Kapitel 33

33 4 0
                                    

Gespannt sah ich zur Tür. Ein mir sehr bekannter Kopf quetschte sich durch den kleinen Türspalt. Ich grinste.
„Kannst die Tür auch komplett öffnen, Ben.",sofort öffnete sich die Tür und Ben stand im Zimmer. Er trug eine schwarze Hose und ein dunkelblaues, enges T-Shirt was seine Muskeln am Bauch und den Oberarmen ziemlich betonte. Leise schloss er die Tür hinter sich. „Hey.", sagte er etwas schüchtern und sah auf den Boden. Ich lächelte ihn schief an. „Hi. Hab gehört du warst vorhin schonmal da.",er sah hoch und probierte unauffällig seine Haare zu richten, die ihm wirr ins Gesicht hingen. „Ja. Aber die eine dumme Kuh hat mich weggeschickt. Bin aber trotzdem wiedergekommen. Die können mir sowas ja nicht einfach verbieten.",er kam langsam näher zu mir als Bett. Ich rückte vorsichtig an den Bettrand. „Setz dich.",ich deutete auf die freie Fläche und zögerlich setzte er sich. Fuck, warum sah er bloß so gut aus, erst recht wenn er so schüchtern ist!?
„Wie gehts deinem Fuß?",fragte er und deutete auf meinen Fuß. Ich zuckte mit den Schultern. „Ganz okay denke ich. Jedenfalls wenn ich ihn nicht bewege.",er nickte. Wir schwiegen beide was mir ziemlich peinlich war. Sag etwas! Irgendetwas! „Wie ist das Wetter draußen?" oh man wie unkreativ von mir. Belustigt wanderte sein Blick vom Fenster zu mir. Die weißen Gardinen waren zugezogen, so konnte ich das Wetter nicht sehen. „Sonnig, denke ich, ich war die ganzen letzten Stunden hier vor deinem Zimmer.",antwortete er kurz darauf. Plötzlich griff er in seine Hosentasche und reichte mir ein schwarzes Gerät. Mein Handy! „Oh, mein Handy! Woher hast du das?",fragte ich erfreut als ich es entgegennahm. „Aus Cora's Zimmer. Ich dachte du willst vielleicht deinen Freunden oder deinen Eltern schreiben.",erklärte er etwas schüchtern. Ich legte es neben mich auf das Tischchen. „Danke Ben." „Immer gerne.",lächelte er mich an.
Es klopfte und die nette Ärztin kam erneut mit einem grauen Tablett rein. „Ich wollte nur kurz das Brot bringen, ich bin gleich wieder weg.",sagte sie entschuldigend und stellte das Tablett neben meinem Handy auf den Tisch. „Dankeschön!",bedankte ich mich freundlich, sie nickte nur und ging dann wieder. „Hattest du noch nichts zu essen?" „Doch, leider.",ich verzog angewidert das Gesicht. „Wässrigen Kartoffelbrei mit harten Erbsen und ekelhaften Lachs.",grummelte ich und spielte beleidigtes Mädchen. Ben lachte nur weshalb ich ihn leicht gegen die Schulter boxte. „Das ist nicht witzig, das war echt ekelhaft!",beschwerte ich mich erneut. Er grinste mich nur an. Wenn er wüsste wie heiss er dabei aussah...
Dann hob er seine Hand und legte sie langsam an meine Wange. Seine Hand war so schön warm und weich. „Lilly...ein anderes Thema mal kurz, bitte glaub Boris nicht. Er... ach ich weiß auch nicht. Hör bitte auf dir vorwürfe zu machen, ja?",bat er mich ernst und streichelte leicht mit dem Daumen über meine Wange was ein angenehmes kribbeln in mir hervorrief. Wie in Trance nickte ich, unfähig was zu sagen. Ich versank wie schon so oft in seinen eisblauen Augen und wanderte zu seinen dichten, schwarzen Wimpern und wieder zu seinen Augen, dann kurz zu seinen lippen. Stopp!
Unsicher nahm er seine Hand von meiner Wange um seine in meine Hand zu schließen. War das immer noch Freundschaft? Bedeutete ich ihm mehr? Oder machte er das bei allen seinen Freunden wie dieser Emmy? „Dein Training wird erst mal ausfallen.",ergriff er leider wieder das Wort. Ich nickte nur langsam bis ich meiner Stimme wieder vertraute. „Wie geht es Hendrik? Wo ist er?", fragte ich. „Er liegt zwei Zimmer weiter. Er hat eine gebrochene Nase, tut anscheinend ziemlich weh, aber sonst geht's ihm denke ich gut." „Denkst du? Warst du denn noch nicht bei ihm?",hackte ich etwas verwirrt nach. Er schüttelte traurig den Kopf. „Die Krankenschwestern sagen er braucht noch etwas Ruhe. Mit Glück dürfen wir aber heute zu ihm, kommt drauf an wie es ihm geht und ob er in der Lage ist zu sprechen oder ob ihm das nicht gut tun würde.",entgegnete er. „Wie soll ich jemals Training bekommen wenn Hendrik und ich gerade im Krankenhaus liegen?!",meinte ich leicht aufgebracht.
Wenn Boris zurückkam war ich ihm ausgeliefert. Er könnte mich umbringen bevor ich ‚Kartoffel' sagen könnte! Panik stieg in mir auf. „Ben! Er...er kann mich jederzeit auslöschen! Und ich werde nicht weglaufen können! Ich liege hier hilflos im Bett und könnte nur zusehen wie mein Leben langsam endet.",erneut stiegen mir Tränen in die Augen. Er drückte beruhigend meine Hand.
„Alles gut! Beruhig dich. Ich werde bei dir im Zimmer schlafen."
Ich sah neben mich. Dort stand noch ein zweites Bett, Tatsache. „Aber... das kannst du doch nicht machen.",probierte ich ihn zu überreden. Er lächelte nur wobei seine Augen amüsiert funkelten. „Und ob ich das kann."
Schnell wurde sein Blick wieder ernst. „Ich hoffe Hendrik kann sich an den Überfall erinnern. So können wir mit Sicherheit festlegen, dass es Boris war." „Warum sollte er es nicht gewesen sein? Wer sollte sowas tun, wenn nicht er?",gab ich zurück. Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich weiß nicht. Vielleicht Felix um sich zu rächen?",ich schüttelte entschlossen den Kopf. „Das glaube ich nicht. Was sollte ihm das bringen außer Ärger? Außerdem: wer hat den Zettel geschrieben? Das klang eindeutig nach Boris.",er nickte. „Stimmt. Felix war es also nicht, jeder weiß, dass Felix nur deutsch, englisch und Portugiesisch kann. Und ich glaube wir hätten es bemerkt wenn er Hendrik aus dem Saal gefolgt wäre. Ich hatte den direkten Blick auf die Tür."
„Siehst du. Alles spricht für Boris.",stellte ich fest.
„Ja. Aber vertrau mir Lilly, ich werde dafür sorgen, dass er dir nicht zu nahe kommt. Ich werde ihn mit eigenen Händen erwürgen wenn's sein muss. Ich will nur nicht dich verlieren.",flüsterte er. Gerührt beugte ich mich nach vorne wobei ich den Schmerz in meinem Fuß ignorierte und umarmte ihn. „Danke, Ben. Du machst so viel für mich...du setzt so viel aufs Spiel um mich zu beschützen. Warum machst du das alles für mich? Wie kann ich dir danken?", fragte ich leise. Er beugte sich zu mir, sodass ich seinen warmen Atem an mir spüren konnte.
„Küss mich, Lilly."

———————————————————————
Danke für 798 Reads!! See you soon <3

The Four Elements Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt