21. Kapitel

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Schwer atmend starrte ich die Person vor mir an. ,,W...Was?", stotterte ich.

,,Ich habe dich gefragt was du unter deinem Pulli versteckst!", fauchte er und kam mit bedrohlich nahe. Näher als eh schon.

Ich schluckte. Shit... das mit dem Unauffällig, hatte wohl nicht so gut geklappt... Ich brauchte ein Thema um ihn abzulenken. ,,Wie ist den dein Name? ", fragte ich somit. ,,Was geht dich das an!",zischte er. ,,Na, wenn ich dir meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen soll, muss ich doch auch wissen wer du bist, nicht?" Er starrte mich lange an und ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu, obwohl meine Knochen noch von dem Aufprall gegen die Wand schmerzten. Ich spürte wie sein Griff langsam lockerer wurde und konnte mich somit ein wenig entspannen.

,,Mein Name ist Jasper."
Ich versuchte in anzulächeln. ,,Sehr schöner Name, Jasper. Ich heiße Liv.  Es freut mich, dich kennen zu lernen. Wie lange seid ihr schon hier? Wir seid ein paar Wochen. Es ist schön hier, nicht?" Er kniff die Augen zusammen. ,,Wir waren sogar schon in Rom und in Venedig. Müsst ihr auch unbedingt mal machen. Ich kann es euch wirklich nur empfehlen."

Jetzt presste er seine Lippen auf einander. ,,Lenk nicht ab! Was versteckst du!" Mist, Mist, Mist... ich musste hier weg. Ich blickte mich um. Außer uns war keiner auf dem Flur, also reagierte ich so, wie jedes kleine Mädchen reagieren würde. Ich trat ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein, wand mich von ihm und rannte los. Hinter mir konnte ich ihn erst fluchen hören, dann rannte er mir hinterher. ,,Bleib stehn, du Göre!",schrie er doch ich rannte nur noch schneller.

Aufeinmal spürte ich einen Rück, Ich würde zurückgezogen und fiel der Länge nach hin. Dabei liesen meine Hände die Brötchen los und sie kullerten aus meinem Pulli herraus, über den Boden. Jasper war mit mir hingefallen und stöhnte leise auf. Ich nutze die Chance und kroch auf das Essen zu, doch er hatte sie bereits gesehen. ,,Mädchen, ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit Brötchen!" Vorwurfsvoll sah er mich an. ,,Du hast mir wegen zwei verdammten Brötchen das Schienbein eingetreten!"

Ich verdrehte die Augen. ,,Das hattest du Idiot auch echt verdient."

,,Ja, was soll ich den denken? Deine ganze Familie ging bleich und verspannt aus dem Saal, während du deine Hände über den Bauch hielst, es war klar, dass ihr irgendwas versteckt." Gut, das war vielleicht ein wenig auffällig gewesen... ,,Vielleicht hatte ich ja Bauchschmerzen?", gab ich schnippisch zurück. Er schnaubte. ,,Das glaubst du ja wohl selber nicht!" Da hatte er auch wieder Recht...

Er sah meine nach den Brötchen ausgestreckte Hand, und griff nach ihnen, bevor ich es tun konnte. Jasper hielt sie vor meine Nase.
,,So und jetzt erzähl mal: was machst du nach dem Essen mit zwei Brötchen unter deinem Pulli?" Mir war klar, dass ich eine Ausrede brauchte. Ich würde Adriano nicht auffliegen lassen. ,,Ich hatte Hunger", log ich ohne mit der Wimper zu zucken. Er hob eine Augenbraue. ,,Nach dem Abendessen?".

Okay, Mist. Ich brauchte eine neue Ausrede.

Ich seufzte dramatisch auf und schloss meine Augen. ,,Okay Jasper, Du hast es nicht anders gewollt... Ich muss dir etwas erzählen, aber das darfst du keinem weitersagen, ja?" Ich hob meinen Zeigefinger vor meine Lippen um meinen Worten einen Nachdruck zu verleihen. Jasper nickte und sah mich dabei misstrauisch an. Ich beugte mich nach vorne, vergewisserte mich, dass kein anderer außer uns in unserer Nähe war und begann zu flüstern: ,,Mir ist es unangenehm vor so einer großen Menge zu essen. Mir wird immer ganz schlecht, wenn ich an die Blicke denke die sie mir zuwerfen könnten. Deswegen habe ich heimlich etwas mitgenommen, damit ich in Ruhe essen kann. So, jetzt ist es raus....", von mir kam ein weiteres, dramatisches Seufzen.

Ich hätte ja mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Reaktion: er begann schallend zu Lachen. Er lachte und lachte und hörte garnicht mehr auf. ,,Äh... Ich verstehe nicht was daran lustig sein soll",beleidigt verschenkte ich meine Arme vor der Brust. ,,Liv, diese Lüge zieht nicht! Du hattest mit Abstand den vollsten Teller, nachdem du von dem Buffet wiederkamst. Dein letztes Problem ist es mit Sicherheit vor anderen Leuten zu essen!"

Mir wurde heiß und ich konnte die Röte in meinem Gesicht spüren.
,,Mädchen, du verheimlicht etwas und das mag ich gar nicht.", Seine Augen funkelten bedrohlich. Erstaunlich, wie manche Menschen so schnell ihre Gefühlslagen ändern konnten.

Ich blieb stumm. ,,Ich finde es eh heraus, egal ob du es sagst oder nicht". Ich machte meinen Mund immer noch nicht auf. Wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde, würde er damit sofort zur Rezeption laufen und alles verraten. Er sah nicht wirklich so aus, als würde er Adriano in unserem Zimmer verheimlichen. Meine Eltern, Adriano und vermutlich auch ich, würden einen riesigen Ärger bekommen. Ich konnte ihm nicht vertrauen. Also nein, ich werde ihm mit Sicherheit nicht verraten warum ich die Brötchen bei mir trug.

,,Jasper! Was machst du da! Wir warten alle auf dich! Warum sitzt du auf dem Boden?!." Jasper und ich wirbelten beide gleichzeitig herum. Mir blieb der Atem weg. Vor uns stand Jaspers Doppelgänger. Die selben strähnigen, pechschwarzen Haare fielen ihm in die Stirn und das Funkeln in den Augen kannte ich ebenfalls von Jasper. Im Allgemeinen hatte er sehr starke Ähnlichkeiten mit ihm. Die Haltung, das unverschämte Grinsen, die Gesten.

Jasper seufzte. ,,Ben, was machst du hier?" Der Junge -der ganz offensichtlich Ben hieß- schnaubte. ,,Urlaub. Komischer Weise genau wie du" ich sah fassungslos zwischen den beiden hin und her.

,,Seid ihr Zwillinge?", fragte ich vorsichtig. Jasper verdrehte die Augen. ,,Ja..."

,,Und du bist?", fragte Jaspers Doppelgänger, Ben schnippisch und machte dabei eine abfällige Handbewegung. ,,Mein Brüder hat anscheinend sich anscheinend ein neues Weib geangelt"

Na, die waren ja nett. Ich stand auf und machte mich groß. Vor diesem möchtegern-Typen würde ich garantiert nicht auf dem Boden knien. ,,Mein Name ist Liv.", ich streckte ihm die Hand entgegen, doch der ignorierte sie, ohne auch nur einen Blick auf meine ausgestreckten Finger zu verschwenden. Genervt lies ich sie wieder fallen. Ben lenkte seinen Blick an mir vorbei. ,,Jasper, Komm jetzt!", schnauzte er seinen Bruder an. Ich biss meine Zähne zusammen. So.Ein.Idiot.

Ich drehte mich um, riss Jasper die Brötchen aus der Hand, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Als ich an Ben vorbei lief, konnte ich es mir nicht verkneifen noch einmal gekonnt mein Haar über die Schulter zu werfen und ihm einen wütenden Blick zu zu werfen.

,,Wir sind noch nicht fertig!", hörte ich Jasper hinter mir rufen doch ich ignorierte es. Ja, er hatte Recht. Wir waren mit Sicherheit noch nicht fertig, aber jetzt war ich einfach nur froh, dem Gespräch mit ihm entkommen zu sein.

Irgendwann war nur noch ihr Gezanke zu hören, während ich um die Ecke bog.

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt