.
Am alten Strand angekommen, stieg ich ab. Bevor wir uns jedoch verabschiedeten, fragte ich ihn noch nach seiner Nummer, damit wir auch schreiben konnten und wir uns das nächste mal Bescheid geben könnten, wenn einer von uns nicht kommen konnte.
Nachdem die Nummern eingespeichert waren, gab ich ihm seinen Helm zurück. Er nahm mein Handgelenk und kurz darauf spürte ich seine Lippen wieder auf meinen. ,,Danke", flüsterte ich. ,,Wofür?" , fragte er. ,,Für diesen Tag. Es war wirklich schön." Zur Antwort küsste er mich noch einmal, dann fuhr er los.
Als er die Straße entlang fuhr, blickte ich ihm nach und dachte die ganze Zeit an den einen Moment zurück in dem er gesagt hatte: Die einzige mit der ich zusammen sein will, bist du. Und augenblicklich befand sich wieder ein Lächeln in meinem Gesicht.
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Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18
RomanceIch dachte eigentlich, Ich könnte einen ganz normalen, einfachen Sommerurlaub mit meiner Familie verbringen. Vernab der stressigen Schulaufgaben, der zickigen Mädchen auf dem Pausenhof und der engen Straßen meiner Heimatstadt. Doch in dem Moment in...