Am Abend lag ich übermüdet auf Ben's Zimmerboden und vergrub den Kopf in den Armen. Mein dicker Pullover machte das ganze noch mal bequemer weshalb ich zufrieden seufzte. „Lilly, du willst aber hoffentlich nicht hier auf dem Boden schlafen, oder?",ich hob den Kopf wobei mir meine nassen Haare ins Gesicht fielen. Ich hatte keine Lust auf föhnen und kämmen weshalb sie sich schon zu leichten locken kräuselten. „Warum nicht?", erwiderte ich nur und ließ den Kopf wieder fallen. Ein lachen ertönte, endete aber abrupt. „Ähm Lilly, anderes Thema... das was du vorhin gesehen hast... das war nicht so wie es aussah." „Du hattest also nicht gerade einen Kuss mit einer schicken Blondine? Schiess los, was war das?",grummelte ich nur als Antwort. Ich konnte schon förmlich vor mir sehen wie Ben die Augen verdrehte und sich nervös durch die Haare fuhr. „Ähm... das ist mir jetzt echt peinlich, Lilly!",ich setzte mich stöhnend auf und sah hoch zu Ben der auf seinem Bett saß.
„Na und? Glaub mir, mir wurden schon sehr peinliche Sachen anvertraut.",ich grinste ihn an.
Er seufzte und mein grinsen wurde noch ein Stück breiter. „Okay, okay. Also ich habe Emmy vor einer Weile in einer Bar getroffen. Ich war deprimiert vom Leben und habe Alkohol getrunken... ja, wahrscheinlich war es etwas zu viel Alkohol. Jedenfalls bin ich am nächsten Tag mit ihr im Bett aufgewacht, zum Glück mit Klamotten, wenn du weißt was ich meine.
An den Abend konnte ich mich nicht mehr erinnern. Als wir uns später getrennt haben, hat sie mir ihre Nummer gegeben damit wir uns wieder treffen können. Wir haben uns danach noch zwei mal getroffen. Aber keine Sorge, ich habe diese Sache beendet!",beendete er seinen Vortrag. „Man Ben, für so einen fuckboy habe ich dich wirklich nicht gehalten!",tadelte ich gespielt böse. Er sah mich voller Reue an bis er verstand und mitspielte.
„Ich weiß... es tut mir leid Madam.",wir sahen uns in die Augen und brachen sofort in Gelächter aus. „Madam?! Dein Ernst?",kicherte ich.
Ben schüttelte grinsend den Kopf.
„Trinkst du öfters Alkohol?",fragte ich neugierig. Er schüttelte entschlossen den Kopf. „Normalerweise nicht. Ich habe aber manchmal so deprimierende Phasen und wenn ich keinen Ausweg sehe... trinke ich halt mal ein bisschen...", murmelte er.
„Ich kenn das." „Nur halt ohne das Alkohol!",fügte ich noch schnell hinzu und schlug mir für meine Dummheit gegen die Stirn. Ben lachte. „Wo schlafe ich eigentlich?",fragte ich dennoch, der Boden wurde langsam etwas unbequem. „Im Nebenzimmer. Es ist eine Art ‚Gästezimmer'. Halt für Leute die mal Ruhe von ihrem Zimmernachbarn brauchen."
„Es gibt auch zweier Zimmer?", fragte ich ungläubig. Ben nickte. „Und vierer."
„Warum hast du ein Zimmer für dich alleine?",hackte ich nach. Ben's Blick wurde düster und Unsicherheit überfiel mich und wollte mich verschlingen. Ich hatte eindeutig etwas privates gefragt. Oder etwas worüber er eindeutig nicht reden wollte.
Aber, würde er antworten? War es so privat oder vertraute er es mir wirklich an?
„Oh... es ist eine kleine Geste der Freundlichkeit vom Thomas.",er winkte ab, aber ich spürte sofort, dass er log. Unauffällig sah ich mich um. Beim genaueren hinsehen fiel mir auf, dass in das Zimmer noch bestimmt ein Bett und ein Schrank gepasst hätten...
hatte hier wirklich mal jemand mit Ben gewohnt? Wohl kaum hatte er einfach so aus Freundlichkeit ein Zimmer für sich alleine bekommen! So nett schätzte ich Thomas dann doch nicht ein. Wer war es? Warum war er weg?Ich sah wieder zu Ben der konzentriert aus sein Handy sah. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, legte er das Handy weg und stand auf. „Komm. Es gibt gleich essen.",ich rappelte mich auf und folgte ihm zum Saal.
Rechts und links im Saal waren an den Seiten Buffets aufgebaut, auf der rechten Seite waren warme Sachen, auf der linken kalte, wie Salat oder Brot.
In der Mitte waren Bänke in Reihen aufgestellt. Eine Hand ragte in die Höhe und winkte uns zu. Ich winkte Cora zurück und drehte mich dann zu Ben. „Und wie läuft das hier ab?", fragte ich unsicher. Benjamin deutete auf die sorgfältig gestapelten Tabletts hinter ihm. „Du nimmst dir ein Tablett, Besteck, holst dir essen und setzt dich einfach irgendwo hin.",ich nickte und schnappte mir das was ich brauchte.
Nachdem ich mir essen geholt hatte ging ich auf Cora und Hendrik zu, beide saßen mal wieder nebeneinander und unterhielten sich mit einem rothaarigen Mädchen, die ich kurz darauf als Amélie identifizieren konnte.
„Heyy!",begrüßte mich Cora lächelnd und umarmte mich so gut wie es im sitzen ging. „Hi.",entgegnete ich grinsend. Cora warf einen prüfenden Blick auf meinen Teller. „So wenig?", fragte sie etwas verwundert. Ich starrte auf meinen Teller. „Ich habe Rührei, Salat und einen Dessert. Findest du das wenig?",ich warf ihr einen leicht schockierten Blick zu. „Äh... nein, nein, alles gut.",verlegen sah sie weg. Ich lachte nur. „Hi, Leute.",begrüßte nun auch Ben die anderen und setzte sich gegenüber von mir. Er nickte in Richtung meines Tellers. „Lecker. Guten Appetit!",ich sah auf seinen Teller. Er hatte eine große Portion Nudeln mit carbonara, einen Salat und den gleichen Nachtisch wie ich.
„Danke, dir auch.",erwiderte ich und begann zu essen.
„Wie gehts dir so? Magst du deinen Trainer?",Cora warf ihrem Bruder einen prüfenden Blick zu, den er aber nicht bemerkte da er sich angeregt mit einem mir unbekannten Jungem unterhielt. Warum fragte sie sowas? Hatte sie nicht mit ihrem Bruder geredet? „Ja, er ist zwar streng, aber ich denke ich lerne besser etwas bei ihm als bei jemanden der mir Mitleid zeigt und mich nicht mit dem richtigen harten Training trainiert.",beantwortete ich ihre Frage ehrlich und sie nickte. „Ja, er nimmt es sehr ernst, dass du alles wichtige gut lernst. Er meinte für den Anfang schlägst dich ganz gut.",sie lächelte mich an und ich spürte wie ich rot wurde. Schnell nahm ich eine große Gabel mit Rührei um ein Gespräch vorerst zu vermeiden.
„Wo wird Lilly eigentlich schlafen?",richtete sich Cora an Ben, der überrascht aufschaute. „Im Nebenzimmer, wo sonst?",gab er etwas verwirrt zurück. Cora warf mir kurz einen Blick zu bevor sie antwortete.
„Sie kann doch bei mir schlafen.",Ben kniff leicht verärgert die Augen zusammen. „Lass Lilly entscheiden.", sagte er und sah mir intensiv in die Augen. Was war denn jetzt schon wieder los? Er reagierte schon wieder so...so kalt und unerreichbar. Mein Blick wanderte von Cora zu Ben und wieder zurück.
Ich öffnete den Mund.
„Ich schlafe gerne bei Cora."
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The Four Elements
ParanormalManchmal läuft das Leben nicht so wie man will. Aber dadurch kann auch Schicksal entstehen. Als die 15-jährige Lilly umzieht, ist sie sofort angetan von Ben, dem Jungen mit den eisblauen Augen, von dem sie nicht weiß, was sie von ihm halten soll. D...