Mister Unbekannt

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Kat POV
"Ring Ring Ring" Und täglich grüßt das Murmeltier. Ein weiterer Schultag, ein weiter Tag voller Ausgrenzung und Mobbing. Na, wenn es keinen erfreulicheren Grund gibt aufzustehen dann weiß ich auch nicht. Ich haue auf meinen Wecker drauf, damit ich endlich meine Ruhe habe und meine Mutter nicht wach wird. Ich richte mich auf, strecke mich und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Anschließend stöpsle ich mein Handy vom Ladekabel und entsperre es. 6:15 Uhr. In einer Dreiviertel Stunde treffe ich Mister Unbekannt. Ob ich nervös bin? Weiß nich. Fragen wir doch meinen Puls der locker bei 180 liegt, wenn ich an dieses Treffen denke. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass Jason mein unbekannter Stalker ist, aber warum sollte er das tun? Ich mein, wo ist da der Sinn? Jahre lang macht mich dieser Kerl fertig, schickender mich und lacht mich aus. Warum sollte er sich also jetzt für mich einsetzen und mir helfen? Da steckt auf jeden Fall irgendein mieser Plan hinter…

Ich schlage meine Bettdecke zur Seite und stehe auf. Mit wackelnden Beinen schlurfe ich zum Kleiderschrank. Tja und nun? Was ziehe ich nun an? Irgendwie haben mich Jasons Worte zum nachdenken angeregt. Vielleicht sollte ich wirklich mal aus mir machen. Neue Klamotten vielleicht ja mal ein wenig Make-Up versuchen. „Na dann wollen wir“ ich begebe mich auf die Suche nach Klamotten die nicht grade so aussehen als wäre ich aus dem Altenheim ausgebrochen. Nach wenigen Minuten des suchens finde ich eine eng sitzende weiße Jeans mit Löchern an den Knien und ein schwarzes T-Shirt. Das sollte gehen. Mit der Ausbeute verschwinde ich schnell ins Bad wo ich ich dusche, zähne putze, mich anziehe und zu recht mache. Meine Haare binde ich mir zu einem lockeren Dutt zusammen und ansonsten trage ich ein wenig Mascara und Puder auf. Zufrieden betrage ich mich im Spiegel. „Das muss reichen“ weiterhin nervös verlasse ich das Bad. Es ist 7:15 Uhr. Perfekt. Zur Schule brauche ich zu Fuß nur 10 Minuten. Ich schnappe mir meine Tasche und mein Handy, ziehe meine Jeansjacke und meine Sneaker an. Auf dem Weg höre ich etwas Musik um mich ein wenig auf andere Gedanken zu bringen, doch lange hält das nicht an da ich eine weitere SMS von ihm bekommen habe

Unbekannt:
Wehe du bist unpünktlich Prinzessin

Da ist der 180er Puls ja wieder. Hab dich schon fast vermisst. Wie kann ein Mensch mich nur so aus dem Konzept bringen? Wenn das so weiter geht, sterbe ich noch an einem Herzinfarkt

Nach den besagten 10 Minuten komme ich an dem Treffpunkt an der Turnhalle an. Noch keiner da. Aber er hat ja noch 5 Minuten. Ich lehne mich gegen die kühle wand und schließe meine Augen. „Konzentriere dich Kat“ flüstere ich mir selber zu um mir Mut zu machen. Klappt? Nein. Überhaupt nicht. Eher im Gegenteil. Je mehr zeit verstreicht, desto nervöser werde ich. „Stör ich?“ werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sofort reiße ich erschrocken meine Augen auf und sehe ihn. Jason. Ich wusste es. „J…Jason“ stottere ich und stelle mich aufrecht hin. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe. Kleiner Tick von mir. „Sorry wollte dich nicht erschrecken“ er lehnt sich lässig mir gegenüber an die andere Wand. Wie kann man nur so gut aussehen? Er trägt eine schwarze Jeans mit Löchern und ein schwarzes T-Shirt durch welches man perfekt seine Muskeln sehen kann. Was denke ich da?? Schluss mit den Gedanken, Kat, „Was willst du von mir?“ frage ich schnell und sehe zurück in sein Gesicht. „ich will mit dir reden ohne das du abhaust“ sagt er locker und grinst mich dämlich an. So wie es aussieht hab ich sowieso keine Wahl. Ich muss wohl mit ihm reden sonst wird er mich nie in ruhe lassen. Das kann ja was werden. „Was sollen die ganzen SMS? Woher hast du meine Nummer?“ haue ich raus nachdem ich mich wieder gefasst habe. „jeder hat doch so seine Kontakte“ zwinkert er mir zu und kommt einen Schritt auf mich zu. Okay ganz ruhig bleiben. „Was soll das Jason? Du hasst mich?“ verwirrt und ängstlich sehe ich ihn, worauf er nur ein lautes Lachen ausstößt. „Hass ist ein sehr starkes Wort meine Liebe. Ich hasse dich nicht“ tut er nicht? Warum benimmt er sich dann wie der letzte Neandertaler mir gegenüber? Ich verstehe es einfach nicht. Und werde es auch nie verstehen. „Meinst du ich will zusehen wie so ein hübsches Ding wie du ihr Leben einfach wegwirft?“ redet er weiter. „Kann dir doch egal sein was ich mit meinem Leben mache“ zische ich und verschränke meine Arme unter meiner Brust. „Wütend sein steht dir. Sexy“ zwinkert er erneut. Wie ekelhaft kann ein Mensch nur sein?? „Lass mich einfach ihn Ruh Jason! Such dir eine andere dumme zum nerven. Ich habe andere Probleme“ schreie ich ihn an und will gehen, doch ich hab die Rechnung ohne seine starken Arme gemacht, denn ich werde mit einem Ruck am Oberarm gepackt und zurück gegen die Wand gedrückt. Scheiße. Das ist dann wohl mein Ende. Panisch und mit rasenden Herzschlag sehe ich ihn an. „Jetzt hör mir mal zu“ er steht genau vor mir sodass ich seinen schweren Atem auf meiner Haut spüren kann, welche mir sofort eine Gänsehaut beschert. „wenn ich noch einmal mitbekomme das du dir weh tust oder schlimmeres vorhast, bekommen wir beide ein richtiges Problem. Hast du mich verstanden? Du bist so ein hübsches Mädchen wenn du endlich anfangen würdest dein Leben in den Griff zu bekommen.“ Er lässt mich los und sieht mich weiterhin eindringlich an. Mein Gehirn hat sich vorhin bereits verabschiedet. Keine Ahnung was ich dazu noch sagen und denken soll. „fick dich“ haue ich noch raus ehe ich zum Seiteneingang laufe. Nicht das klügste was ich je zu ihm gesagt habe, denn ich höre noch ein lautes „nein danke ich ficke lieber dich!“ Was? Das Hat er jetzt nicht gesagt oder?? Sofort laufe ich rot an wie eine Tomate und verschwinde ins Gebäude wo ich mich auf dem Weg zu meinem Kurs mache. Hauptsache weg von Jason.

