Kapitel 38

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Zusammen machten wir uns auf den Weg zu Thomas, natürlich nur mit der Erlaubnis der Ärztin, die uns beide geholfen hatte. Währenddessen erntete ich immer wieder reuevolle Blicke von Ben. Irgendwie war das ja süß. Wieso denke ich so über Ben? Sollte ich nicht eigentlich sauer sein. ‚Er kann nichts dafür!' rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis dennoch blieb die Frage unbeantwortet ob das wirklich so war. Cora hatte sich bei ihrem Bruder eingehackt um ihn etwas zu stützen wenn er wieder einen kleinen Schwindelanfall bekam.
Ich ging neben Ben an der Spitze. Nach wenigen Minuten kamen wir an einer Tür an. Sie war, nicht wie die anderen, in einem Braunton gehalten, sondern in einem dunkleren, sodass es schon fast schwarz war. Die Tür auch viel höher und breiter als die anderen. Ben nahm meine Hand in seine und drückte sie kurz aufmunternd. Dann bildeten seine langen Finger eine Faust und er klopfte. Gedämpft ertönte eine Antwort von innen. „Herein."
Ben drückte die goldene Klinke runter und stieß die Tür langsam auf. Wir befanden uns in einem großen Raum.
Rechts und links an den wänden befanden sich Dutzende von Büchern in hohen Bücherregalen. Rechts neben mir stand eine weiße Leiter.
Vor uns befand sich ein riesiger Schreibtisch an dem Thomas saß. Er wollte was sagen aber als er mich bemerkte, schloss er den Mund schnell wieder.
Seine Augen bohrten sich in meine und ein Liedtext ging mir durch den Kopf. My Fault. Wegen mir wurde Hendrik angegriffen. Wegen mir waren alle meine Freunde in Gefahr. „Es tut mir so leid!",brach es aus mir heraus. Ben fuhr zu mir herum.
,,Was redest du da, Lilly?" Ich wich seinen Blick aus. „Wegen mir wurde Hendrik angegriffen. Seit ich hier bin gibt es nur noch Probleme!",gab ich leise von mir.
Ich sah langsam hoch. Ben schüttelte kaum merklich den Kopf und kam einen Schritt auf mich zu. Abwehrend hob ich die Hände und trat zurück.
„Nein. Ich werde das in Ordnung bringen, ich verspreche es." Mit diesen Worten drehte ich mich blitzschnell um und rannte raus. Hinter mir hörte ich Schritte was mich umso mehr anspornte schneller zu rennen. „Lilly, verdammt! Bleib stehen!" Ich ignorierte Ben und riss die Tür zur Freiheit auf.
Mit großen Schritten rannte ich weiter, ohne langsamer zu werden und ich war stolz wie lange ich dieses Tempo durchhielt. „Bleib stehen!",rief Ben erneut und ich hörte wie die Schritte näher kamen.
Dann kam mir eine Idee. Ruckartig blieb ich stehen. Hände umfassten meine Taille woraufhin ich zusammenzuckte.
Ben drehte mich zu ihm und ich tat so als hätte ich aufgegeben. In mir aber brodelte es und ich fühlte das Wasser, welches sich aufbaute.
Ich sah in Ben's blauen Augen. „Es tut mir leid, aber ich muss das tun."
Mit diesen Worten trat ich zurück und streckte meine Handfläche nach vorne aus der ein Wasserstrahl kam der sich in Form einer Kugel um Ben schloss.
Ich spürte einen kleinen Triumph. Ich hatte etwas Neues meiner Fähigkeiten gelernt! Ben wollte durch das Wasser, aber es gelang ihm nicht. Er war gefangen.
Den Moment nutzte ich. „Es tut mir leid.",flüsterte ich bevor ich mich umdrehte und weiter rannte. Ich rannte durch den Wald bis ich Seitenstechen bekam und mich erschöpft an einem Baum niederließ und die Augen schloss.
„Na, wen haben wir denn da?",ertönte eine spöttische Stimme hinter mir. Ich probierte verzweifelt meine Augen offen zu halten und drehte mich ächzend um. Boris stand hinter mir an einen Baum gelehnt. Er trug eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt welches sich über seine Muskeln spannte.
„Bist du etwa extra wegen mir gekommen? Wie süß.",rief er mit einem breiten Grinsen und kam näher. Ich wollte wegzurennen, konnte aber noch nicht mal aufstehen. Als er vor mir angekommen war, hockte er sich vor mich und lächelte mich kalt an. Dann kam er mit seinem Gesicht zu meinem bis sein Mund neben meinem Ohr war. „Ich denke wir können es uns schön machen. Bei mir zuhause.",wisperte er. Ich verzog angewidert das Gesicht bevor mein Kopf gegen ihn fiel und ich das Bewusstsein verlor.
Ben's Sicht:
Verzweifelt hämmerte ich gegen die Wand aus Wasser. Vergeblich. Verdammt, wie hatte Lilly so starke Kräfte aufbauen können? Warum hatte ich das nie bemerkt wie stark sie war?
Plötzlich hörte ich eine Stimme. „Ben?"
„Ich bin hier!",rief ich zurück und kurz darauf kamen Cora und Hendrik um die Ecke gerannt. Wie versteinert blieben sie stehen als sie sahen warum ich nicht zurückkam. Cora trat langsam an mich heran. „Was...was ist das?",fragte sie verwirrt.
Ich zuckte mit den Schultern. „Das war Lilly. Sie ist in den Wald gerannt. Ihr müsst sie finden, verdammt!", sagte ich aufgebracht. Cora nickte entschlossen, Hendrik aber zog nur sein Handy aus der Hosentasche.
„Hendrik, das ist jetzt der falsche Zeitpunkt um aufs Handy zu gucken!",fauchte ich gereizt.
Er sah nicht hoch sondern tippte entspannt drauf herum was mich umso rasender machte.
Dann steckte er es wieder weg und stellte sich neben seine Schwester. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu. „Leute!? Ich muss hier raus! Wir müssen Lilly finden.",meinte ich aufgebracht. Eine Tür quietschte. Amélie erschien.
Hendrik drehte sich lächelnd zu ihr um und umarmte sie. „Da. Ich denke du kannst uns helfen.",er deutete auf die Blase in der ich gefangen war.
Amélie grinste belustigt ehe sie ihr Handflächen wie Lilly zuvor auf mich richtete. Ein Feuerstrahl schoss auf mich zu, prallte aber an der Wand ab. Dann wiederholte sie den Vorgang und die ‚Wand' begann abzubröckeln. Nachdem ich frei war trat ich raus und lächelte Amélie an.
„Danke!" Sie winkte ab. „Kein Problem. Ich helfe gerne."
Suchend sah sie sich um. „Wo fangen wir an?" „Was?",fragte ich.
„Wo suchen wir Lilly?",wiederholte sie langsam als wäre ich ein alter Opa dem man alles zweimal sagen müsste, was mich irgendwie wütend machte.
„Du nicht. Wir",ich deutete auf Cora und Hendrik „suchen sie. Nicht du!" Sie seufzte und sah zu Hendrik. „Aber er hat es mir versprochen.",protestierte sie. Ich warf Hendrik feindselige Blicke zu, stimmte dann aber doch zu. Je mehr, desto besser. „Wir teilen uns auf. Cora und Hendrik, ihr beide sucht den Östlichen Teil des Waldes ab und Amélie und ich den Westlichen.",bestimmte ich. „Woher willst du wissen, dass sie in den Wald gegangen ist?",warf Amélie ein.
„Ich habe es doch gesehen, nachdem sie mich in dieser Kugel eingesperrt hat.",erklärte ich ihr. Sie nickte langsam. „Schnell, wir müssen uns beeilen. Boris darf sie nicht vor uns finden.", sagte ich. Falls er das nicht schon getan hat...

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