14. Kapitel

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,,Deine Sammlung ist wirklich beneidens wert", seufzte ich und für mit meinem Finger über die Buchrücken der Bücher, die in einem seiner Regale standen. Er hatte eine ganze Menge und wenn ich sagte er hatte eine ganze Menge, dann meinte ich wirklich eine ganze Menge.

Jedes einzelne seiner zehn oder zwölf Regale, war bis oben hin mit Büchern voll gestopft. Ein paar wenige lagen noch verteilt auf seinem Schreibtisch, auf seinem Nachttisch und auf ,oder neben seinem Bett. Es sah aus wie eine kleine Bibliothek.

,,Ich habe schon angefangen zu lesen, da war ich noch ganz klein. Über die Jahre himweg hat sich einfach viel angesammelt. Einige von ihnen, habe ich irgendwann angefangen doppelt zu lesen, einfach nur aus langeweile.", kam es von ihm.

,,Warum liest du so gerne?", fragte ich. Ich konnte es mir nicht vorstellen dass es jemanden gab, der so gerne liest. Es musste doch furchtbar langweillig sein, das graue Papier anzustarren und die Wörter alle nach einander zu überfliegen und das Seite, für Seite.

Er sagte erst nichts, als wüsste er nicht was er sagen solle. Dann kam die Antwort. ,, Ich weiss es nicht. In Büchern wird dir nicht vorgeschrieben wie du denken, Oder an was du denken sollst. Deine Fantasie reicht bis in die unendlichen Tiefen dieser Seiten und du entscheidest über diese Tiefe. Ob du weinen möchtest, oder ob du lachen möchtest ist egal. Sie gehört nur deinen Träumen und deinem Herzen und was sie dir am Ende zeigt und wohin sie dich trägt, weisst nur du.
Bücher zeigen dir die eine Welt, in der du ewig Wilkommen bist, in die du flüchten kannst, wann dir danach zumute ist, denn alles was du dort vorfindest, ist deine eigene Kreation. Und ich denke das ist es was mich an den Büchern faziniert. So viele Menschen lesen die selbe Geschichte mit unterschiedlichen Vorstellungen und Träumen und jeder lebt von seiner eigenen Fantasie, die sie mit auf ihre ganz persönliche, kleine Reise nimmt."

Ich drehte mich um und sah ihn an. Dass hatte ich irgendwie nicht erwartet. Adriano kam auf mich zu und nahm eines der Bücher aus dem Regal. Gefangen zwischen den Welten, stand in großen Buchstaben darauf. Langsam führ er mit seinen Fingern zärtlich über den Buchumschlag.

Ich sah wie wichtig ihm die Bücher waren. Jedes einzelne aus seiner Sammlung hatte für ihn eine besondere Bedeutung. Er hatte mit ihnen eine gemeinsame, nie endende Geschichte. Ich lächelte. Ihn so zu sehen, war wirklich schön.

Er stellte das Buch zurück und wir setzten uns auf den Boden, mitten in das Chaos. ,,Entschuldige das Chaos. Mit Aufräumen habe ich es nicht so."
Ich schmunzelte. ,,Wir haben Ähnlichkeiten." Er sah mich an und grinste. Ich grinste zurück. Diese Augen, dachte ich. Ich liebte dieses strahlende Funkeln in seinen Augen.

Sein Handy gab einen schrillen Ton von sich und wir wurden unterbrochen. Wir starrten beide auf das Display und als ich sah, wer ihm geschrieben hatte, bekam ich Gänsehaut.

Auf dem Display stand der Name Merle, darunter war die Nachricht, die sie geschrieben hatte. Ich konnte nicht erkennen wovon die Nachricht handelte, also lehnte ich mich zurück und richtete mein Blick auf Adriano. Er las die Nachricht und als ich sah, wie sich seine Wangen Rosa färbten und er das Handy schnell aus schaltete, breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen aus.

Ich blickte weg, damit ich nicht Rot werden konnte ,wenn er sah dass ich ihn beobachtet hatte.

,,Hey", hörte ich ihn flüstern und fühlte wie seine warme Hand meine Wange streifte. Schnell suchte ich nach einen Thema. Ich wollte ihm vertrauen und auf gar keinem Fall wie die eifersüchtige Freundin rüberkommen, warscheinlich redete ich mir genau desswegen ein, dass es nichts zu bedeuten hatte.

,,Warum wolltest du eigentlich so schnell mit mir nach oben verschwinden und nicht unten bei deiner Familie bleiben?", fragte ich ihn.

In seinen Augen flackerte es kurz, dann antwortete er mir: ,, Ist das so wichtig?" Ich wunderte mich. Was war dass den für eine Antwort gewesen?

,,Ich habe es mich nur gefragt. Du hattest doch keinen Streit mit ihnen oder?" Ich merkte erst als es raus war, dass mein Satz sehr neugierig rüber kommen musste. Ich biss mir auf die Lippe. Mist, dachte ich. Er hatte die Augen zusammen gekniffen und sah mich lange an.

,,Nein."

Dass war eine kurze Antwort gewesen. Kurz und irgenwie... feindselig. Offensichtlich war er auf das Thema nicht besonders gut anzusprechen. ,,Tut mir leid.", gab ich deshalb von mir. Ich hoffte so die Spannung wieder ein bisschen aus der Situation zu neben. Man spürte förmlich wie sie schwer in der Luft hing und versuchte jedes positive Gefühl nieder zu machen.

,,Muss es nicht. Mir tut es leid.", er rückte näher an mich heran. ,, Es ist manchmal einfach nur nicht so leicht, weisst du. Ich habe dir ja erzählt dass mein Großvater jetzt hier lebt. Jetzt kriegen er und mein Vater sich ständig in die Wolle. Meine Mum, ich und Fleur dürfen dass die ganze Zeit ausbaden. Camilla und meine Tante sind auch nicht wirklich hilfreich. Ich meine sie geben sich alle Mühe und strengen sich wirklich an, aber man merkt einfach ,dass jeder eigene Erwartungen von unserer Familie hat. Man bekommt einfach dass Gefühl nicht gut genug zu sein. Und meine Eltern...", er stockte und hörte auf zu reden.

Ich traute mich nicht weiter nachzufragen, was mit seinen Eltern war. Ich wusste nicht, bis wie weit er darüber reden wollte. Also legte ich meinen Arm um seine Schulter und zog ihn näher an mich heran. Er schien froh darüber zu sein, dass ich nicht weiter nachborte und lehnte sich an mich. Die Wärme die er ausstrahlte, bohrte sich durch meine Klamotten und legte sich zart über meine Haut. Eine Weile saßen wir einfach nur stumm da, in mitten von Klamotten und Büchern und sagten einfach nichts. Dann begann er wieder zu reden. Und was er sagte machte mir schon fast Angst.

,,Liv?"

,,Mmh?"

,,Lass uns abhauen"

Geschockt starrte ich ihn an.

,,Was!?"

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt