Freundschaft mit gewissen Vorzügen?

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*Sicht Patrick*

Bevor ich antworten konnte, drückte Manu seine zarten Lippen erneut auf meine. Er hatte es gesagt, er liebte mich. Und das ohne, dass ich vorher etwas gesagt hatte. Er hatte von selbst seine Zuneigung mir gegenüber ausgesprochen. Ich konnte mein Glück nicht fassen.

Manuel beendete den Kuss und sah mich mit glitzernden Augen an. „Ich wollte gerade das selbe sagen.", murmelte ich noch immer vollkommen überwältigt. „Du auch?", kicherte Manuel und rieb sich den Kopf. Ich konnte nur wie benommen nicken, den Blick nicht von ihm abgewandt. Ein zufriedenes Lächeln hatte er aufgelegt. „In der Küche hatte ich mir überlegt, wie ich dir das sage.", erzählte ich. Räuspernd setzte ich mich wieder gerade hin und goss uns Wasser ein.

Waren wir jetzt zusammen oder was war das? Freundschaft mit gewissen Vorzügen? Ich musterte ihn, wie er aus seinem Glas trank. Sein Kehlkopf bewegte sich leicht nach unten und wieder nach oben. Sein Bartschatten ließ seinen Kiefer nur noch markanter wirken. Ich konnte nicht glauben, dass dieser wunderschöne Mensch das gleiche empfand, wie ich.

„Du starrst mich an.", sagte Manuel, als er das Glas absetzte. „Ich bin gerade etwas überwältigt.", antwortete ich beschämt. Manuel lachte auf, ehe er sein Bein über mich schwang und sich auf mich setzte. Mein Herz machte einen Sprung und mein ganzer Körper fühlte sich an wie unter Strom.

Ich platzierte meine Hände an seinen Rücken. „Ich liebe dich.", sagte ich dann. Als die Worte meinen Mund verließen, lächelte er, kam näher und küsste mich wieder. Mich machte es so glücklich und gleichzeitig stolz, dass er schon so weit gehen konnte. Hatten wir seine Angst vor nähe besiegt?

Wir saßen lange dort auf der Couch und küssten uns. Wie zwei verrückte, konnten wir einfach nicht genug von dieser neuen Nähe bekommen. Beide waren einfach glücklich.


*Sicht Manuel*

Patrick stellte die Tüten voll mit Lebensmittel auf der Theke ab und fing an, diese in den Kühlschrank zu räumen. „An der Kasse war ein Junge vor mir, der mich erkannt hatte.", erzählte er mir, als er die Eier aus der Tüte holte. „Und?", wollte ich wissen. „Er hat mich gefragt, ob ich Germanletsplay besuche." Ich schloss meinen Mund, als er das sagte. „Zum Glück bist du nicht mitgekommen.", ergänzte er sich noch. Da hatte er Recht. Man würde als Zuschauer ja sofort auf die Idee kommen, dass ich das wäre. Patrick in Essen, mit einem Jungen der den Beschreibungen nach zu Germanletsplay passen würde. Ich seufzte. „Das wäre furchtbar." Palle nickte und beendete das einräumen.

Ich schlürfte an den Tisch und setzte mich auf einer der Stühle. „Palle, das wäre nicht nur furchtbar. Das wäre grauenvoll. Überleg mal, ich würde nie wieder raus gehen." Verzweifelt vergrub ich meine Hände in mein Haar. Kurz darauf spürte ich auch schon Patricks Hand, die sich schützend an meine Schulter legte. „Wovor hast du genau Angst? Wir müssen nicht irgendwo zusammen hingehen, wo das Risiko zu hoch ist erkannt zu werden.", hauchte er. Ich legte meine Arme auf den Tisch und meinen Kopf gleich dazu. „Ich will aber auch Mal raus gehen. Irgendwie muss ich ja weiterkommen.", nuschelte ich. Langsam strich er meinen Arm. „Wir schaffen das. Lass uns doch woanders hinfahren. Ins Ausland. Das wäre doch cool.", schlug er vor.

Bei der Idee zog sich mein Magen krampfhaft zusammen. Das hieße, ich müsse eine längere Zeit von zuhause weg. Alles wäre anders. Ich könnte, wenn es mir schlecht ginge, mich nicht wirklich zurück ziehen. „Nein, das nein.", antwortete ich ihm. Seine Hand verschwand. „Warum?" Seine Stimme klang traurig. Vorsichtig sah ich über mein Arm hoch. Seine Unterlippe war vorgeschoben und seine Augen schienen um das Doppelte größer. „Wohin denn?", wollte ich wissen. Vielleicht wäre so ein Urlaub doch nicht so schlecht. Ich war zwiegespalten. Irgendwie stellte ich es mir doch schön vor, mit Palle irgendwo in der Sonne zu sein und uns keine Sorgen machen zu müssen, dass uns jemand erkennt. Doch andererseits, hatte ich zu große Angst und die Angst war stärker als der Wunsch, mit Palle so einen Urlaub zu erleben.

Bis die Maske fällt / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt