,,Was machst du den hier?", fragte er und warf mir einen verwirrten Blick zu. Ich schnaubte. ,,Das Selbe könnte ich dich fragen.", gab ich zurück und hielt immernoch mit schmerzverzerrtem Gesicht mein Knie.
,,Sag mal, kannst du mir mal sagen, wieso ich jetzt schon das zweite Mal mit dir auf dem Boden eines Flures liege?", fragte er und rieb sich dabei stöhnend den Kopf. ,,Glaub mir, wenn ich das wüsste, währe ich dem hier mit Sichherheit aus dem Weg gegangen", antwortete ich trotzig. Mein Knie blutete und brannte wie verrückt. ,,Äh, Liv?"
,,Was?", murmelte ich, immer noch mit meiner frischen Wunde beschäftigt. ,,Hast du etwa geweint?" Ich blickte auf. Schnell rieb ich mir die restlichen Tränen von meinen Wangen, doch meine Augen waren ja immernoch gerötet, also half eine Ausrede nicht wirklich viel. Ich glaube ich hätte auch erlich gesagt nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen. Ich schniefte und gab ihm keine Antwort. Vielleicht fand ich es zu privat um ihm eine klare Antwort zu geben, vielleicht wollte ich darüber auch nicht reden. Ich wusste es wirklich nicht. ,,Willst du es mir nicht sagen?", bohrte er weiter nach. Ich schüttelte nur den Kopf und Jasper nickte. Ich merkte wie er langsam auf mich zukroch und mich dann vorsichtig in den Arm nahm. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Es kam total unerwartet und überraschend und für den ersten Moment, war ich einfach nur baff. Dann schlossen sich auch meine Arme um seinen Körper und ich erwiederte die Umarmung. Durch die Nähe, sammelten sich weitere Tränen in meinen Augen. Langsam fielen sie von meinen Wangen und tropften sein Shirt voll. Ich schniefte noch einmal. ,,Jetzt ist dein ganzes Shirt voll mit Tränen", schluchzte ich. ,,Das macht nichts", antwortete er. Ich war total überrascht. Er war so nett und fürsorglich. Ganz anders als der Jasper, der mich als wir uns kennengelernt hatten bedroht hat, oder mich gegen die Wand gedrückt hat, als ich auf der Suche nach Adriano war. Es tat gut, jemanden zu haben der mich in den Armen hielt und einfach nichts sagte. Einer der da war und trotzdem irgendwie auch nicht. Ihn jetzt gerade in meinen Armen zu haben, machten Adrianos verletzende Worte zunichte. Es war einfach nur schön.,,Also, was machst du hier?", fragte ich. Jasper antwortete nicht, sondern ließ seinen Blick zu Boden wandern. ,,Nicht wichtig", murmelte er. Ich runzelte die Stirn. ,,Also hast du uns verfolgt?" ,,Nein!", antwortete er schnell. ,,Was ist es dann?" ,,Man Liv....", murmelte er. ,,Was?", fragte ich. ,,Ben ist verschwunden", sagte er leise, fast schon wie in Trance. ,,Du meinst deinen unfreundlichen Zwillingsbruder?" ,,Ja, genau der". ,,Oh... das ist furchtbar", sagte ich. Es tat mir wirklich leid. Ich hielt von Ben zwar nicht viel, aber es war trotzdem schlimm. Es musste vor allem hart für Jasper sein. ,,Habt ihr die Polizei verständigt? Wisst ihr wo er hin sein könnte? Warum suchst du hier nach ihm?", bombadierte ich ihn mit meinen Fragen. ,,Natürlich haben wir sie verständigt. Ich bin einfach los, in der Hoffnung ihn zu finden und dann...", er hörte mitten in seinem Satz auf. ,,Was dann?", fragte ich. ,,...dann habe ich mich verirrt", murmelte er und lief dabei ziemlich Rot an. ,,Ist dir das etwa peinlich?", fragte ich. Er zuckte nur mit den Schultern. Diesesmal war ich es, die ihn in den Arm nahm. ,,Jetzt machen meine Eltern sich bestimmt noch mehr Sorgen", flüsterte er. Darauf konnte ich nicht antworten. Es stimmte ja. In der Haut von Jasper und Bens Eltern, wollte ich auch nicht wirklich stecken. Und dann musste ich an meine Eltern denken, dehnen es ja vielleicht nicht viel besser ging und an den Streit mit Adriano. ,,Ich verstehe das", flüsterte ich. ,,Warum?", fragte er. ,,Weil ich abgehauen bin", sagte ich. Ganz einfach, ohne zu überlegen lies ich die Worte über meine Lippen fließen. Es war fast schon wie eine Feststellung. ,,Mit Adriano zusammen?", fragte Jasper. Er fragte noch nicht mal warum, oder wie ich das nur hatte tun können, es schein ihm egal zu sein. ,,Ja", sagte ich. ,,Wo ist er?" ,,In unserem Zimmer". Er nickte. ,,Ich denke mal, er sollte mich besser nicht sehen, oder?", ich lies ihn wieder aus meiner Umarmung um ihn besser ansehen zu können. Mir fiel wieder das letzte Aufeinandertreffen der beiden ein. ,,Äh... das denke ich auch", sagte ich. ,,Wie geht es dir eigentlich?", fragte ich. