22. Kapitel

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Ich ging durch die Tür und trat in unser Hotelzimmer, nicht ohne einmal erleichtert auszuatmen. Ben und Jasper war ich entkommen, aber mir war klar, dass Jasper nicht locker lassen würde. Ich musste es irgendwie schaffen, ihm aus dem Weg zu gehen.

Ich wollte in mein Zimmer, zu Adriano und ging an dem Wohnzimmer vorbei. Ich stockte als ich aufgebrachte Stimmen hörte. Ich konnte nicht anders als stehen bleiben und lauschen, also trat ich näher an die Tür heran.

,,Max, was wenn das keine Gute Idee war? Wenn das irgendjemand herausfindet... was machen wir dann?", das war die Stimme meiner Mum.

,,Louise, jetzt beruhig dich mal. Es ist nur eine Nacht und es ist bisher noch keinem aufgefallen.", sagte mein Vater.

,,Was wenn es nicht nur eine Nacht ist?"

,,Das sehen wir morgen. Erstmal bleibt er hier. Es wird einen Grund geben warum er nicht nach Hause möchte."

,,Er könnte uns auch etwas vorspielen! Er könnte einfach einen komplett normalen Streit mit seiner Schwester haben und mehr nicht!"

,,Louise, das weisst du doch nicht. Vertraue unserer Tochter doch mal", versuchte mein Vater es.

Ich hörte meine Mutter ungläubig aufatmen.

,,Der Junge hat einen schlechten Einfluss auf sie! Sie hätte uns niemals zu soetwas gebeten! Ich halte von diesem Adriano nichts"

,,Aber unserer Tochter hat sich verliebt, das sieht man. Und wenn sie unsere Hilfe braucht, dann sind wir für sie da!"

,,Max, was verteidigst du sie jetzt? Unsere eigene Tochter hat uns in eine unmögliche Situation gebracht. Wir konnten gar nicht nein sagen!"

,,Dieser Junge wirkt sehr nett auf mich und Liv hat das auch erkannt. Louise, hör auf über Liv und Adriano her zu ziehen, dass haben die beiden nicht verdient. Unsere Tochter hat ein großes Herz und wenn sie in ihm etwas Gutes sieht, das sie glücklich macht, ist er der Richtige. Ich habe dir das schonmal gesagt, vertraue Liv doch mal!"

,,Merkst du das den nicht? Du stehst unter dem selben Einfluss wie Liv! Er wickelt uns alle um den kleinen Finger! Was wenn seine Eltern herausfinden, dass er hier übernachtet hat! Die machen sich wahrscheinlich auch noch Sorgen wo er steckt und wir decken ihn! Das geht nicht!", meine Mutter klang langsam nicht nur aufgebracht sondern auch echt verzweifelt.

,,Du kannst sagen was du willst, wir können ihn jetzt auch nicht mehr nach Hause schicken. Er wird hier bleiben müssen!", polterte mein Vater.

Dann hörte ich erst einmal nichts mehr. Ich schluckte. Sie stritten sich. Wegen mir und Adriano. Das schlimme war, das sie Recht hatten. Wir wussten nicht ob Adriano uns was vorspielte oder nicht. Aber was ich wusste war, dass die aufgeplatzte Lippe echt war und das Blut ebenfalls...

Ich schreckte herum als ich von hinten eine leichte Berührung spürte. Ich blickte in Kastanienbraune Augen. In Augen, die ausstrahlten wie verletzt sie waren. Wie schuldig sie sich fühlten.

Er hatte alles mitgehört. Nein...,dachte ich. Er hat das nicht verdient... Ich griff nach seiner Hand und zog ihn mit mir. Ich schloss hinter uns beiden die Tür und legte die Brötchen, die ich immer noch in der anderen Hand hielt, auf einen Tisch. Mein Blick wanderte zu ihm und als ich ihn da so stehen sah, gebrochen und verletzt, zog sich mir das Herz zusammen.

Meine Finger griffen zu einem der Brötchen und ich hielt es ihm hin. Er schüttelte nur mit dem Kopf. ,,Ich habe keinen Hunger." Er log. Ich wusste das er log. Adriano hatte Hunger, da war ich mir sicher. Dennoch legte ich das Brötchen wieder weg. Meine Hand griff wie von selbst zu seiner und ich zog in mit in mein Bett. Wir lagen eng aneinander, unter der Decke und sagten nichts. Ich hatte meine Kopf an seine Schulter gelegt und schmiegte mich eng an ihn um ihn zu trösten. Ich spürte seine Wärme durch die Klamotten und hörte sein viel zu schnelles Herz. Sein Atem stieß sanft gegen mein Haar.

Es war furchtbar ihn so neben mir zu haben. Ich hasste meine Eltern für ihre unüberlegten Worte. Für ihr Misstrauen. Ihr Streit musste sich tief in sein Herz gebohrt haben, nachdem er geglaubt hatte hier willkommen zu sein. Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber er dachte das sie ihn mochten. Und mit einer Familie unter einem Dach schlafen zu müssen, die einen anscheinend nicht ausstehen konnte, musste hart sein. Richtig hart. Ich verfluchte meine Eltern in Gedanken. Idioten.

,,Adriano?", flüsterte ich. Er antwortete mir nicht.

,,Ich liebe dich...". Erst bemerkte ich keine Reaktion, dann spürte ich seine nassen Tränen an meiner Wange. Sie flossen dahin, langsam und quälend. Ich hörte das leise Ploppen wenn sie auf die Bettdecke fielen. Ich schloss meine Augen. Unter meinen Liedern konnte ich spüren, wie sich auch bei mir Tränen ansammelten. Ich kuschelte mich näher an ihn.

Das war das erste mal, dass ich wirklich wütend auf meine Eltern war. Und das war nicht irgend ein einfacher, nebensächliche Grund, über den man mal streiten konnte.
Sie hatten eine Person verletzt. Eine Person die ich liebte, die mir etwas bedeutete und die ich für niemanden auf der Welt wieder hergeben würde.

Adrianos Hand streichelte durch mein Haar. Ich genoss die Berührung und spürte die schwere Müdigkeit in meinen Körper sickern. Ich fing an mich zu beruhigen, während ich immer tiefer in meine Träume fiel.

Das letzte was ich spürte, waren seine weichen Lippen auf meiner Stirn

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt