„Dafür gibt es mehrere Zeugen.",fuhr er fort. Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Welche Zeugen? „Es war deine Schuld, dass du angegriffen wurdest!" „Meine schuld!? Thomas, Boris ist in meine Gedanken eingedrungen und hat mir gesagt er wird mich vernichten. Ich konnte das einfach nicht mehr aushalten also habe ich ihm gesagt er könne mich vernichten wenn er wollte.
Das er es wirklich machen würde konnte ich nicht wissen, das zu ,provozieren' war überhaupt nicht geplant!",rechtfertigte ich mich. Kritisch betrachtete Thomas mich.
„Du hast ihn mit deinen Kräften verletzt. Das hast du auch noch gerne gemacht!",er sprach nun deutlich lauter. „Man hat es dir verdammt noch mal ANGESEHEN!"
„Ich habe mich VERTEIDIGT! Das ist mein Recht!",gab ich genauso wütend zurück. „Er ist hier der böse Thomas!",probierte ich ihn zu überreden.
„Ach ja? Wir haben alle deine Lust gesehen als du ihm wehgetan hast. Es ist deine Schuld, dass es soweit gekommen ist.",mit diesen Worten verließ er schnell den Raum und ließ mich alleine zurück. Ich vergrub verzweifelt den Kopf in den Händen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Keiner glaubte mir. Ich fühlte mich abgeschoben, allein gelassen. Und das hatte ich verdient. Angeblich. Sah hier denn keiner den hinterhältigen Boris? Tat er denn so freundlich? Plötzlich verspürte ich Heimweh. Nach meiner Schwester, meinen Eltern, sogar ein bisschen nach Sam auch wenn ich sie kaum kannte. Alle hielten mich für schuldig. War es Thomas wirklich so egal, dass Boris in meine Gedanken eingedrungen ist? Durfte er das überhaupt?
Tausend fragen spuckten in meinem Kopf herum, aber ich bekam keine Antworten. Ich wollte weg hier. Weg von diesem Ort an dem mir keiner glauben schenkte. Nachhause.
Leise klopfte es. „Herein.",murmelte ich und Ben trat ein. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu als er mein verweintes Gesicht sah.
„Lilly! Schau mich an.",er nahm meinen Kopf in seine Hände aber ich sträubte mich dagegen den Kopf zu heben. „Bitte.",flehte er mich an. „Ich will nachhause Ben.",bat ich ihn leise. Er hielt inne. Dann ließ er meinen Kopf los und seufzte. „Das Thema hatten wir doch schon.",fing er an. „Bitte Ben! Ich halte das hier nicht mehr aus. Diese Vorwürfe. Ich kann das hier nicht mehr aushalten. Bitte.",ich hob meinen Blick. Unsere Augen trafen sich. Ich konnte Mitgefühl in seinen Augen erkennen aber auch Trauer.
Er setzte sich. „Okay.",war das einzige was er von sich gab. Verwirrt von seiner Antwort zog ich die Augenbrauen zusammen. „Was ,okay'?",hinterfragte ich unsicher.
„Du kannst gehen.",entgegnete er leise. „Ich merke, dass du dich unwohl fühlst und das will ich dir nicht antuen. Es ist zu viel für dich und genau das hätte ich wissen müssen! Ich bin so ein vollidiot!",er schnaubte genervt auf. Er traute sich nicht mir in die Augen zu schauen. Er schämte sich. Und ich konnte ihn verstehen. „Nein bist du nicht. Danke für dein Verständnis. Ich würde gerne bleiben, aber nicht unter diesen Umständen. Und danke für deine mühe." „Ich bringe dich zurück. Du wirst im Wald landen aber du wirst dank deiner Fähigkeiten den Weg finden. Wir sehen uns morgen in der Schule.",er lächelte mir traurig zu ehe das Kribbeln einsetzte und ich mich langsam auflöste...
Als ich wieder zu Bewusstsein kam fielen mir gleich zwei Dinge auf. Das erste war, dass ich nicht wie erwartet auf dem Boden saß sondern auf einem dicken Baumstamm saß. Das zweite war, dass mein Gips weg war, ebenso die Schmerzen die ich zuvor verspürt hatte. Ich fühlte mich beinahe wie neu Geboren!
Plötzlich kam mir ein unschöner Gedanke: was sollte ich meinen Eltern erzählen? Ich konnte Ihnen weder die Wahrheit erzählen noch war es schlau Ihnen was anderes zu erzählen. Sie würden mir eh nichts glauben. Aber ich musste wenigstens etwas finden was möglich sein könnte. Wie lange war ich weg gewesen? Mein Zeitgefühl war verloren gegangen. Ich machte mich auf den Weg. Besser gesagt ich marschierte einfach drauf los. Keine zehn Minuten später erblickte ich unser Haus. Ich lächelte. Mir kam ein möglicherweise rettender Gedanke. Ich krankte mein Handy aus meiner Hosentasche. Wo war mein Handy denn davor? Ich ignorierte diesen Gedanken und wählte Ben's Nummer. Nach dem zweiten läuten meldete er sich. „Hallo?" „Hey Ben."
„Bist du zuhause?",fragte er mich. „Ja ich stehe vor unserem Haus aber bevor ich reingehe habe ich eine wichtige Frage an dich...okay mehrere.",er lachte leise. „Schieß los." „Wie lange war ich bei euch? Ich muss wissen wie lange ich weg war damit ich mir eine gute Story ausdenken kann.",es blieb still am anderen Ende der Leitung. „Ben?",fragte ich nach als keine Antwort kam. „Äh ja klar sorry. Unsere Welt hat eine andere Zeit als die Menschenwelt. Schau mal auf dein Handy. Aufs Datum meine ich.",ich tat es. „Es ist nur ein Paar Stunden später! Wie kann das sein?",fragte ich verwirrt. Ich war gerade mal seit sieben Stunden weg gewesen! „Erklär ich dir ein anderes mal. Nächste frage?" „Was ist mit meinem Bein? Wo ist der Gips hin? Ich spüre auch keine Schmerzen mehr Ben!",erklärte ich ihm freudig. „Das erklär ich dir auch wann anders. Geh jetzt erstmal zu deinen Eltern." „Okay. Danke Ben. Für alles." „Bis morgen.",er legte auf.
Stimmungsschwankungen am Start...
Ich bewegte mich unsicher auf mein neues Zuhause zu. Ich griff in meine Hosentasche und fand dort tatsächlich noch meinen Haustürschlüssel. Leise schloss ich die Tür auf und betrat den Flur. „Lilly?",ertönte sofort die panische Stimme meiner Mutter die kurz darauf vor mir auftauchte. „Hallo Mama.",begrüßte ich sie vorsichtig. Sie stemmte die Arme in die Seiten und musterte mich kritisch. Sie räusperte sich. „Wo warst du Fräulein?!",fragte sie mich vorwurfsvoll. Ich biss mir auf die Lippe um mir unangebrachte Kommentare zu verkneifen. Ich beschloss sie anzulügen auch wenn ich das nur ungern tat. „Ich war in der Stadt und habe dort einen neuen Klassenkameraden getroffen. Ich bin mit ihm in den Wald und wir haben die Zeit vergessen. Tut mir leid.",entschuldigte ich mich. Immerhin war die Aussage mit dem Wald richtig! „Ich habe dich mehrmals angerufen, warum bist du nicht rangegangen?!",polterte meine Mutter sofort weiter ohne auf meine Entschuldigung einzugehen. „Ich hatte den Ton aus. Ich habe mich doch schon entschuldigt, was willst du noch wissen?!",zischte ich, schmiss meine Jacke auf die Kommode neben mir und rannte hoch. „Lilly Sophie Berger! Das wird Konsequenzen haben das verspreche ich dir!",rief meine Mutter wutentbrannt von unten. Ich knallte nur als Antwort meine Zimmertür zu und schmiss mich auf mein Bett.
Dann ließ ich den Tränen freien Lauf. Ich weinte bis keine Tränen mehr kamen und ich panisch nach Luft schnappen musste um zu atmen. Langsam ordnete ich meine Gedanken wieder. Ich wollte etwas ausprobieren. Üben, mit meinen Kräften umzugehen. Dazu brauchte ich Hendrik nicht. Ich fixierte das Glass mit Wasser was auf meinem Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers stand. Ich konzentrierte mich und verschmolz förmlich mit dem Wasser. Das Wasser war ein Teil von mir. Ich war ein Teil von dem Wasser!
Das Wasser bildete ein Gesicht ohne dass ich es steuerte. Ich hatte urplötzlich keine Kontrolle mehr darüber was das Wasser tat! Panik stieg in mir auf. Was passierte hier?! Ich hielt inne. Das Wasser verformte sich zu einem Gesicht. Das Gesicht kam mir bekannt vor. Und es sah mich an.
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The Four Elements
ParanormalManchmal läuft das Leben nicht so wie man will. Aber dadurch kann auch Schicksal entstehen. Als die 15-jährige Lilly umzieht, ist sie sofort angetan von Ben, dem Jungen mit den eisblauen Augen, von dem sie nicht weiß, was sie von ihm halten soll. D...