Sorge und verzweiflung

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*Sicht Patrick*

Ich starrte mit ungeduldigem Blick auf den Chatverlauf. Seit mindestens einer Woche war er nicht mehr online gewesen und meine Nachrichten kamen auch nicht an. Selbst Claus, den ich gefragt hatte, hat kein Lebenszeichen von Manuel bekommen. Meine Sorge und die Verzweiflung wurden immer stärker. Also rief ich ihn einfach an. Doch sein Handy ging direkt auf Mailbox. Zähneknirschend legte ich wieder auf und rief kurzerhand seinen Bruder Peter an. Der musste doch was gehört haben. Schließlich war er sein Bruder.

Nach einigen Malen des Läutens ging er ran. „Ja, Palle. Was gibt's?", meldete er sich guter Laune. „Hey Peter. Du sag mal, hast du was von Manuel gehört?", fragte ich direkt geradeaus. Kurze Zeit war es still. Im Hintergrund hörte ich jedoch das Klappern von Geschirr. „Nein. Schon eine Weile nicht mehr. Was ist passiert?", antwortete er mit fester Stimme. Er klang angespannt. „Ich bin einfach nach Hause gefahren und seitdem haben wir keinen Kontakt und er war schon länger nicht online und sein Handy ist aus. Ich erreiche ihn nicht.", erklärte ich. Ich musste mich konzentrieren, nicht in Tränen auszubrechen. Das Peter merkte, wie weinerlich ich war, war allerdings ziemlich eindeutig. Meine Stimme zitterte. „Beruhig dich, Palle. Ich fahre gleich mal zu ihm.", sagte er. „Ich auch. Treffen wir uns bei ihm?", fragte ich. Das ich nicht schon früher darauf gekommen war, einfach hinzufahren. Das hatte ich die ganzen 6 Monate ja auch gemacht. „Ja okay, bis später.", meinte Peter noch, bevor er auflegte.

Schnell sprang ich auf und zog mir anständige Klamotten an. Während ich die Stufen des Treppenhauses runter ging, schrieb ich Maudado noch eine Nachricht, dass die Aufnahme zu dritt nicht klappt. Private Dinge.

Ich fuhr mit dem Auto relativ schnell und als ich ankam, stand auch schon Peters Auto vor dem hohen Haus Manus. Als ich mein Auto verließ, stieg auch er aus. Eine Umarmung als Begrüßung und ein lächeln beiderseits. Doch meins Verschwand schnell. „Denkst du er hat sich was angetan?", fragte ich schüchtern. Das war wirklich mein Hintergedanke. Peter sah mich erschrocken an. „Ich hoffe nicht."

Stumm gingen wir zur Haustür und klingelten. Doch es kam kein rauschen des Türöffners. „Hast du keinen Schlüssel?", fragte ich Peter, der seinen Kopf schüttelte. „Den habe ich wieder abgegeben, nachdem er zurück war." Er klingelte nochmal. Ungeduldig begann ich damit, mit dem Fuß auf den Boden zu tippeln. „Der macht nicht auf.", sagte ich dann und drückte bei wem anders. Kein surren zu hören. Bei dem 6 versuch, machte dann jemand die Tür auf, welche ich aufdrückte und durch ging. Dicht gefolgt von Peter.

Die Aufregung und die Angst um Manuel stieg, während wir die Stockwerke hoch fuhren. Auch Peter war anzumerken, wie sehr er unter der Anspannung litt. Er hatte seine Hände fest miteinander verschränkt und seine Lippen presste er aufeinander. Er hatte auch diese Angst, dass Manuel sich was angetan hatte. Das sah ich ihm an.

„Stock 13.", erklang die Stimme der Computerfrau des Fahrstuhls und die Tür schob sich auf. Wie zwei Idioten rannten wir schon fast zur Manus Wohnungstür und klingelten. Keine Reaktion. „Mach auf!", brüllte Peter durch die Tür und hämmerte gleich darauf paar Mal gegen. Doch man hörte nichts. Keine Schritte, keinen Fernseher. Wirklich nichts. „Soll ich die Polizei rufen, damit die die Tür aufmachen?", fragte ich. Peter sah mich an. Seine Augen waren glasig. Doch er nickte.

Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche, wählte die drei Ziffern und drückte auf Grün.


Es dauerte schon eine kleine Weile, bis die Polizei eintraf. Es waren zwei Beamte mit grimmiger Miene. Auch sie versuchten ihr Glück mit dem Klopfen an der Tür und rufen, dass die Polizei da wäre und die Tür aufgemacht werden sollte, da sie sonst mit Gewalt geöffnet wird. Doch es kam nichts. „Ich werde mal zum Hausmeister gehen.", sagte dann der ältere der Polizisten und fuhr mit dem Fahrstuhl wieder runter. Derweil erklärte uns der andere Polizist, dass der Hausmeister hier im Hause wohnte und für jede Wohnung einen Schlüssel hätte.

Die Minuten fühlten sich wie Stunden an und als der Polizist mit Hausmeister wieder kam, war ich erleichtert. Trotzdem hatte ich eine Angst, was sich wohl hinter der Tür verbarg. Manuel, wie er tot auf seinem Bett lag. Manuel, der vielleicht nicht zuhause war. Ich wusste es nicht.

Der Hausmeister schloss die Tür auf und die Beamten gingen vor. Danach Peter und danach ich.

Und dann sahen wir Manuel auf dem Sofa liegen.

Bis die Maske fällt / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt