Vom Jenseits & Heuler

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Angst.
Wir haben vor vielen Dingen Angst. Egal ob Fledermäuse, die Dunkelheit oder die Angst vom sterben.
Ich habe keine Angst vorm sterben, ich möchte nur nicht dabei sein, wenn's passiert.
Doch es geschah.
Ich starb. Noch nie hatte ich ein derartiges Gefühl von Freiheit, als wäre das Gewicht auf meinen Schultern bei meinem letzten Atemzug verschwunden.
Ich höre meine Gedanken, meine eigenen und sonst nichts. Es ist weder dunkel noch hell dort wo ich bin. Es ist das große Nichts.
Ich bin an einem Ort an dem die Zeit still steht.
Große Felsbrocken und Plattformen schwebten in der Luft, darunter - keine Straßen oder Wege, keine Erde oder Sand. Es ging unendlich nach unten, keine Chance. Man hört nichts. Nicht einmal das zwitschern von Vögel oder das Rauschen des Wasserfalles das von einem der Steine nach unten in die Tiefe floss.
Ist das das Jenseits?

Ich bewege mich.
Ich bewege mich wie unwirklich, als wäre ich in einem Traum, in meinem eigenen Traum. Vorsichtig trugen mich meine Beine zum Ende des Felsens, der in der Luft wie schwerelos zu sein schien und blickte hinab auf einen weiteren Felsen, der unter meinem hervorkam.
Ich sehe jemanden. Es sind mehrere. Jemand lag dort auf dem Rücken, die anderen standen rund herum.
Ich ließ mich fallen.
Sanft flog ich langsam nach unten zu diesen Personen. Unten auf Zehenspitzen angekommen erkannte ich, dass es meine Freunde waren, die rund um MICH standen!
Es war ich.
Ich liege dort, verblutend. In einer Pfütze aus rot liege ich da. Die Augen geschlossen.
Warte.
Jemand fehlt.
Ja.
Curion. Er ist nicht bei den anderen, er ist nicht hier.
Warum er nicht? Wo kann er nur sein?
„Giza..." Eine liebevolle und gleichzeitig verruchte Stimme ertönte auf der anderen Seite der Plattform. Sofort drehte ich mich um.
Hinter mir, hinter diesen Felsen ragte nun ein weiterer hervor, größer und dunkler.
Jemand kam den Fels hoch, es war Curion, aber nicht den den ich kenne.
Nein.
Es war diese andere Form von ihm.
Diese silbernen, langen Haare und diese Grünen Muster an seinem Auge, die bis zur Wange reichten. Sein Brustkorb wirkte viel muskulöser.
Die Hände in der Hosentasche sah er mich kalt an.
Auf eine seltsame Art und weiße verspürte ich ein Gefühl in mir, dass ich zuvor habe abgestritten und jetzt ist es stärker da, als gedacht. Freundlich lächelte ich ihn an, aber dieses Mal kam nichts zurück. Ein kühler Schauer lief mir über den Rücken. Er sah mich nur an, dann plötzlich kehrte er mir den Rücken zu und ließ sich vom Felsen fallen.
Sofort hetzte ich zur Kante und sah hinab, doch er fiel nicht runter ins Nichts, denn er war verschwunden.
Was zum...

Ich richtete meinen Blick auf und erkannte die Sonne, die hinter den Bergen hervorkam. Sie wurde mit jeder Sekunde heller, als würde sie mich verschlingen wollen in ihrer ganzen Pracht. Schützend hielt ich mir die Arme vors Gesicht, bis mich jemand sanft an der Schulter antippte. Meine Augen brannten, dennoch versuchte ich einen Blick auf diese Person zu erhaschen, so drehte ich mich um.
Eine Frau, komplett in Weiß gekleidet stand hinter mir und lächelte mich gutartig an.
„Wer..bist du..und wo bin ich?"
„Ich bin dessen Name es nicht gibt. Du bist in der Zwischenwelt, Giza." Ihre Haare wehren in der sanften Brise des warmen Windes und schimmerten rötlich.
„Wieso? Kann ich zurück?"
„Du bist hier, weil du gestorben bist und sich deine Seele hierher geirrt hat. Es zog sie praktisch an."
Selbst nach der Tatsache, dass ich wirklich tot bin und in der Zwischenwelt Hause, fürchte ich mich nicht.
„Aber ich lasse dich wieder zurück zu den lebenden, aber anders."
„Zurück? Aber anders?"
Vorsichtig und geisterhaft legte sie ihre Hand an mein Kinn und schloss dabei ihre Augen.
„Du wirst nun zurück in die Menschenwelt kehren."
Ohne auch nur ansatzweise auf meine Frage zu reagieren, wurde ich etwas... schläfrig. Mein Körper löste sich auch von dieser Welt, als würde ich erneut sterben.
———————-

Semyan Pov

Giza....meine Schwester.
Sie hat seit Stunden ihre Augen nicht mehr geöffnet und geatmet auch nicht mehr.
Sie ist von uns gegangen.
Die anderen starren sie nur an, wie sie hier im Bett liegt und aussieht, als würde sie schlafen.
Vorsichtig setze ich mich an ihre Seite, halte ihre Hand.
Ich weiß, dass es nicht Curion's Schuld ist, ja. Jeder von uns wusste, dass er einfach anders als wir es sind ist und trotzdem wollten wir an seiner Seite sein und ein tolles Abenteuer erleben, aber mit solchen Gegner, gegen die wir als ‚normale' Schüler keine Chance haben antreten, mit dem hätte keiner gerechnet.
Ich bin ihm nicht böse und doch bin ich es...

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