Ich landete mit meinem Rücken weich auf der Matratze, die bei dem Aufprall leise begann unter mir zu quietschten. Meine Augen waren geschlossen und mit Tränen gefüllt, die Arme hatte ich neben meinem Körper ausgestreckt.
Freunde. Liv und ich sind befreundet. Das waren seine Worte gewesen. Ich lies sie in diesen Moment jetzt bestimmt schon zum tausendstem mal Revue passieren. Es tat weh und ich konnte nichts dagegen tun. Ich war also nicht mehr als eine Freundin gewesen.
Wenn diese paar Tage nur Freundschaftlich für ihn gewesen waren, was bedeutete es dann für ihn eine Beziehung zu führen? Währe es dann noch intensiver? Währe es mit noch mehr Liebe verbunden?
Ich schluchzte bei der Vorstellung leise auf und eine winzige Träne bahnte sich ihren weg durch meine dichten Wimpern hindurch, über meine Wange und fiel mit einem leisen Plopp auf die Beddecke. Ich öffnete meine Augen und starrte stumpf an die Wand über mir.Gestern, nachdem ich wieder gekommen war, hatte ich genauso hier gelegen. Trostlos und stumpf.
Ich hörte ein zartes Klopfen vom Ende des Zimmers und mein Vater streckte seinen Kopf durch die Tür, an seinem Bein klammerte mein kleiner Bruder. Ich setzte mich auf und betete, dass sie meine roten Augen nicht sahen.
,,Schätzchen, wir wollen gleich los. Kommst Du?", fragend sah er mich an. Ich nickte nur zur Antwort. Wenn ich gesprochen hätte, hätten sie das Zittern in meiner Stimme hören können.
Meine Familie wollte mal nach draußen gehen. Durch die Stadt, dass hatten sie heute Morgen lange diskutiert, bis sie sich dafür entschieden hatten. Ich hatte mich an dem Gespräch eher weniger beteiligt. Zum Reden war mir nicht zumute gewesen. Mein Bruder hatte seinem besten Freund versprochen, eine Postkarte zu schicken und meine Mutter wollte sich die Läden bei uns in der Nähe mal genauer ansehen. Mein Vater und ich kamen also eigentlich einfach nur so mit.
Zusammen verließen sie das Zimmer und ich war wieder alleine. Schweigend lies ich meinen Blick umher wandern. Er fiel erst auf die Koffer, die auch nach einer Woche noch hier rumstanden, dann auf den kleinen Tisch am Fenster und schließlich auf mein Bett. Kurz überlegte ich mir, mich einfach wieder fallen zu lassen, stand dann aber doch auf und lief zu meiner Familie ins Nebenzimmer.
Sie alle standen schon bereit und warfen mir vorwurfsvolle Blicke zu. Tims war am schlimmsten, der wirkte schon fast mörderisch. Ungeduldig tippte er meine Eltern abwechselnd an, nur um rumzuquängeln und ihre Aufmerksamkeit zu suchen. Meine Mutter nahm ihn dann irgendwann endlich auf den Arm und zusammen gingen wir los.
Mittlerweile standen wir mitten im Trubel der Stadt. Tim hatte bereits seine Postkarte und schleckte zufrieden an einem riesigen Eis. Ich hatte es ihm nach gemacht und mir auch eines besorgt. Unsere Eltern waren schnell in einen Laden gegangen um sich dort die ganzen Angebote noch einmal genauer anzusehen. Ich beobachtete gerade eine Mutter die vergeblich versuchte, ihren kleinen Sohn an einem Spielzeugladen vorbei zu führen und schmunzelte leicht.
Plötzlich spürte ich wie Tim meine Hand nahm. ,,Liv?",fragte er. ,,Mmh?", machte ich. ,,Der Junge da vorne guckt dich ganz komisch an", flüsterte er mir zu. Ich blickte auf und erstarrte.
Eine braune Locke fiel ihm frech in die Stirn, die wunderschönen, kastianinenbraunen Augen lagen auf mir und der Muskulöse Oberkörper zeichnete sich wie immer sexy unter dem engen Shirt ab.
Neben ihm stand ein Mädchen mit schulterlangen, schwarzen Haaren, vollen Lippen und stechend blauen Augen. Merle, dachte ich.Ohne zu zögern, hielt ich Tims Hand noch fester und kniete mich zu ihm runter. ,,Timmi, wollen wir uns noch ein Eis holen gehen?" Verwirrt sah er auf seine andere Hand, in der er noch die volle Eiswaffel hielt. ,,Aber..",wollte er protestieren, ich nahm ihn jedoch einfach auf den Arm und ging los. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Mir war bewusst, dass sein Blick immernoch auf mir liegen musste.
,,Liv!", hörte ich ihn rufen. Dass einzige was er damit bewirkte, waren meine Schritte, die sich sofort um einiges beschleunigten.
,,Stopp! Du bist an der Eisdiele vorbei gelaufen", meckerte mein Bruder mich an. Ich ignorierte ihn und lief weiter. Hinter mir konnte ich immer näher kommende Schritte hören. Mit meinem Bruder auf dem Arm konnte ich aber nicht rennen, also blieb ich stehen und schloss meine Augen. Es half nichts. Er war schneller als ich. Irgendwann würde er mich eh einholen.
Ich lies Tim wieder runter. ,,Bleib hier stehen. Renn nicht weg", sagte ich. Tim nickte. Ich atmete einmal tief durch, dann drehte ich mich um und sah ihm direkt in die Augen. Er war nur noch wenige Meter entfernt. Langsam ging er auf mich zu, Schritt für Schritt, bis er direkt vor mir stand und ich meinen Kopf in den Nacken legen musste um sein Gesicht zu sehen.
Keiner von uns sagte etwas. Es herrschte pures Schweigen. Ich versuchte mich nicht in seinen atemberaubenden Augen zu verlieren, versuchte meinen Blick nicht zu dem Muttermal wandern zu lassen und ich wollte schon mal gar nicht diese Locke in seiner Stirn attraktiv finden... am liebsten währe ich einfach gegangen. Egal wohin, ich wollte nur nicht mehr vor ihm stehen, ganz dicht an ihm und in dieses makellose Gesicht schauen. Es war nur ein Satz gewesen. Aber es hatte weh getan. Eine Woche, dachte ich. In dieser einen Woche habe ich mich so unsterblich in ihn verliebt und in dieser einen Woche hatte er es geschafft mir weh zu tun.
,,Liv... es",fing er an. ,,Was? Es tut dir leid?", unterbrach ich ihn und funkelte ihn wütend an. ,,Bitte...", flüstere er. ,,Ich habe nicht nachgedacht. Du...", Er kam einen Schritt näher, ,,...bist mir unglaublich wichtig." Ich sagte nichts. Ich wollte nichts sagen, Ich konnte es auch nicht. ,,Liv?", fragte er mich. Was? Wollte er jetzt hören das er mir auch unglaublich wichtig war? Tja... das war er. Mehr als nur wichtig. Aber was bedeutete das, wenn ich für ihn nur eine Freundin war?
Ich senkte meinen Blick und drehte mich um, um Tim wieder auf den Arm zu nehmen, als ich seinen festen Griff an meinem Handgelenk spürte. Augenblicklich begann alles an mir zu Kribbeln. Was hatte er bloß für einen Einfluss auf mich? Er brachte mich komplett durcheinander.
,,Liv... Es tut mir wirklich leid. Ähm... komm doch heute Abend zu unserem Strand. Bitte", das Bitte klang verzweifelt und ernst gemeint. Fast hätte er mir leid getan. Aber auch nur fast. Ich entriss ihm mein Handgelenk und nahm Tim wieder auf den Arm. Ohne etwas zu sagen ging ich. Er startete keinen neuen Versuch mich aufzuhalten, was mich schon fast irgendwie enttäuschte.
Ja, Es war unser Strand. Dort hatten wir uns kennen gelernt und dort hatte er mich das erste mal geküsst.
Und nein, ich würde ihn heute Abend mit Sicherheit nicht dort treffen.
,,Ach Mist...", murmelte ich. Es hatte einfach keinen Sinn.
Ich würde ja eh hingehen...
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Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18
RomanceIch dachte eigentlich, Ich könnte einen ganz normalen, einfachen Sommerurlaub mit meiner Familie verbringen. Vernab der stressigen Schulaufgaben, der zickigen Mädchen auf dem Pausenhof und der engen Straßen meiner Heimatstadt. Doch in dem Moment in...