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. ,,Erlich gesagt, immer noch nicht wirklich gut", antwortete er. ,,Hast du hier ein Zimmer?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. ,,Nein, ich brauchte nur eine kurze Pause um mich ein wenig zu orientieren und um heraus zu finden, wo ich bin." , klärte er mich auf. ,,Ich kann dich zu uns ins Zimmer bringen", bot ich ihm an, doch im selben Moment fiel mir ein, dass dort ja ein ziemlich übel gelaunter Adriano hockte. ,,Ich gehe doch nicht in das Zimmer einer Person, die mich zusammengeschlagen hat", protestierte er. ,,Adriano ist gar nicht so wie du vielleicht denkst. Es ging ihm an dem Tag einfach nicht gut", rechtfertigte ich ihn. Jasper schnaubte, ich seufzte. ,,Steh, auf. ich nehme dich jetzt mit. Wir versuchen jetzt einfach dieses Problem wieder aus der Welt zu schaffen", ich half ihm dabei, wieder hoch zu kommen, dabei griff er sich mit seiner freien Hand an die Stirn und stöhnte einmal kurz auf. Zusammen gingen wir den Flur zurück, zu der Nummer Elf.
Ich klopfte an die Holztür. Der dumpfe Ton schallte durch den Flur. Jasper und ich mussten eine kleine Weile warten, bis Adriano uns öffnete. Er schien erst etwas sagen zu wollen, den er hatte den Mund geöffnet, doch als er Jasper erblickte, schloss er ihn wieder. Adriano ging nicht zur Seite und machte keine Anstalten uns rein zu lassen. ,,Adriano, es währe sehr nett, wenn du uns rein lassen könntest", saget ich. ,,Ist das dein Ernst, Liv?", fragte er mich und deutete auf Jasper. ,,Was meinst du?", fragte ich und tat unwissend. ,,Was macht der Dreckskerl hier?", Adrianos Stimme war hart und verletzend. ,,Adriano, ihm geht es nicht gut und das hat er nur dir zu verdanken. Also lass ihn rein", zischte ich. ,,Auf gar keinem Fall", zischte der zurück. ,,Ich denke, ich sollte gehen", sagte Jasper und versuchte sich davon zu steheln, doch ich hielt ihn am Ärmel zurück. ,,Nein Jasper, es ist okay wenn du bei uns bleibst", sagte ich. Ich stieß meine Hände gegen Adrianos Brust und versuchte ihn zur Seite zu schieben, doch er hielt gegen mich an. Ich war nun ganz nah an ihm ran und musst meinen Kopf in den Nacken legen, um ihm ihn die Augen schauen zu können. ,,Warum tust du das?", flüsterte ich. Adriano blinzelte noch nicht einmal. ,,Warum ist er schon wieder hier?", flüsterte er zurück. ,,So schnell bin ich also abgeschrieben, ja?", fragte er. ,,W- was?", fragte ich stotternd. Doch Adriano antwortete mir nicht, sondern trat einen Schritt zur Seite.
Er warf Jasper einen letzten giftigen Blick zu, eher er, ohne mir noch einmal in die Augen zu schauen, einfach ging. Ungläubig blickte ich ihm nach. Ein Chaos an Gefühlen bildete sich in mir. Ich fand Wut, Angst, Staunen, aber vor allem war ich traurig. Ich war traurig darüber, dass er mir wirklich nicht vertraute, wo das doch so wichtig war. Wo er mir doch so verdammt viel bedeutete.
Adrianos Locken wippten leicht auf und ab, während er immer schneller davon lief und um die nächste Ecke bog.
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Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18
RomanceIch dachte eigentlich, Ich könnte einen ganz normalen, einfachen Sommerurlaub mit meiner Familie verbringen. Vernab der stressigen Schulaufgaben, der zickigen Mädchen auf dem Pausenhof und der engen Straßen meiner Heimatstadt. Doch in dem Moment in...