Ich bin nach dem Gespräch wieder eingeschlafen.
Als ich erneut aufwachte, war ich alleine in Ben's Zimmer.
Ächzend richtete ich mich auf und verließ auf wackeligen Beinen das Zimmer, nicht ohne mir davor noch Badelatschen von Ben zu klauen.
Ich schloss gerade die Zimmertür hinter mir, als er plötzlich direkt vor mir stand.
Sehr nah.
Erschrocken schrie ich auf.
„Ben! Ich bin fast gestorben.",meinte ich und sein lächeln verschwand. Ja, ich wäre echt fast gestorben. Aber nicht wegen ihm.
Dennoch war ich anders.
„Willst du...Ähm.",fing er an und kratzte sich nervös am Nacken.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Ja?"
„Willst du vielleicht zu jemanden mit dem du reden kannst?" Zuerst verstand ich nicht was er meinte, aber plötzlich verstand ich.
„Ein Psychiater?", fragte ich ungläubig.
Ben kniff entschuldigend die Lippen aufeinander.
„Es war die Idee von Thomas und er meinte ich soll dich fragen. Das Angebot steht.",entgegnete er und sah mir in die Augen.
Mein Mund stand einen Spalt auf und sein Blick wanderte zu meinen Lippen runter.
Wollte er mich küssen?
Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf, als er sich nach vorne beugte.
Doch noch bevor er seine Lippen auf meine legen konnte, ertönte eine Stimme.
„Rummachen könnt ihr im Zimmer. Nicht hier bitte!",protestierte Hendrik, welche Ben von mir wegschob und mich fest umarmte.
Augenblicklich wurde ich rot. Zum Glück sah Hendrik das nicht, da er mich immer noch festhielt.
Endlich ließ es mich los.
Er sah von Ben zu mir, und deutete dann auf Ben's Zimmertür.
„Da könnt ihr weitermachen.",meinte er und grinste mich an.
„Wir...",fing ich an, als Ben meinen Satz vervollständigte.
„Haben nicht rumgemacht."
Hendrik warf mir einen vielsagenden Blick zu.
„Sah aber so aus.",hielt er dagegen.
Ratlos sah ich zu Ben.
„Dann hast du dich verguckt!",gab Ben jetzt angespannt zurück.
Hendrik bemerkte die Stimmlage und hob die Hände.
„Hey, schon gut. Es war ein Scherz.",verteidigte er sich und ging schnell wieder.
Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, Psychiater.
„Ähm... sorry.",murmelte Ben beschämt.
Wie anständig, er entschuldigte sich bei mir, weil er mich küssen wollte.
Warum fand ich es schade, dass Hendrik just in diesem Moment kam?!
Wollte ich insgeheim, dass er mich küsste?
Oh Gott. Was ist los mit mir?
Lag es an der fehlenden Aufmerksamkeit während meiner Gefangenen Zeit?
Wollte ich die Zuneigung wieder aufholen?
Schnell schüttelte ich mich um den Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen.
Deshalb gab ich nur ein „Alles gut." zurück, anstatt auszuflippen, wie ich es sonst getan hätte.
Hilfe. Mein Hirn hat echt eine Delle bekommen... und diese Delle ließ mich komische Dinge denken.
„Hättest du es soweit kommen lassen?",ergriff er leise das Wort.
Ich sah zu ihm. Diese Augen, ließen mich jedes mal in ihnen versinken...
Wie auch jetzt. Ben schnipste vor meinem Gesicht rum, als ich nicht antwortete.
Wie peinlich...
Shit, komm zu dir!
Ich presste die Lippen aufeinander. Dann zuckte ich mit den Schultern.
Sollte ich ihm sagen, was in mir vorging? Nein.
Das sollte geheim bleiben.
Ich griff das Thema von vorhin wieder auf.
„Also schickt Thomas mich zum Psychiater?"
Er verengte kurz die Augen, tat aber dann wieder normal.
Meine Themawechsel kam wohl sehr abrupt.
„Wenn du willst... du musst auch nicht. Aber vielleicht wäre es gut. Ich meine, Dir ist schon klar, dass Boris dich umgebracht hätte?",fragte er und wie in Trance nickte ich.*1 Tag später*
„Was haben sie gefühlt als sie bemerkt haben, dass Boris sie wirklich umbringen will?",fragte mich der alte Psychiater.
