25. Kapitel

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,,Jasper? Hey, wach auf!" Ich gab ihm jetzt bestimmt schon zum tausendsten Mal eine Backpfeife, damit er die Augen aufmachte, aber  erlich gesagt tat es mir nicht im geringsten leid. ,,Komm schon Junge! Ich kann dich nicht hier weg tragen." Ein paar Passanten blieben stehen und sahen uns neugierig an, doch ich schickte sie genervt weg. Um Jaspers Auge bildete sich langsam ein blauer Fleck und das Blut das aus seiner Nase gekommen war, trocknete schon um den Mund an. Ich stöhnte frustriert auf. Suchend blickte ich um mich.

Am Rand einer Straße stand ein Typ mit Vollbart und beobachtete mich bei meinen vergeblichen Versuchen. Auf seinen Rücken hatte er sich einen Rucksack geschnallt. Ich winkte ihn mit meiner Hand zu uns. Schnell setzte er sich in Bewegung und kniete wenige Sekunden neben mir.

,,Haben sie vielleicht Wasser dabei? Ich muss den Kerl hier irgendwie wieder wach kriegen", erklärte ich ihm. Der Typ sah mich nur mit einer Hochgezogenen Augenbraue an. Toll... Deutsch sprach er schonmal nicht und Englisch war nicht wirklich meine Stärke. Vom Italienischen ganz zu Schweigen...

Ich hielt meine Hände an den Mund und versuchte ihm wie durch Pantomime klar zu machen, das wir dringend Wasser brauchten. Das musste ziemlich bekloppt aussehen, aber in dem Moment scheißte ich wirklich drauf. Er schien zu verstehen, den er zog sich den Rucksack vom Rücken und wühlte darin herum. Kurze Zeit später reichte er mir eine Flasche. Ich lächelte ihn dankend an und öffnete sie. Ohne zu zögern schüttete ich den gesamten Inhalt in Jaspers Gesicht. Prustend wachte er auf und setzte sich Schlagartig hin. Er hustete und spuckte eine große Menge des Wassers wieder aus. Ich schlug ihm helfend auf den Rücken.

Als es wieder ging, sah er mich aus großen Augen an. ,,Was war das gerade bitte?", fragte er mich keuchend. ,,Mein Freund hat dir ein paar ordentliche Schläge verpasst." Er sah mich nur stumm an. ,,Und du hattest es verdient", fügte ich noch hinzu. Er schnaubte. ,,Ich bitte dich." Jetzt schnaubte ich. ,,Komm mir einfach nicht mehr zu Nahe! Würde dir vielleicht helfen."

Er grinste. ,,Pass auf, du machst dir noch Sorgen um mich". ich verdrehte die Augen. ,,In deinen Träumen vielleicht. Idiot". Sein Grinsen verschwand jedoch nicht. Ich stand auf und half ihm ebenfalls auf die Füße zu kommen. Er war noch ziemlich wackelig auf den Beinen und als er versuchte sie gerade hinzustellen, verzog er schmerzhaft das ziemlich blasse Gesicht. ,,Sagtest du, dass er dein Freund ist?", fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ich nickte. ,,Wie kann man den bitte mit so einem zusammen sein?" Ein Lächeln umspielte meine Lippen. ,,Indem man sein Gehirn nicht im Bett vergessen hat", gab ich zurück. ,,Das war doch wohl keine Anspielung auf mein Verhalten, oder Hübsche?" Ich seufzte. ,, Doch, genau das war es und bitte: Nenn mich nicht Hübsche!"
,,So eine Schönheit wie dich kann man nur Hübsche nennen!", säuselte er.

So. Ein. Schleimer.

,,Pass auf mein Freund steht hinter dir", flüsterte ich ihm zu. Panisch drehte er sich um, nur um zu erkennen, dass dort das pure Nichts war. Als er sich wieder zurück drehte, konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. Er verdrehte nur die Augen und griff sich danach stöhnend an den Kopf. ,,Man, tut das weh!", jammerte er. ,,Das zahle ich ihm heim."

,,Das würde ich ja lassen. So wie du aussiehst kann ich jetzt schon sagen, dass du den Kürzeren ziehst", ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Ein Funkeln tauchte in seinen Augen auf. ,,Du machst dir schon wieder Sorgen um mich", schnurrte er. Ich schubste ihn von mir weg, wobei er fast hingefallen währe, da er immer noch sehr wackelig stand. ,,Irgendwie hast du mit besser gefallen als du noch Bewusstlos warst", bemerkte ich genervt. ,,Das glaube ich kaum", lachte er.

Man, war der frech...

Ohne etwas zu erwiedern drehte ich mich um, nur um zu erkennen das dort immer noch der vollbärtige Typ stand, der mir mit der Flasche geholfen hatte. Interessiert sah er uns beim Zanken zu. Ich ging auf ihn zu und drückte ihm die leere Flasche in die Hand. Da war bestimmt noch Pfand drauf. Ich gab ihm wieder mit Händen und Füßen zu verstehen, dass der Kerl definitiv keine Schäden davon getragen hatte, ausser dass vielleicht sein Stolz verletzt worden war. Der nickte nur lächelnd, reichte mir zum Abschied noch einmal die Hand und ging dann.

Jasper trat wieder in mein Blickfeld. ,,Was machen wir jetzt?" Ich hob eine Augenbraue. ,,Wir?" Er verschenkte seine Arme vor der Brust, verlor dabei jedoch fast sein Gleichgewicht. ,,Ich kann in diesem Zustand wohl kaum alleine sein", erklärte er mir. ,,Außerdem musst du mir dein Geheimniss verraten". Ich lachte. ,,Gar nichts tue ich. Woher soll ich den überhaupt wissen, dass du nicht dein unfreundlicher Zwillingsbruder bist? Wer doch Schade wenn es nicht der Richtige erfährt", säuselte ich.
,,Aber...",protestierte er. ,,Sschh", machte ich und lachte wieder. ,,Ich bringe dich jetzt in das Hotel und danach gehe ich Adriano suchen."
,,Ich komme mit!"
,,Ganz bestimmt nicht!"
,,Warum?"
,,Erstens, habe ich nicht das Gefühl, dass das gut ausgehen würde und zweitens, solltest du in diesem Zustand nicht in der brühenden Hitze herumlaufen, sondern dich ausruhen." Jasper schnaufte, folgte mir aber zurück in das Hotel.

Auf dem Weg dahin, versuchte ich ihn zu stützen und spürte dabei die ganze Zeit seinen Blick auf mir, er fing aber kein Gespräch an. Also schweigten wir uns eigentlich den ganzen Weg nur an. Naja, nicht ganz.

,,Ich habe ihn letzte Nacht gesehen."

Ich hob meinen Blick.

,,Wen?"

,,Deinen Freund. Diesen Adriano."

Ich antwortete nicht darauf.

,,Er ist durch die Flure gerannt und dann aus dem Hotel."

Ja, das war mir bereits bewusst gewesen.

,,Hattest du desswegen die Brötchen dabei? Du hast sie für ihn mitgebracht oder?", seine Stimme war sanft, er machte mir keine Vowürfe. Es war eher eine Feststellung.

,,Ich kann verstehen warum du es mir nicht sagen wolltest. Das hätte ich wahrscheinlich auch nicht getan. Es tut mir leid."

Seid wann war er den bitte so verständnissvoll?

,,Okay, Jasper können wir uns bitte einfach weiter anschweigen?", bat ich ihn. Er sah mich erst verletzt an, dann nickte er jedoch.

Toll, jetzt tat es mir auch noch leid, dass ich ihn so angegangen war.

Ich klopfte ihm etwas unbeholfen auf die Schulter.

,,Sind deine Schmerzen schon weg?", fragte ich. ,,Es wird besser", antwortete er mir, dabei fasste er sich instinktiv an das blaue Auge. Wir waren bereits im Hotel und vor seiner Zimmertür angekommen.

,,Okay, ähm... Danke", sagte er unbeholfen. ,,Wofür?",fragte ich.
,,Dafür dass du mich hierher gebracht hast". Ich zuckte nur mit den Schultern.

,,Was wirst du deiner Familie sagen?"
,,Warscheinlich, dass dein Freund mich mehrfach geschlagen hat".
Ich runzelte die Stirn und sah ihn wütend an. Er lachte und hielt sich schützend die Hände vor die Brust.
,,Nein, nein reg dich ab! Ich lasse mir etwas einfallen", versprach er.

Ich atmete erleichtert aus. ,,Danke", flüsterte ich. ,,Nichts zu danken", gab er zurück, dann drehte er sich um und klopfte gegen die Tür, während ich leise hinter der nächsten Ecke verschwand.

Der Schönste Sommer Meines Lebens #SummerAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt