Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Die Sonne schien gleißend und knallhart auf mich herab. Ich hob meinen Arm vor meine Augen um mich vor ihr zu schützen und damit ich die Umgebung um mich herum besser erkennen konnte. Ich lag auf grünem, langen Gras, etwas abseits der Straße. Die Erde klebte an meinem Arm, an meiner Kleidung, auch meine Finger waren schmutzig und mit Erde beschmiert. Schrammen zeichneten sich entlang meines Körpers, halb verkrustet, gefüllt mit Dreck. Neben mir lag etwas langes, glänzendes, silbernes. Ich versuchte aufzustehen und kroch zu dem Gegenstand. Halb verborgen lag dort ein längliches Metallstück und blinkte mich frech an. Ich runzelte die Stirn... was zum...? Ich lies meine Augen weiter über das Gras wandern und fand dort in unregelmäßigen Abständen immer und immer mehr Metallgegenstände.
Die plötzliche Erinnerung kam wie ein Schlag zurück. Ich erinnerte mich an einen Schuss, an quietschenden Reifen, an einen harten Aufprall und an blinkende Scheinwerfer. Oh Gott... auf uns ist geschossen worden. Was ist wen... ,,Adriano!", schrie ich. ,,Verdammt, Jasper! Wo seid ihr?", ich brüllte mir vor Verzweiflung fast die Seele aus dem Leib. Die ganzen Metallstückchen, waren dann wohl Einzelteile der Motorräder. Ich stolperte los und hoffte jemanden hier liegen zu sehen, atmend und voller Leben. Was wenn jemand getroffen worden war?
Ich konnte etwas entfernt von mir, ein armselige Bündel im Gras liegen sehen, das ausnahmsweise mal nicht glänzte. Ich rannte los, bewahrte mich mehrere Male vorm Fall, bis ich bei der Person die dort lag, ankam. ,,Japser!", schrie ich. ,,Wach auf!" Vor mir lag Jasper, mit geschlossenen Augen und einer tiefen, klaffenden Schramme entlang seiner Wange. Ich schüttelte ihn mehr als einmal und schrie seinen Namen. ,,Verdammt, jetzt öffne doch deine Augen!", fluchte ich.
Er schlug mit einem Mal seine Augen auf und blickte mir verwirrt ins Gesicht. ,,Liv? Was machst du da?" ,,Gott sei Dank!", seufzte ich und falle ihm um den Hals. Er tätschelte mir etwas unbeholfen den Rücken. ,,Ist ja gut... äh... was wird das?" Ich lies wieder von ihm ab und setzte mich auf meine Knie. ,,Das sollte ich ja wohl besser dich fragen", murrte ich. Er warf mir einen fragenden Blick zu. ,,Wir wurden verfolgt, auf uns wurde geschossen, wir liegen hier verdreckt, verletzt...", weiter brauchte ich gar nicht zu reden, den seine Augen suchten schon rund um ihn herum die Wiese ab. ,,Wo ist Adriano?", fragte er. ,,Das würde ich auch gerne wissen", murmelte ich verzweifelt. Ich merkte, wie mein Atem sich beschleunigte. Was, wenn ihm etwas wirklich Ernsthaftes geschehen war? Was ist, wenn sie ihn sogar getroffen hatten? Er würde doch nicht... Er konnte doch nicht... ,,Jasper... wir müssen ihn finden", japste ich, da mein Herz mir nun wirklich bis zum Hals schlug.
Eigentlich war ich viel zu schwach und überhaupt müsste es mir total mies gehen, aber in meinem Körper tobte die pure Energie, getrieben von der grausamen Angst um Adriano. ,,Jasper, bitte steh auf. Wir müssen ihn finden", flehte ich und kam langsam auf die Beine. Jasper schaffte es nur mit Mühe aufzustehen und seufzte die ganze Zeit leise auf. ,,Was ist den das Letzte, woran du dich erinnerst?", wollte er wissen. Ich dachte kurz nach und ging jedes Detail der letzten Nacht, noch einmal bildlich in meinem Kopf durch.