Schulschluss

Den restlichen Tag konnte ich Jason gekonnt aus dem Weg gehen. Ich habe zwar immer wieder ihn den Pausen seine Blicke auf mir gespürt aber sie gekonnt ignoriert und mich einfach auf den Unterricht konzentriert. Ich packe gerade meine Bücher ein als ich jemanden meinen Namen rufen höre „KAAT“ diese Stimme kann nur einer gehören. Johanna. Die hat mir nach heute Morgen grade noch gefehlt. „was trägst du denn da bitte?“ fragt sie hochnäsig und mustert mich von oben bis unten. Hat die eigentlich sonst nichts zu tun? „Klamotten“ antworte ich pampig und sehe ich grinsend an. Was eine falsche Schlange. Der Klassenraum ist leer. Bis auf einen. Jason. Der mich scharf aus dem Augenwinkel beobacht. „nicht zu frech!“ sofort spüre ich den altbekannten schmerz an meiner Wange. Eine Ohrfeige. Doch die war nicht wie die meiner Mutter. Die tat weh. Anders weh. Ein schmerz den ich nicht beschreiben kann. Sofort steigen mir die Tränen in die Augen. „Johanna!“ Jason springt von seinem Stuhl auf und stellt sich zwischen uns. Beschützt er mich grade? „Hey Babe“ Johanna schmiegt sich an seine Brust. Gut dass ich nicht gefrühstückt habe. Sonst hätte ich spätestens jetzt alles wieder ausgekotzt. Jason jedoch schubst sie mit einem Ruck von sich „Fass mich nicht an“ er dreht sich zu mir und legt seine Hand auf den feuerroten Handabdruck. „Du musst das kühlen“ murmelt er und schaut mir in meine mit Tränen gefüllten Augen an. Was tut er da? Warum hilft er mir? Aber klar denken kann ich grade sowieso nicht. Ich nicke nur stumm und greife nach meiner Tasche „tu ihr noch einfach weh“ jason richtet sich ein letztes Mal an Johanna „egal ob psychisch oder physisch dann lernst du mich richtig kennen“ droht er ihr. „Aber…“  höre ich ihre Stimme noch ehe ich mich aus meiner Schockstarre löse und realisiere was gerade passiert ist. Ich muss hier raus. Dringend! Ich renne aus dem Zimmer raus aus dem Gebäude „KAT!“ höre ich Jason schreien doch ich ignoriere es. Ich will hier weg. Ich muss hier weg. Doch ich hab die Rechnung mal wieder ohne ihn gemacht. Gestoppt werde ich da ich mal wieder am arm fest gehalten werde „WAS!“ schreie ich ihn heulend an worauf er den Griff löst und ein Schritt nach hinten ausweicht. Gut so. „Ich will dir nur helfen Kat. Komm mit mir. Vertrau mir“ „dir vertrauen?“ lache ich und wische mir die Tränen weg. „Merkste selber was du da für einen bullshit von dir gibst oder?“ er will meine Hand nehmen welche ich sofort weg ziehe. Nicht mit mir. „nach allem was du mir angetan hast soll ich dir vertrauen? Da glaube ich ja eher dass meine Mutter wieder normal wird als das du dich verändert hast“ weine und schreie ich doch er lässt nicht locker. Hartnäckig ist er ja. Zu meinem Nachteil. „Komm mit mir mit. Ich versorge die wunde und wenn du dich unwohl fühlst oder Heim willst werde ich dich ohne Widerrede nach Hause oder sonst wo hinfahren. Versprochen“ er sieht mir genau in Augen. Wie soll ich denn bei so was stark bleiben? Ich weiß dass wenn ich mitkomme den wohl größten Fehler meines Lebens begehe aber ich hätte sonst noch die Wahl nach Hause zu gehen und mir wahrscheinlich eine weitere Ohrfeige einzuhandeln. Was eine tolle Auswahl. „Na gut“ sage ich leise und blicke zu Boden. Ich werde das so bereuen, dass weiß ich jetzt schon. „Danke“ er nimmt einfach meine Hand und geht mit mir zusammen zum Parkplatz zu seinem Auto. Dort öffnet er mir die Tür und ich steige ein. Hier sitze ich nun. In Jasons Auto. Auf den Weg in mein persönliches emotionales Grab.

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