Mitleidig richtete ich mich auf und stützte den Arm auf die Sofalehne. „Wirst du damit erpresst?", fragte ich leise. Ich war schon fast überzeugt davon, dass er mich überhört hatte, als er sich abrupt zu mir umdrehte. Verärgert kniff er die Augen zusammen und kam auf mich zu. „Du hast gelauscht?",warf er mir säuerlich vor, es klang aber eher wie eine Feststellung.
Ich hielt seinem Blick stand.
„Nein, ich habe es durch Zufall gehört. Was läuft da? Was ist mit deiner Schwester? Arbeitest du für Boris, weil er dich mit deiner Schwester erpresst? Ich weiß zwar nicht was genau da läuft, aber ich würde dir raten da auszusteigen.",meinte ich und rieb mir die Augen.
Sein Blick wurde schlagartig traurig.
„Wenn das bloß so einfach wäre. Du verstehst das nicht, Lilly." „Dann erklär es mir!",forderte ich gereizt. Warum dachten alle ich würde sowas nicht verstehen?! Ich war keine 12 Jahre alt!
„Nein. Das ist-"
„Kompliziert?",unterbrach ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
Erstaunt sah er mich an. Ich wusste, ich lag richtig.
„Komm. Ich muss dich wegbringen.",lenkte er ab und wollte nach meinem Arm greifen den ich aber noch rechtzeitig wegzog. „Oh nein! Nur wenn du mir erklärst, was hier läuft!",forderte ich erneut, diesmal eindringlicher.
Er seufzte. „Ich schätze ich habe keine Wahl, oder?" Ich schüttelte siegessicher den Kopf. „Nope."
Er kam um das Sofa herum und setzte sich neben mich weshalb das Sofa leicht einsackte. „Also. Meine Schwester ist ,vorab gesagt, ein wirklich lieber Mensch. Sie hat nie jemanden etwas getan. Irgendwann hat Boris sie kennengelernt. Er hat sich in sie verliebt. Sie aber nicht in ihn und sie hat es ihm probiert zu erklären, er wollte es aber nicht wahrhaben und schwor ihr, er würde sich rächen. Dann kamen wir irgendwie durch Zufall in Kontakt und er wollte, dass ich für ihn arbeite. Ich habe abgelehnt. Einen Tag später war Dani weg. Er hat mir Drohbriefe geschickt und mir geschrieben, ich solle für ihn arbeiten oder ich würde sie nie mehr wieder sehen.
Sie ist mein ein und alles, aber auch sein verdammtes Druckmittel um mich bei ihm zu behalten.",erklärte er.
Geschockt klappte mein Mund auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Tom... du...du musst damit aufhören!",antwortete ich leise. Ruckartig stand er auf und stellte sich vor mich. „Ich kann nicht Lilly! Ich weiß nicht was er ihr antuen würde und ich will's auch nicht ausprobieren. Sie ist meine Schwester, verdammt!",rief er aufgebracht während er wie wild mit den Händen herumfuchtelte.
„Sie ist mein ein und alles.",fügte er noch leise hinzu.
„Tut mir leid.",entschuldigte ich mich ebenso leise und stand auf um an ihn ran zu gehen. Langsam legte ich meine Hand auf seinen Arm. Er sah runter zu mir und ich stockte. In seinen Augen glitzerten Tränen.
Dann schlang er, mit einer schnellen Bewegung, seine Arme um mich und weinte still, nur sein Körper zuckte. Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf an ihn. „Es tut so weh, Lilly. Wenn ihr irgendwas passieren würde, könnte ich mir das nie verzeihen.",wisperte er und löste sich langsam von mir. „Glaub mir Tom; wir können das stoppen. Du kannst mir helfen und ich dir."
Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Just in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Boris stand hinter uns. Sein Blick wanderte zwischen Tom's verheulten Augen und zwischen mir hin und her. „Was habe ich dir gesagt Tom? Du solltest sie wegbringen!",knurrte Boris und kam auf uns zu. Tom schob sich mit einer schnellen Bewegung vor mich. „Tut mir leid. Ich bringe sie sofort weg.",entschuldigte er sich und zog mich an ihm vorbei. „Beeil dich gefälligst.",zischte Boris, Tom noch kurz bevor ich die Tür hinter mir zuzog.
Mit zusammengepressten Lippen zog Tom mich entschlossen durch die Gänge. All das Vertrauen, welches wir in den letzten Minuten aufgebaut hatten, war wie weggeblasen. Als er die Tür zu meinem Raum aufschloss stemmte ich mich mit aller Kraft nach hinten was ihn zum taumeln veranlasste. „Was soll das?", fragte er gereizt.
„Bitte. Tom, ich kann da drinnen nicht mehr bleiben! Lass uns zusammen einen Plan entwickeln und dann abhauen; mit deiner Schwester.",flehte ich ihn an. Er starrte mich aber nur wie eine Puppe an, ohne jegliche Reaktionen oder Gefühle.
Nicht ein Hauch von Hoffnung oder Ehrgeiz war in seinen Augen zu erkennen. Tränen stiegen mir in die Augen. „Tom! Ich kann nicht mehr."versuchte ich es erneut zu überreden. Kurz hielt er inne, er schien mit sich zu ringen, entschied sich letztendlich aber doch dagegen und nutzte den Zeitpunkt meiner Unaufmerksamkeit um mich unsanft in den Raum zu schubsen. Wütend sah ich ihn an. „Tom. Bitte, wir müssen es versuchen! Ich kann dir helfen und du mir. Ich flehe dich an, hilf mir und ich helfe dir! Ich verspreche es dir, dass deiner Schwester nichts passieren wird.",bettelte ich leise und schüttelte ungläubigen den Kopf als ich immer noch keine Reaktion ausmachen konnte.
Dann wurde die Tür zugeknallt und die Schwärze umfing mich. Verzweifelt ließ ich mich auf die kleine Decke fallen, die mir vorhin jemand reingelegt hatte, und die Verzweiflung überrannte mich hoffnungslos.Ben's Sicht:
Ich bildete den Anfang als wir uns auf den Weg nach draußen machten. Hinter mir hörte ich Getuschel, Thomas und die anderen besprachen wie sie Felix überwältigen könnten als ich mich umdrehte und alle verwundert stehenblieben. „Kann mir mal jemand sagen, was es uns bringt, wenn wir Felix festhalten? Boris wird merken, dass etwas faul ist. Denkt verdammt noch mal nach! Er hat Lilly und wird sie womöglich foltern!" Diese Tatsachen laut auszusprechen waren schlimm, aber inzwischen traute ich Boris leider fast alles zu.
Thomas nickte langsam. „Ja. Ben hat recht. Wir lassen ihn reden, und treten danach den Rückzug an. Wenn er denkt, dass wir wieder im Haus sind, folgen Cora, Amélie und Jace ihm."
Entrüstet funkelte ich ihn an und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. „Und was ist mit mir?"
Thomas schüttelte den Kopf. „Nein, Ben. Du bleibst hier. Es ist zur deiner Sicherheit. Ich will nicht, dass du etwas unüberlegtes tust und damit Lilly und die anderen in Gefahr bringst." Die Worte trafen mich.
Allein schon der Gedanke, dass er mir sowas zutraute, war schlimm genug.
Ich presste den Kiefer aufeinander und wandte mich ab. „Dann lasst uns mal hören was Felix zu sagen hat." Mit diesen Worten drückte ich die Klinke runter und stand Auge in Auge mit Felix.
„Was willst du, Felix?",Durchschnitt meine Stimme die Stille.———————————————————————
Ahhh wir haben die 1000 Reads geschafft!!!!!
Ich danke jedem, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass Leute die Story lesen, weil sie gut ist, sondern weil sie Langeweile haben haha.
Aber trotzdem freue ich mich echt!
(17. Mai)
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The Four Elements
ParanormalManchmal läuft das Leben nicht so wie man will. Aber dadurch kann auch Schicksal entstehen. Als die 15-jährige Lilly umzieht, ist sie sofort angetan von Ben, dem Jungen mit den eisblauen Augen, von dem sie nicht weiß, was sie von ihm halten soll. D...