,,Da waren eure Schreie, dann der Schuss und danach ist das Motorrad mit uns umgefallen. Also ich würde sagen, dass es umgefallen ist, da ich herunter geschleudert worden bin und die ganzen Metallstücke, die hier rumliegen und...",ich fing an zu zittern und brach mitten in meinen Satz ab. Jasper trat näher an mich heran und als ich seine Körperwärme dich an meiner spührte, beruhigte sich mein Körper ein wenig.
,,Wir werden ihn schon finden", versicherte er mir, während er einen Arm um meine Schultern legte. ,,Was ist Gestern überhaupt passiert? Was wollten die den von euch?", fragte ich. Diese Frage interessierte mich brennend. Hatten die beiden etwas angestellt? Etwas geklaut? Was war der Grund für den Schuss gewesen?
Jasper zuckte jedoch nur unwissend mit den Schultern. ,,Wir haben kurz halt gemacht um eine kleine Pause zu machen, als sie plötzlich angefahren kamen. Sie haben uns angeschrien und auf einmal zogen sie ihre Waffen. Adriano und ich haben logischer Weise nicht lange gezögert und sind sofort auf die Motorräder gestiegen, um vor ihnen abzuhauen. Naja, den Rest kennst du", erzählte er. Ich runzelte die Stirn. ,,Warum sollten sie mitten in der Nacht einfach so auf euch losgehen? Ich meine, das ergibt doch gar keinen Sinn", verwirrt runzelte ich die Stirn, doch Jasper schien darauf auch keine Antwort zu kennen. ,,Darüber machen wir uns ein anderes mal Sorgen", beschloss ich, schulterte meine Tasche und ging los. ,,Liv, was machst du?", rief er, während er hinter mit her stolperte. ,,Ich gehe Adriano suchen, was denkst du den?", antwortete ich und verdrehte meine Augen. ,,Wir brauchen einen Plan, wir können doch nich einfach so los gehen, ohne zu wissen was wir tun", seine Stimme nahm nun eindeutig einen vorwursvollen Ton an. Ich blieb wie erstarrt stehen und drehte mich zu ihm um. ,,Was willst du den für einen Plan machen? Das Einzige was wir haben, sind unsere Taschen. Wir haben kein Motorrad, Adriano ist verschwunden und ich zu meinem Teil, weiss überhaupt nicht wo wir uns hier befinden. Wir sind gestrandet, irgendwo im Nichts und haben eine Person von uns verloren. Jasper, das Einzige, was wir tun können, ist handeln und einfach losgehen. Es gibt einfach nur diese Möglichkeit", ich redete und redete und verhaspelte mich fast in den Silben. Am Ende meiner Worte konnte Jasper mich nur noch ansehen, den er wusste dass ich Recht hatte. Es gab nunmal einfach überhaupt nichts, was wir tun konnten. Es gab nichts, was uns half.
Irgendwas in mir, sorgte dafür, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. ,,Jasper, wir müssen ihn einfach finden", schluchzte ich. Er nickte. ,,Lass uns losgehen. Du hast Recht, es gibt nichts zu planen. Wir müssen es versuchen".
Ich war ihm so dankbar. ,,Danke", wisperte ich, mehr ging auch nicht. Ich hatte so eine Angst. Ich hatte das Gefühl sie raubte mir den Atem und solange wenigstens Jasper mir Hoffnung schenkte, konnten wir ihn finden.
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Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18
RomanceIch dachte eigentlich, Ich könnte einen ganz normalen, einfachen Sommerurlaub mit meiner Familie verbringen. Vernab der stressigen Schulaufgaben, der zickigen Mädchen auf dem Pausenhof und der engen Straßen meiner Heimatstadt. Doch in dem Moment in...