Der knatternde Motor begleitetete mich jetzt schon seid Stunden. Ich hatte Keine Ahnung wo wir waren, oder wie lange wir jetzt schon diese Landstraße entlangfuhren. Der Rucksack wurde langsam immer schwerer und ich hatte das Gefühl, Adriano wollte auch nicht mehr weiter fahren. Um uns herum waren nur Felder und Bäume. Ab und zu schaute uns eine Kuh schief an, oder ein Vogel flog an uns vorbei, aber spannender wurde es auch nicht mehr.
,,Adriano, sollten wir nicht mal eine Pause machen?", fragte ich und hebe erschöpft meinen Kopf von seinem Rücken. Die Hitze brannte gnadenlos auf uns herab.,,Hier irgendwo muss es eine Raststätte geben", erklärte er. Irgendwie konnte ich ihm das nicht glauben, aber ich hoffte einfach das er Recht hatte. Und es stehlte sich heraus, das er tatsächlich Recht behalten sollte.
Es dauerte nicht lange, vielleicht eine weitere halbe Stunde mit komisch schauenden Kühen, als plötzlich eine kleine Raststätte neben der Straße auftauchte. Sie wirkte von außen ein wenig verdreckt und heruntergekommen, aber es war besser, als gar nichts. Adriano parkte vor dem Eingang und ich fiel praktisch wie ein nasser Sack von dem Motorrad. Total steif und mit schläppenden Schritten gingen wir auf die Tür zu und traten ein.
Zuerst empfing uns ein ziemlich unschöner Geruch nach Zigarettenrauch und ungesäuberten Klos. Ein paar wenige Leute saßen an Tischen und tranken Bier, spielten Karten oder warfen uns misstrauische Blicke zu. Ich entdeckte nur Leute, die schon ein bisschen älter wirkten und nett schienen sie auf den ersten Blick erlich gesagt, auch nicht zu sein. Sie schienen uns mit ihren grimmigen Blicken von oben nach unten und wieder nach oben, zu durchlöchern. Die Luft war komisch nebelig, so als ob hier wirklich öfters geraucht werden würde. Irgendwie machten mir der Ort und die Leute Angst und ich griff nach Adrianos Hand, um in seinen Fingern Halt zu finden. Das alles hier hatte schon etwas einschüchterndes und eine Gänsehaut legte sich über meine Arme. Adriano hielt meine Hand genauso fest, wie ich seine, was mich um einiges mehr beruhigte. Vor den Blicken der ganzen Leute hier, fühlte man sich irgenwie...klein.
Eine kleine, schrumpelige Frau trat auf und zu.
Sie fragte uns etwas mit einer rauen, fast schon schrillen Stimme und es klang echt ein wenig angsteinflössen.
Ich konnte sie nicht verstehen, da ich kein Italienisch sprach, dafür war Adriano aber in der Lage dies zu tun.
Er antwortete irgendwas auf seiner Muttersprache und ich hörte ihm interessiert zu. Ich hatte ihn noch nie Italienisch sprechen hören. Es lies mein Herz bei seinem Anblick, nur noch mehr dahin schmelzen.Auf dem Gesicht der Frau trat ein dreckiges Grinsen auf und sie zischte ihm eine knappe Antwort zu. Adriano nickte höflich und holte aus seiner Tasche etwas Geld, welches er ihr in die Hand drückte. Daraufhin stellte er ihr wieder eine für mich unverständliche Frage. Die Frau musterte ihn mit einem Gesichtsausdruck den ich nicht wirklich deuten konnnte. Sie schien ein wenig verblüfft, als ob sie ihm etwas nicht glauben könnte. Sie fing wieder an zu sprechen und deutete mit ihrem Zeigefinger auf einen Flur, rechts von uns. Sie drückte uns einen goldenen, leicht verosteten Schlüssel in die Hand. Ich glaube Adriano bedankte sich, denn sie nickte ihm einmal kurz zu. Plötzlich ging er los und zog mich an seiner Hand, hinter ihm her. Die Menschen, die an den Tischen saßen und die Unterhaltung mit neugierigen Blicken verfolgt hatten, würdigte er keines Blickes, was ich echt bewunderte. Mein Blick huschte nähmlich immer und immer wieder zu den grimmigen Gesichtern, einfach nur weil ich Angst vor ihnen hatte.
Beim Zimmer Elf, schloss er die Tür auf und betrat den Raum. Mein erster Eindruck war wie erwartet. Klein, ein wenig dreckig und ungemütlich. Nichts im Vergleich zu dem Zimmer, welches ich in dem Hotel mit meinen Eltern hatte. Seufzend lasse ich mich auf das unbezogene Doppelbett fallen und stelle meinen Rucksack zwischen den Beinen ab. ,,Ich denke mal nicht, das du Bettwäsche mitgenommen hast, oder?", fragte ich Adriano. Der schüttelte nur den Kopf. ,,Ich auch nicht." ,,Wir werden auch so auf dem Bett schlafen können", sagte er und stellte ebenfalls seinen Rucksack ab. Ich nicke. Die Idee gefiel mir zwar nicht besonders, aber wir hatte ja keine andere Möglichkeit. Adriano lies sich neben mir auf die knarzende Matratze fallen. ,,Es ist nur für eine Nacht. Und ich denke wirklich, das diese Bettwäsche unser kleinstes Problem auf unserer Reise sein wird.", sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Langsam legte er einen Arm um mich, zog mich zu sich und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. ,,Wir kehren doch vor dem Ende der Ferien zurück, oder?" ,,Wieso? Willst du zurückkehren?" ,,Nein..ja... also noch nicht jetzt, verstehst du?" Ich blickte auf um in seine Augen sehen zu können. ,,Nein, erlich gesagt, verstehe ich nicht, Liv", sagte er. ,,Ich möchte mit Dir das hier jetzt durchziehen. Ich möchte mit dir etwas erleben, aber ich kann nicht meine Familie und schon gar nicht meine Freunde zurücklassen. Allein wenn ich draran denke, Tim oder Franzi nie wieder zu sehen, wird mir schlecht". Adriano lies mich los um mich besser ansehen zu können. ,,Ich kann aber nicht zurück. Niemals. Ich bin gegangen und werde nicht wieder zurückkehren. Ich dachte, du wärst der selben Meinung." Ich blinzelte. ,,Aber wieso? Warum gibst du alles auf? Du kannst doch nicht einfach weglaufen!", sagte ich und stand aufgebracht wieder von dem Bett auf. ,,Weil ich abgeschlossen habe. Ich brauche meine Familie nicht um glücklich zu werden", sagte er. ,,Adriano, aber ich brauche sie." ich ging auf ihn zu und nahm seine beiden Hände in meine. ,,Lass uns etwas erleben, lass uns Spaß haben und lass uns dann wieder zu unserer Familie zurückkehren. Bitte", füsterte ich und blickte tief in seine wunderschönen, braunen Augen. ,,Nein, Liv. Mein Entscheidung steht fest. Ich werde nicht zu meiner Familie zurück gehen". ,,Was ist den passiert? Was haben sie getan, das du so einen Hass auf sie verspührst?" Wütend riss er seine Hände aus meinen. ,,Das geht dich überhaupt nichts an! Du kannst mich nicht zwingen zurück zu gehen!", brüllte er und stand nun ebenfalls aufgebracht auf. ,,Und du kannst mich nicht dazu zwingen, meinem gewohnten Leben für immer den Rücken zu zukehren!", schrie ich zurück. ,,Das hättest du dir überlegen müssen, bevor du mit mir gegangen bist!", schrie er zurück. Fassungslos starrte ich ihn an. Ich brachte keinen einzigen Ton mehr hervor. ,,Weisst du was, geh doch wenn du mit dem Ganzen schon nach einem Tag nicht mehr klar kommst. Ich brauche dich hier nicht".
Es tat weh. Ich glaube es hatte selten etwas so weh getan, wie diese Worte. Ich blickte ihm immer noch fassunglos in seine Augen. Langsam bildeten sich Tränen im meinem Gesicht und bevor ich anfangen konnte vor ihm zu weinen, rannte ich aus dem Zimmer und auf den Flur. Ich hätte das nie von ihm erwartet, im Leben nicht. In einem Tränenüberströhmten Schleier rannte ich den Flur entlang und achtete überhaupt nicht auf meine Umgebung. Ich wollte hier raus. Ich brauche dich hier nicht. Autsch. Das war ein verdammt fieser Satz gewesen.
Ich rempelte mit voller Wucht gegen eine Person, die mir im Weg stand. Durch den harten Aufprall fielen wir beide zu Boden, dabei schlug ich mir das Knie ziemlich schmerzhaft am Boden auf. Ich stöhnte auf und biss mir auf die Lippe. Ich blickte auf und als ich die Person, die dort saß sah, zog ich einmal scharf die Luft ein. Vor mir saß eine Person mit pechschwarzem Haar, welches ihm strähnig in die Stirn fiel und einer frechen Mimik im Gesicht.
,,Liv?", fragte die Person erstaunt.
,,Jasper?"
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Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18
RomanceIch dachte eigentlich, Ich könnte einen ganz normalen, einfachen Sommerurlaub mit meiner Familie verbringen. Vernab der stressigen Schulaufgaben, der zickigen Mädchen auf dem Pausenhof und der engen Straßen meiner Heimatstadt. Doch in dem Moment in...