Mit dem Stift klopfte er dauernd auf den Holztisch, was mich unheimlich aufregte. Aber ich sagte nichts.
„Ich war schockiert. Aber kurze Zeit später...konnte ich damit leben. Es war, als wäre es was normales. Dabei ist das total absurd, so zu denken...",gab ich zu und starrte dabei auf meine Füße, die inzwischen in meinen eigenen Schuhen steckten.
Der Mann nickte und machte sich ein Notiz, für die er meiner Meinung nach, sehr lange brauchte.
„Gut, dann noch eine letzte Frage, dann sind sie entlassen."
Ich nickte.
„Hätten sie Boris umgebracht, wenn er sie umbringen wollte?"
Mein Mund öffnete sich, schloss sich aber sofort wieder.
Dann starrte ich ihn an. Seine grauen Augen zeigten keinerlei Gefühle.
„Ja. Wenn es dazu gekommen wäre.",erwiderte ich, stand auf und verließ ohne eine Verabschiedung den Raum.
Draußen wartete Ben.
Er fragte nichts, als er meinen kühlen Blick bemerkte, sondern schloss die Arme um mich.
„Wird es besser?",fragte ich an sein Ohr.
Ich bezog die Frage auf die Albträume die kamen, sobald ich die Augen schloss.
Anscheinend konnte ich das Geschehene doch nicht so gut verarbeiten, wie ich dachte.
Ben war der einzige der von den Träumen wusste.
Wir hatten zusammen in seinem Bett geschlafen, nachdem ich mitten in der Nacht einen Albtraum hatte und schreiend aufgewacht war. Den anderen hatten wir auf Nachfrage erzählt, ich sei auf Toilette gewesen und hatte eine riesige Spinne gesehen und mich erschreckt.
„Ich weiß nicht. Vielleicht irgendwann, ja. Aber das wird dauern. Aber ich bleibe bei dir, das verspreche ich dir.",wisperte er an mein Ohr.
„Danke.",gab ich gerührt zurück.
Wir lösten uns wieder und machten uns auf den Weg nach draußen. Wir hatten dort am Waldrand einen Platz gefunden, an dem wir seit dem letzten Tag, fast jede Minute verbrachten. Drinnen war die Stimmung zu angespannt, das Vogelgezwitscher beruhigte einen.
„Müssen wir es jemanden erzählen?",fragte ich ihn und kassierte einen verwirrten Blick, während er Grashalme aus der Erde riss und sie in kleine Stücke zerriss.
„Die Albträume.",klärte ich ihn auf und setzte mich näher zu ihm. Er war wie ein halt für mich.
Wenn es mir schlecht ging und ich drohte die Nerven zu verlieren, hielt er mich fest und redete mir gut zu.
Er legte einen Arm um mich und ich lehnte mich an seine Schulter.
„Ich denke schon. Aber nur dem Psychiater zuerst. Der kann dir bestimmt helfen."
Ich schnaubte.
„Was ist?",fragte Ben daraufhin und drehte den Kopf zu mir.
„Wie soll er mir denn helfen? Er wird so einen kommt Zeit, kommt Rat - Spruch rauslassen.
Sowas brauche ich nun echt nicht.",erklärte ich genervt.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Ben grinste.
„Was grinst du so?",fragte ich verwirrt.
„Du hast dich verändert. Aber das ging ins positive. Ich glaube du weißt gar nicht, wie froh ich bin, dass du wieder da bist. Und vorallem, dass ich dich kennenlernen durfte.",sagte er und streichelte mit einem Finger über meine Schulter, was ein angenehmes kribbeln auslöste.
„Seh ich genauso.",antwortete ich nur und lächelte.
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The Four Elements
ParanormalManchmal läuft das Leben nicht so wie man will. Aber dadurch kann auch Schicksal entstehen. Als die 15-jährige Lilly umzieht, ist sie sofort angetan von Ben, dem Jungen mit den eisblauen Augen, von dem sie nicht weiß, was sie von ihm halten soll. D...