Kat POV
„Wo ist die Milch??" schreit mich meine doch so warmherzige und liebevolle Mutter an. Sie hat mich mal wieder zum einkaufen gezwungen. Mal wieder. Wie eigentlich immer. Und ich darf das ganze auch noch von meinem eigenen Geld bezahlen. Nein, kein Taschengeld. So einen Luxus bekomme ich nicht. Bei uns läuft das hier genau andersrum. Ich gehe arbeite abends in einer kleinen schäbigen Bar als Kellnerin und meine Mutter sitzt zuhause und besäuft sich rund um die Uhr. Nicht das schönste Leben für eine 16. Jährige. „Die hatten keine mehr..." gebe ich ganz kleinlaut zu. Und ehe ich noch was hinzufügen kann, erfüllt ein lautes Klatschen unsere Küche. Eine Ohrfeige. Schon wieder. Es ist nicht die erste Schelle und so wie mein beschissenes Leben läuft, auch nicht die letzte. Seit mein Vater vor 3 Jahren bei einem schweren Autounfall starb, veränderte sich mein Leben komplett. Und das nicht unbedingt zum positiven. Meine Mutter kam mit dem Tod und den Schulden die mein Vater hinterließ überhaupt nicht klar, worauf sie Anfang zu trinken. Erst war es nur eine Glas Wein, welches schnell zu einer Flasche wurde und das hinzu stärkeren Getränken, wie Tequila, Wodka und Whiskey. Dieser Alkohol hatte als Folge, dass sie extrem aggressiv allem gegenüber wurde. Vor allem mir. Das schlimmste was sie je zu mir gesagt war das sie mich auf für immer hassen wird, da ich aussehe wie mein Vater... Das war der Punkt, an dem mein Herz komplett zersprang. Sie verachtete und vernachlässigte mich und hält mich förmlich als Sklavin. Ich mache hier alles. Mit 13 ging ich arbeiten, hab nachts Zeitungen ausgetragen, tagsüber bin ich in die Schule gegangen und schmiss nebenbei den Haushalt. Ein Wunder das ich noch nicht an Erschöpfung oder Burn Out gestorben bin. So oft saß ich alleine in meinem Zimmer, heulte mir die Seele aus dem Leib, hab mich selber verletzt, wollte sterben, um endlich aus dem nie endenden Alptraum aufwachen zu können. Raus aus dieser furchtbaren Hölle. Zurück an den Ort wo mein Papa nun ist. An einen schöneren, besseren Ort... Doch am Ende war ich einfach zu feige und zu dumm um mein Leben endgültig zu beenden. Also hänge ich weiterhin in dieser quälenden Hölle fest.
„Warum warst du dann nicht in einem anderen Laden??" schreit sie mich immer weiter an. „Die anderen Läden haben schon geschlossen" versuche ich mich zu rechtfertigen, was sie nicht durchgehen lässt. „Du Miststück! Ab in dein Zimmer! Ich will dich heute und auch morgen nicht mehr sehen! Ist das klar?!" ich nicke nur. Immerhin keine weitere Ohrfeige... Ich will noch eben die restlichen Einkäufe aus den Tüten räumen als sie meinen Arm mit einem Ruck wegzieht. Ich spüre nur noch wie mein Oberarmknochen knack macht. Autsch... „HAU AB!" sofort renne ich mir den Arm haltend in mein Zimmer wo ich hinter mir sofort die Tür abschließe. Ich lasse mich mit dem Rücken an der Tür rutschend zu Boden sinken. Draußen höre ich nur noch wie ein Glas gegen meine Tür knallt und anschließend in tausend kleine Teile zersplittert. Wenn ich jetzt rausgehe bringt sie mich hundertprozentig um. Langsam stehe mich zitternden Knien auf und gehe zu meinem Bett, wo ich mich mit dem Gesicht woraus weinend in mein Kissen schmeiße. Ich weine und weine und weine. Ich wusste gar nicht dass man so viel weinen kann aber ja. Es geht. Stunden vergehen. Meine Augen schmerzen und meine Wange brennt immer noch wie Feuer. Die hat gesessen. Voll ins schwarze getroffen. Nach einer gefühlten Ewigkeit richte ich mich, greife mit einer Hand unter mein Bett und hole meine kleine, magische Schachtel raus. Ich öffne sie und dort liegt er. Mein einziger Freund. Meine Rasierklinge. Ich weiß, ritzen bedeutet Schwäche aber genau das bin ich... ich bin schwach. Ich verdiene diesen Schmerz. Ich verdiene einfach alles. Ich schiebe meinen Pulloverärmel nach oben und offenbare meinen Unterarm. Ein schrecklicher aber auch gleichzeitig ein befriedigender Anblick. Überall sind weitere frische Wunde und Narben. Ich nehme die Klinge aus der Schachtel und setze sie an einer freien heilen Stelle.ich schließe meine Augen, atme Kurz tief durch, setze sie an und drücke die Klinge tief in mein Fleisch. „Autsch" zische ich und ziehe sie ein gutes Stück nach unten. Ein starker Schmerz aber auch eine Erleichterung fließt durch meinen Körper. Die Sehnsucht nach dem Tod macht sich in mir breit. Was würde denn schon passieren wenn ich es jetzt beenden würde? Richtig. Nichts. Mich würde eh niemand vermissen. Also warum aufhören? Es fühlt sich einfach zu gut an... Ich will die Klinge weiter ziehen, Richtung Pulsader als plötzlich mein Handy klingelt. Echt jetzt? Genau in so einem Moment? Sonst schreibt mir doch auch keiner warum dann ausgerechnet jetzt? Ich versuche mich wieder auf den eigentlichen Plan zu fokussieren als es erneut klingelt. Meine Güte! Warum lässt mich das Schicksal nicht einfach mal in Ruhe? Warum kann ich nicht einmal das tun, was ich will? Anscheinend will mich Gott noch ein wenig bestrafen ehe er mich zu sich holt. Vielen Dank auch. Wütend wische ich das Blut von der Klinge und schmeiße sie zurück in die Schachtel. Ich drücke mir ein Taschentuch auf die frische Wunde. Ich lehne mich etwas nach hinten und hole mein Handy aus meiner Handtasche raus. 3 neue Nachrichten von unbekannt. Okay das ist grade echt unheimlich. Niemand hat meine Nummer. Wozu auch? Freunde hab ich ja keine.
Unbekannt:
Ich beobachte dich
Hör auf mit dem Scheiß
Wenn ich noch einmal sehe dass du so was macht lernst du mich richtig kennenOh mein Gott! Sofort schmeiße ich mein Handy vor schreck auf den Boden, renne zum Fenster und ziehe alle meine Gardinen zu und verstecke mich unter meinem Fenster. „Okay Kat. Beruhig dich. Das war bestimmt nur ein Spinner der dir Angst einjagen will" rede ich mit mir selber in der Hoffnung ich kann mich beruhigen aber Fehlanzeige. Wer ist das? Und woher hat der Typ meine Nummer? So viele Frage und keine Antworten... Immer noch komplett verwirrt stehe ich auf, schleiche mich ins Bad, wo ich mir schnell die Zähne putze und dusche ehe ich blitzschnell wieder ins Zimmer husche. Dort lege ich mich einfach nur in mein Bett und starre die Decke an. Was ein grausamer und seltsamer Tag. Grausam wie jeder Tag...
Der nächste Tag
„RING RING RING" murrend haue ich mit der flachen Hand auf meinen Wecker und schaue anschließend direkt auf mein Handy. Schon wieder eine Nachricht von Unbekannt. Sofort fangen meine Hände an zu zittern. Soll ich die Nachricht lesen? Will ich die Nachricht denn lesen? Ich komm mir vor wie in einem schlechten Drama Film...
Unbekannt:
Wir sehen uns in der Schule
Besser ausgedrückt: „Ich sehe dich und du mich nicht" das trifft es wohl eher. Das kann ja was werden. Mit einem seltsam mulmigen Gefühl im Bauch mache ich mich für die Schule fertig. Anschließend packe ich meine Tasche und verlasse ganz leise mein Zimmer und dann die Wohnung, Sodas meine Mutter nicht wach wird und weiter ihren Rausch ausschlafen kann. Frühstücken tue ich eh nicht. Generell essen ist kein großes Thema in meinem Leben. Also dann mal ab in die Schule. Noch nie war ich so nervös wie heute. Dort angekommen bemerke ich wie jeden Tag die Blicke der anderen Mitschüler auf mir. „Na Kat? Du trägst ja schon wieder das selbe Oberteil" Johanna und ihre drei Wackeldackel kommen auf mich zu gewatschelt. Genau das hab ich jetzt noch gebraucht. Ich will mich grade in die andere Richtung bewegen als ich am Arm festgehalten werde. „Mensch Kat! Wann war bitte deine letzte Dusche? Du stinkst ja schlimmer als die Müllhalde" alle drei fangen an zu lachen. Die selben Sprüche wie immer. Wie jeden Tag. „ich war gestern duschen Johanna danke der Nachfrage" gebe ich pampig als Antwort und bewege mich weiter Richtung Haupteingang. Hinter mir höre ich noch die Schuhe der drei reizenden Damen. „KAT WARTE" höre ich sie weiter rufen. Also so langsam platzt mir gleich der Kragen. „Was?!" wütend drehe ich mich um doch ehe ich weiter reden kann und was realisieren kann spüre ich wie eine klebrige Flüssigkeit von meinem Kopf mein Gesicht runter tropft. „Ups" nehme ich noch Johannas Sarkasmus war ehe ich anfange zu weinen. So was haben sie tatsächlich noch nie gemacht. „Jetzt hast du einen Grund ein weiteres Mal duschen zu gehen" sie grinsen, lachen und hauen dann einfach ab. Warum? Warum immer ich? Was hab ich bitte gemacht, dass ich das alles verdient habe? Ich will doch einfach nur mein Leben leben? Warum versteht das denn keiner?
Ich kann nicht mehr. Ich drehe mich um, um zu den Toiletten zu reden doch weit komme ich nicht. Blind knalle ich grade Wegs in jemanden hinein, worauf alle meine Sachen zu Boden fallen. Als wäre mein Tag noch nicht bescheiden genug. Ich wische mir eine Tränen und den seltsame Saft aus meinen Augen und blicke nach oben zu der Person die sich mir in den Weg gestellt hat. Sofort starre ich in zwei wunderschöne grüne Augen. Jason!
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Niemals glücklich sein ✔️
Novela JuvenilINFO: DIESE GESCHICHTE WIRD AB JETZT ÜBERARBEITET. ICH LADE AB DEM 1.1.21 JEDEN ABEND EIN NEUES ÜBERARBEITETES KAPITEL HOCH! Katharina kurz Kat wurde von allen Menschen in ihrem Leben verraten und im Stich gelassen... In der Schule wird sie gemobb...