Kapitel 47

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Über die Treppe gelangten wir nach oben.
Mein Atem verschnellerte  sich extrem und mir wurde warm.
Plötzlich näherten sich Schritte von vorne und ich schnappte panisch nach Luft. Wenn wir das hier nicht schafften, wer weiß was dann noch passieren würde!
Ich wollte einfach nur nach Hause. Boris hatte sooft probiert, mich umzubringen, und ich war mir sicher, hier würde er es in die Tat umsetzen wenn wir hier nicht rechtzeitig rauskamen.
Ein Wache, wahrscheinlich der, der vor Danielles Zimmer bleiben sollte, erschien vor uns. Er setzte zum Schrei an, ich reagierte aber schneller und richtete meine Handfläche auf ihn.
Sofort schoss ein Wasserstrahl auf ihn zu, welcher sich um seinen Mund schloss und einfror.
Seine Augen flackerten panisch hin-und her.
Den Rest erledigte Hendrik und sperrte ihn nach unten, wo man ihn nicht sofort finden würde. Leise schlichen wir uns in einer Reihe weiter durch den Flur.
Sobald etwas schepperte oder knackte, fuhr ich zusammen, aber immer war es ein Fehlalarm.
Die Ausgangstür war schon in Sichtweite und ich atmete erleichtert aus. Das war definitiv einfacher als gedacht.
Ein schnalzen hinter uns ließ uns innehalten.
„Ihr wollt schon gehen?",ertönte Boris's Stimme und ein kalter Schauer überkam mich.
Ich drehte mich langsam um und probierte mir meine Angst nicht ansehen zu lassen.
Und ich hatte gedacht, wir könnten hier einfach raus spazieren als wären wir nur kleine Besucher gewesen, die jetzt aber zum essen müssten. Wie naiv ich doch war...
„Das wäre schön gewesen, hm?",lachte Boris und sah mir dabei tief in die Augen.
Er hatte schon wieder meine Gedanken gelesen...
Cora knirschte mit den Zähnen und ballte ihre Hände zu Fäusten.
Tom schob sich langsam vor uns drei Mädchen.
Ohne dass jemand was sagte, tauchte meine Schlange auf und stürzte sich aufgrund meiner Gedanken auf Boris.
Ich sah die Panik in seinen Augen und musste zugeben, dass es mir gefiel ihn leiden zu sehen, nur durch meine Kräfte.
Zusätzlich hob ich die Hände und sperrte ihn in eine Art „Wasser-Gefängnis".
Meine Schlange biss ihn, würgte ihn und er war zu langsam um sich gegen sie zu wehren.
Tom sah zu mir.
„Schnell, lasst uns abhauen.",meinte er leise. Die Schreie von Boris übertönte ihn, sodass er  uns nicht hören konnte.
Wir alle nickten sofort und ich befahl der Schlange ihn übel zuzurichten.
Schnell öffneten wir die Tür, rannten über das Gebäude und befanden uns kurz darauf wieder in einem Wald.
Schnaufend lehnte ich mich an Cora und grinste.
„Wir sind draußen.",keuchte ich zufrieden und wie aus dem nichts, fingen wir an zu lachen und umarmten uns.
Mithilfe von unseren Kräften, gelang es uns noch den Weg bis zu unseren Freunden zu laufen. Als das Gebäude auftauchte, krallte ich mich erleichtert an Cora. Ich wollte niemanden verlieren. Tom joggte erleichtert vorneweg, hinter ihm seine Schwester, welche inzwischen wie wir alle, am Ende ihrer Kräfte war. Und sie war deutlich jünger als wir, und ich rechnete ihr es hoch an, dass sie das so tapfer durchgezogen hätte. Plötzlich überkam mich eine Welle von Gefühlen.
Freude, Erleichterung und unglaubliche Angst. Angst vor der Zukunft. Würde ich jemals so weiterleben können? Nein.
Niemals. Allein schon der Gedanke, da ist jemand der mich umbringen will, ist schockierend. Aber auch war.
Tom stieß die große Tür auf und wir rannten nach drinnen.
Wir würden die anderen wohl reagieren? Bei Ben hatte ich keine Idee.
Wir joggten durch die leeren Gänge. Warum war hier keiner?
„Der Essensaal!",fiel es mir auf einmal ein und veranlasste die anderen, stehen zu bleiben.
„Was?",fragte Tom nach. Er war der erste und hatte es wahrscheinlich nicht gehört.
Ich atmete schnell.
„Der Essenssaal!",antwortete Cora an meiner Stelle und stützte mich.
Meine Kräfte verließen mich. Nur wie durch Nebel bekam ich mit wie die anderen mich stützen und die Tür zum bekannten Saal aufrissen. Ich hatte recht mit meiner Vermutung.
Alle saßen an den Tafeln und alle Blicke richteten sich auf uns. Ich verdrehte die Augen und sackte ab.
Cora rief mir irgendwas zu, aber ich konnte nichts verstehen.
Aus der menge löste sich ein braunhaariger junge, welcher auf mich zugerannt kam. Alles war, als würde ich es in Zeitlupe sehen.
Direkt danach spürte ich eine Wärme und zwei große Hände welche mich hielten.
Zusammen gingen wir zu Boden. Aber er hielt mich.
Er ließ mich nicht los, sondern drückte mich fest an sich. Das letzte was ich mitbekam waren seinen Worte, welcher er an mein Ohr murmelte.
„Ich dachte ich hätte dich verloren."

*2 Stunden später*
Meine Augen flackerten. Ich atmete tief ein und rief somit ein Hustenanfall hervor.
Sofort legte sich eine Hand auf meine. Sie war warm, im Gegensatz zu meiner.
Ich wusste sofort wer es war.
Langsam öffnete ich die Augen. Ich war mir sicher ich lag in der Krankenabteilung, umso überraschender war als ich sah, dass ich mich in Ben's Zimmer befand.
Ich hatte was anderes an. Eine graue Leggins, welche ich sofort als meine identifizieren konnte, und einen gut riechenden, grauen Pullover, welcher mir viel zu groß war.
Von dem der ist, kann man sich denken, oder?
Ich begegnete seinem Blick.
Seine Lippen bildeten ein Lächeln. Aber es war besorgt und etwas aufgezwungen.
Das sah ich sofort.
„Wie geht es dir?", fragte er dann mit rauer  stimme. Seine Haare waren total durcheinander und er probierte sie jetzt unauffällig zu ordnen.
Ich wackelte mit dem Kopf.
„Ganz okay. Bin aber etwas müde.",gab ich leise zurück.
Er nickte. „Schon klar. Du solltest dich ausruhen.",entgegnete er.
„Wo sind die anderen? Wie geht es ihnen?",flüsterte ich, zu erschöpft um laut zu reden.
Das ganze „Abenteuer" hatte mich ziemlich viel gekostet. So auch meine Energie, was ich jetzt deutlich zu spüren bekam.
„Sie sind bei Thomas und erklären ihm alles, was passiert ist. Er wird die ‚Polizei' einschalten.",meinte er und machte bei dem Wort „Polizei" Gänsefüßchen in die Luft.
„Ihr habt ne Polizei?",fragte ich erstaunt und musste etwas Lächeln.
Es war einfach zu schön, wieder in diesem blau zu versinken...
„Natürlich.",gab er zurück und lächelte erneut.
Diesmal wirkte es nicht mehr so aufgesetzt.
Dann wurde sein Blick trüb.
Ich kniff die Augen zusammen.
„Was ist los?"
Er wich meinem Blick aus und sah runter auf seine Hände, welche er in seinem Schoß gebettet hatte. Dann rutschte er auf dem Stuhl neben dem Bett, unruhig hin- und her.
„Ich muss mich entschuldigen. Für den Kuss. Und wie ich danach war. Das war alles nicht.."
„Alles gut.",unterbrach ich ihn, da ich dieses schüchterne an ihm nicht mochte. Und außerdem sollte er kein schlechtes Gewissen haben.
Nicht wegen mir.

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