Maske

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*Sicht Manuel*

Ich schloss sachte die Tür, drehte mich um und lehnte mich an sie. Was bin ich nur für ein Idiot. Ich kniff meine Augen zu und glitt an der Tür runter. Ein großer Idiot. Langsam fingen an meine Schultern zu zappeln und aus meinem Hals kamen klägliche Schluchzer. Ich hatte meinem besten Freund einen Korb gegeben, obwohl ich es nicht wollte. Zu dumm gewesen um sich zu rühren. Um was zu sagen. Um seine Umarmung zu erwidern. Was denkt Palle jetzt von mir? Ich umschloss meine Knie mit meinen Armen. Ich bin ein schlechter Freund. Ein schlechter Mensch. Ich versuchte mich selbst mit ruhigen Atemzügen zu beruhigen. So, wie es mir beschrieben wurde. Und es klappte. Zittrig wischte ich mir die Tränen von meinen Wangen und stand auf, ging ins Badezimmer und zupfte etwas Klopapier von der Rolle ab und schnäuzte.

Noch immer Niedergeschlagen setzte ich mich an meinen PC. So lange ist es her, als ich hier vorgesessen hatte und nicht mehr weiter wusste. Wo all meine Erinnerungen hoch geschwemmt wurden und ich mir die Schlaftabletten reingeballert hatte. Seufzend stupste ich gegen den "An-Knopf" an meinem Rechner, mit dem Zeh. Dann den Bildschirm. Was wohl auf Twitter abging in der letzten Zeit. Ich ging zuerst auf das Profil von Palle. Scrollte durch. Entweder waren seine Tweets Video Ankündigungen oder irgendwas Unnötiges. Das eine Video, nahm aber meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich klickte es an.

Moin Leudde. Heute mal nur so ein kleines Video. Eine Art Statement. Wie ihr wisst, ist der verehrte GLP seit längerem von der Bildfläche verschwunden. Ich bitte euch darum, nicht länger zu fragen. Sein Bruder Debitor hat selbst zu mir gesagt, dass alles gut mit ihm ist. Und das sollten wir glauben. Ich selbst habe nicht mit ihm gesprochen, genauso wenig wie der ganze Freedom Squad. Mänjuel braucht vermutlich einfach mal eine Pause. Gönnt ihm diese Freizeit und freut euch lieber darauf, wenn neue Videos kommen.

Ich klickte auf Stopp. Palle wirkte in dem Video so anders. So erschöpft. Man sah ihm seine Sorge an. Ich hätte alles anders angehen sollen. Mir war es peinlich gewesen. Meine ganze Situation. Doch vielleicht wäre es schlauer gewesen, wenigsten den Jungs bescheid zu geben. Ich ging zurück zu Twitter und tippte einen Tweet ein.

Manuel L. Jackson ist wieder da

Abgeschickt. Ich aktualisierte die Seite und nur nach kurzer Zeit, kamen die ersten Antworten. Sie ließen mich grinsen. Es kamen viele Kommentare die sich freuten, dass ich wieder da bin. Aber auch tausende wo nur gefragt wurde, wo ich gewesen war. Doch diese Frage ließ ich erst einmal offen. Vielleicht wäre es besser sie zu beantworten, wenn ich mein nächstes Video aufnehme. Dann bekamen es schließlich alle mit, die mich sehen wollten. Ich lehnte mich zurück. Noch immer hing Patrick in meinem Hinterkopf fest. Was er wohl von mir hielt? Nach einer Weile des sitzens, holte ich mein Handy und schaltete es ein. Sofort hing es sich auf. Der Bildschirm ging nicht mehr aus und das Bild stand. Genervt legte ich es auf meinen Schreibtisch und schaute es an, bis der Bildschirm schwarz wurde. Ich klickte auf den Homebutton und sah über 6835 Nachrichten bei Whatsapp. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Kein Wunder das mein Handy dass nicht geschafft hatte. Auch Twitter und YouTube hatten so einige Benachrichtigungen. Auch meine E-Mail Liste war überfüllt. Das würde später Spaß machen. Entnervt stützte ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und ging bei Whatsapp online.

*Sicht Patrick*

Ich schloss meine Wohnung auf, ging direkt durch zu meinem Aufnahmezimmer und setzte mich auf meinen Stuhl. Ich konnte das was geschehen ist noch gar nicht richtig verdauen. In Gedanken vertieft, schaltete ich meinen PC ein und ging in den TS. Irgendwie war ich in der Hoffnung, dass Manu online kommen würde. Mein ungutes Gefühl konnte ich mir nicht erklären. Meine Sorge um ihn war riesig. War sie begründet? Er konnte übers Internet lügen. Ich würde nicht sehen, wenn es ihm schlecht gehen würde. Er hatte es ja immer überspielt. Und das sehr gut. Sein Markenzeichen, die Maske, war wirklich etwas, was er trug. Ständig. Er trug eine Maske die er vor mir und den anderen immer auf hatte. 

Bis die Maske fällt / KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt