Kapitel 12

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Ich hinkte durch verschiedenste Gänge, von Ben allerdings fehlte jede Spur. Verzweifelt setzte ich mich auf den kalten Steinboden. So sollte das doch niemals aussehen! Warum hörte er mir nur nie zu?!
„Warum mache ich immer alles falsch?",murmelte ich vor mich hin als ein Schatten über mich fiel. Erschrocken sah ich in hellblaue Augen die mich ausdruckslos anstarrten. Ich wich seinem Blick nicht aus. Ich durfte keine schwäche vor ihm zeigen. Meine einzige Aufgabe war es, dass hier wieder geradezubiegen.
„Du machst nicht alles falsch.",entgegnete er und ging vor mir in die Hocke. „Tut mir leid. Ich habe... einfach übertrieben. Nur...ich mag es nicht so gerne, dich mit anderen Jungs zu sehen.",ich zog grinsend eine Augenbraue hoch. „Eifersüchtig?",neckte ich ihn, allerdings war meine Frage ernst gemeint. Diese Andeutung...
Er kniff die Augen zusammen. „Nein, natürlich nicht, aber in der großen Welt gibt es auch perverslinge.",ich lachte. „Und du bist einer davon.",ergänzte ich grinsend. Auch Ben begann zu grinsend und hielt mir seine Hand hin. „Wollen wir das nicht einfach vergessen?",fragte er. Ich überlegte. Sollte ich das alles vergessen? Ja, oder? Ich beschloss einen Kompromiss zu schließen. „Okay.",er atmete erleichtert auf. „Aber...du musst mir was versprechen.",beendete ich meinen Satz. Sein Blick wurde trüber. „Was?"
„Erstens: wenn ich mit Jungs, zB Hendrik abhänge, lässt du mich. Es ist einzig und allein meine Sache, mit wem ich meine Zeit verbringe. Ich mag Hendrik, freundschaftlich. Mehr nicht Ben!",machte ich ihm deutlich klar. Niedergeschlagen nickte er. Anscheinend waren ihm seine Fehler bewusst. Aber das war noch nicht alles.
„Zweitens: wenn du sauer oder traurig bist, schön. Aber lass deine Wut oder Trauer verdammt noch mal nicht an mir aus! Wenn du sauer bist, lässt du deine gesamte Wut an mir aus. Denkst du ich will mit solchen Angewohnheiten länger mit dir zusammen leben?",ich wartete seine Antwort nicht ab. „Genau. Nein. Durch deine Eifersucht und deine andere Angewohnheit setzt du unsere Freundschaft aufs Spiel. Ich hoffe das ist dir klar!",ich sah ihm tief in die Augen bis er ergeben nickte. „Es tut mir leid. Ich war ein richtiger arsch. Ich weiß, dass entschuldigt nichts.",er wich meinem Blick aus. Ich ergriff seine Hand die er mir immer noch hinhielt. Er hob den Kopf. „Schon okay solange du dich an unseren Deal hälst.",er nickte und ein Lächeln Schlich sich auf sein Gesicht. Und ich hatte mich schon wieder überreden lassen... Ich rappelte mich auf und sah hoch zu Ben. Er senkte seinen Kopf leicht um mich zu mustern. Sein Mund war leicht geöffnet. Jetzt ein Kuss, das wäre doch die perfekte Filmszene! Schnell sah ich auf den Boden um so eine Situation auszuschließen. Das wäre das letzte was ich heute gebrauchen würde!
„Ich denke ich sollte dich jetzt verarzten.",ergriff Ben das Wort. Ich nickte nur und wir gingen los. Gerade als wir um eine Ecke biegen wollten, trat uns eine Person in den Weg. „Fuck, Hendrik! Was erschreckst du uns so?",fuhr Ben ihn an. Er zog nur ratlos eine Augenbraue hoch ohne etwas zu erwidern. „Naja egal. Ich...wollte mich eh bei dir entschuldigen.",ich riss erstaunt die Augen auf. Entschuldigen? Ben bei Hendrik? War ich im falschen Film gelandet?!
„Schon gut." „Danke man. Du bist echt schwer in Ordnung.",ich war kurz davor in Ohnmacht zu fallen.
„Du auch. Sorry, dass ich manchmal so arschig war.",gab Hendrik zerknirscht zurück. Ben grinste nur und hielt Hendrik seine Hand hin der sofort einschlug. „Freunde?" „Freunde.",bestätigte Hendrik auch grinsend. Ich konnte die beiden nur ungläubig anstarren. Definitiv falscher Film...
~Am Abend~
„Ben, ich muss wieder nach Hause!",jammerte ich während Ben seinen Schreibtisch aufräumte. „Du wirst erstmal hier bleiben müssen.",gab er Schulterzuckend zurück. Ich stöhnte genervt auf. „Was wenn meine Mutter mich bei der Polizei als vermisst meldet?",hackte ich nach um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. „Erst wenn du eine bestimmte Anzahl an Stunden verschwunden bist nehmen sie den Fall auf. Jedenfalls bei unserer Polizei. Bist du aber noch nicht, solange kannst du in Ruhe hier bei mir wohnen.",ich verkniff mir ein seufzen und machte mir schnell einen hohen Zopf den ich geschickt zu einem Dutt drehte. „Du wirst es schon überleben." „Ach ja?",hielt ich dagegen. „Ja. Ich weiß du magst mich.",er lachte auf. Pisser... „Kein Widerspruch? Dann musst du mich wirklich mögen.",schmunzelte er. Ich zeigte ihm den Mittelfinger ehe ich mich wieder umdrehte.
Nach ein paar Minuten gingen wir zusammen zum Essen. „Essen wir mit allen?",fragte ich unsicher. Mit Boris? Ich wollte nicht. Nie im Leben, der Junge war irre!
„Jap. Alle vom Rat und der Rest. Alle von vorhin.",erklärte er. Ich blieb wie angewurzelt stehen. „Ich...ich kann das nicht!",brachte ich nur heraus. Ben griff nach meinem Händen und seine Blauen Augen fanden meine Grünen.
„Lilly, was ist los? Die waren doch alle nett zu dir.",beruhigte er mich. Ich allerdings war panisch. Mein Atem wurde schneller, ich hyperventilierte. Auch Ben wurde unsicherer. Er merkte, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Und zwar gar nichts.
Panisch standen meine Augen offen während ich probierte mich selbst zu beruhigen. Erfolglos. Tränen sammelten sich in meinen Augen während ich auf die Knie ging. „Lilly? Lilly! Verdammt, was ist los? Rede mit mir, bitte!",flehte er während er mir auf den Boden folgte. Reiß dich zusammen! Ich schniefte noch ein letztes Mal bevor ich mit zitternden Beinen wieder aufstand.
„Alles gut." „Nein.",entgegnete er bestimmt. Verwirrt sah ich ihn an.
Warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe?
„Dir gehts nicht gut Lilly. Hör auf zu denken du könntest mich verarschen!",rief Ben aufgebracht. Ich zog den Kopf ein. „Nein... wirklich Ben. Es ist wieder okay.",entgegnete ich.
„Hat dir irgendjemand was getan? Hat dich jemand beleidigt oder verletzt?",fragte Ben nach.
Ich schüttelte den Kopf. Ben seufzte.
„Bitte Ben. Lass uns was essen gehen.",überredete ich ihn.
Er zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Bist du dir wirklich sicher?",ich nickte.
„Wehe du klappst dort zusammen, dann lasse ich mich nie wieder von dir überreden!",drohte er mir noch besorgt ehe wir unseren Weg fortsetzte.

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