Nein, hat er nicht

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*Sicht Manuel*

Ich blickte ins Wohnzimmer, welches völlig vermüllt war. „Irgendwie peinlich.", sagte ich und kratzte mir am Hinterkopf. „Ach, muss es nicht.", antwortete Palle mir lächelnd. Ich aber fand es einfach nur unangenehm, dass er mein Chaos sah. Also ging ich rasch in die Küche, nahm eine Mülltüte und warf alles hinein, was ich an Müll fand. Die Dosen des Bieres warf ich in den Beutel für Pfand. „Kann ich dir helfen?", fragte Palle mich, jedoch lehnte ich ab und wies ihn auf das Sofa.

Als ich fertig war, ließ ich mich auch darauf nieder und deckte mich mit der Decke zu, die noch immer hier lag. „Willst du eigentlich irgendwie was essen oder so?", fragte ich ihn, als wir uns anschwiegen. Ich wollte nicht, dass wir uns anschwiegen. „Nein.", entgegnete er aber nur. „Was trinken?" Wieder bekam ich nur ein Nein als Antwort. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie ab. In ihm spielte sich wieder das Szenario ab, als ich aufgewacht war.

"Wach auf, Manu. Bitte. Wir brauchen dich, ich brauche dich. Manuel, bitte. Lass mich nicht alleine, ich kann nicht ohne dich. Ich liebe dich doch.", hatte Patrick zu mir gesagt. Ich warf einen Blick zu Palle, der auf seine Hände starrte. Er sah traurig aus. „Was hast du?", hauchte ich. „Ich bin am Nachdenken." „Worüber?" Erwartungsvoll schaute ich ihn an, als er in meine Richtung sah. „Mich lässt der Gedanke nicht los, dass ich nicht für dich da war. Ich war ja eigentlich schuld. Wenn ich für dich da gewesen wäre, hättest du den Liebeskummer vielleicht nicht so in dich rein gefressen."

Ich schaute auf. „Das ist nicht deine Schuld." Doch Palle machte seine Augen zu. Es schien, als würde er mit sich ringen nicht zu weinen. Schnell reagierte ich und rutschte an ihn ran, legte meinen Arm um seine Schulter, sodass er sich an mich lehnen konnte, was er auch tat. Behutsam strich ich seinen Arm entlang. „Es ist wirklich nicht deine Schuld."

Patrick sagte dazu nichts, sondern drückte sich nur noch ein Stück enger an mich. In mir kam ein kribbeln auf. Sollte ich ihn fragen, was er damit gemeint hatte, als er an meinem Kopf kniete und meinte, er würde mich lieben? „Du Palle?", fing ich also zögerlich an. „Hm?", gab er zurück. Ich hielt inne. Irgendwie traute ich mich nicht es zu sagen, also hob ich meinen Kopf an, den ich an seinen gelehnt hatte und drückte meine Lippen auf sein weiches Haar. Als ich sie wieder entfernte, seufzte Palle und legte seinen Arm um meinen Bauch, als würde er mich festhalten wollen. Ich schmunzelte und das kribbeln in meinem inneren, wurde nur noch stärker.

Wieder blieb es still. Aber jetzt war es nicht mehr so unangenehm, nein es war eher friedlich, wie wir hier arm in arm saßen. „Ich will dich was fragen.", fing ich aber trotzdem wieder an. „Was willst du wissen?", murmelte Patrick. „Du hast da was gesagt, als ich wach wurde.", hauchte ich. Es fiel mir so schwer, diese Worte auszusprechen.

Patrick hob seinen Kopf und sah mich mit seinen braunen Knopfaugen an. Seine Wangen hatten einen rosa Schimmer angenommen und irgendwie sah es aus, als würde er sich ertappt fühlen. „Ich habe mir das nicht eingebildet, oder?", fragte ich weiter. Er blinzelte drei Mal. „Palle...", ich nahm seine Hand und verschränkte unsere Finger. „Manuel, ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll. Ich war so, so, so frustriert und ängstlich. Du bist mein bester Freund und ich dachte, du seist tot.", erklärte er sich. Ich nickte. Er hatte es nicht so gemeint, wie ich gehofft hatte. „Ich lebe ja.", lächelte ich. Doch eigentlich brach mir das gerade mein Herz. Das Kribbeln, was eben noch in meinem kompletten Körper existiert hatte, war wie von einem dunklen Schleier überdeckt. Dumpf verschwand es und ein neues Gefühl machte sich stattdessen breit. Es riss mir den Boden unter den Füßen weg.

Plötzlich wurde alles kalt, so, als wäre sämtliches Glück restlos verschwunden.

Bis die Maske fällt / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt