Unerwarteter Besuch

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*Sicht Manuel*

Ungeduldig lief ich im Flur auf und ab. Es war das zweite treffen von Palle und mir. Und ich war nervös. Als die Klingel ertönte, schreckte ich auf. Einen kurzen Moment stand ich wie angewurzelt dort und hörte meinen Herzschlag zu. Als es erneut klingelte, drückte ich schnell auf den Knopf, um die Tür unten zu öffnen. Nervös hielt ich den Türgriff und wartete, bis er oben war.

Als ich den Fahrstuhl hörte, holte ich tief Luft und öffnete die Tür. Ein breit grinsender Patrick kam aus dem Fahrstuhl raus. „Manu!", freute er sich und schloss mich in seine Arme. Dieses Mal konnte ich die Umarmung auch erwidern. Zögerlich, aber ich konnte es. „Wie war die Fahrt?", erkundigte ich mich als wir ins Wohnzimmer gingen. „War kurz im Stau. Aber der hatte sich schnell gelegt. Sonst ganz gut.", antwortete er und platzierte sich ächzend auf dem Sofa. Ich stand noch immer etwas Ziellos im Raum. „Willst du irgendwie was trinken oder so?", fragte ich. Patrick nickte. „Hast du Sprudelwasser da?" „Klar.", antwortete ich und ging in die Küche.

*Sicht Patrick*

Manu setzte sich neben mich und goss in die Gläser das Wasser. Eines gab er mir in die Hand, welches ich dankend annahm und direkt ein paar schlucke nahm. Mein Mund war echt schon ausgetrocknet gewesen. Nach einer Zeit der Stille und unseren alleinigen Gedanken, wollte ich eine Frage stellen, die ich mich schon seit dem Wiedersehen gestellt hatte.

„Gehst du eigentlich noch zur so einer Therapie?", fragte ich Manu also. Er nickte. „Einmal die Woche und bei Bedarf." „Bei Bedarf?", fragte ich weiter. „Ja. Wenn es mal dazu kommen sollte, dass ich wieder an so einem Tiefpunkt angelangt bin." Mir zitterte die Unterlippe bei dem Gedanken. „Lass es nicht soweit kommen.", flüsterte ich. Meine Sorge um Manu war größer als Gedacht. „Das kann ich nicht kontrollieren Palle.", antwortete er stumpf, bevor er sich wegdrehte und auf seine Hände schaute. Ihm war das Thema vielleicht doch zu unangenehm. Und ich war nicht mal eine Stunde hier und hab direkt die Stimmung versaut. Seufzend lehnte ich mich weiter in die Sofalehne zurück. Manu sah wieder zu mir. Fragend hob ich auf seinen verwirrten Blick meine Augenbrauen.

*Sicht Manuel*

„Willst du heute hier schlafen?", stolperte die Frage aus meinem Mund. Ich war stolz auf mich. Es wäre ein nächster Schritt gegen meine Angst. Patricks fragender Blick wurde mehr verwirrter. Jedoch bildete sich ein Lächeln in seinem Gesicht. „Das kam jetzt unerwartet. Aber gerne.", antwortete er. Erleichtert atmete ich aus und zwang mir ein Lächeln auf. Ich hatte etwas schiss und unwohl fühlte ich mich auch. Aber ich musste weitere Schritte gehen. Sonst wird es nie besser. „Ich habe nur nichts mit.", murmelte Palle. „Ich habe genug Kleidung.", antwortete ich. Palle grinste.

Wir entschlossen uns dazu, eine DVD anzumachen. Das fand ich ganz gut, da ich dann weniger reden musste. Während des Filmes bemerkte ich, dass Palle immer und immer wieder heimlich zu mir sah. Es machte mich wahnsinnig so angeschaut zu werden. Jedoch war ich zu ängstlich etwas zu sagen. Hatte ich was im Gesicht oder fand er mich hässlich? Mir wurde es echt zu viel, weswegen ich aufstand und in die Küche ging. Ich spürte seinen Blick auf mir, doch umdrehen tat ich mich nicht.

Ich stützte mich auf die Theke ab. War das vielleicht doch nicht so eine gute Idee? „Ist alles okay?", fragte Palle mich. Ich schaute zur Tür, wo er stand und mich besorgt ansah. „Es ist nichts.", antwortete ich und richtete mich wieder auf. Doch er kam auf mich zu. „Sicher?" „Ja, Palle.", entgegnete ich und versuchte zu lächeln. Er runzelte die Stirn. „Wenn dir meine Anwesenheit zu viel wird, kann ich auch gehen.", schlug er vor. „Nein, das nein. Palle." Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Bleib."

*Sicht Palle*

Manu stand da vor mir. Er stand dort unsicher aber wollte, dass ich ihm abkaufte das es ihm gut ginge. Ich durchschaute ihn. Aber ich fragte mich, wieso das Ganze auf einmal. Er hatte mich doch eingeladen.

Ein läuten unterbrach unser Gespräch. „Hast du wen eingeladen?", wollte ich wissen. Doch auch in Manus Gesicht standen Fragezeichen. „Nein. Ich mache auch bestimmt nicht die Tür auf.", sagte er und schlang seine Arme um seinen Körper, als würde er frieren. „Soll ich?", fragte ich ihn und ging dabei schon aus der Küche zur Eingangstür. „Ich bin nicht da!", rief er mir hinterher. Ich musste schmunzeln und drückte die Klinke runter. „Hallo, oh wer bist denn du?" Eine verwunderte rundliche alte Dame stand dort im Flur, mit einem Geschenk und einem Blech Kuchen in der Hand. „Wer sind sie?", entgegnete ich ihre Frage nur. „Das kann ich wohl eher fragen. Was machen sie in der Wohnung meines Sohnes?"

Bis die Maske fällt / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt