Eren und das Lesen

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Jeder Mensch besitzt mindestens ein Geheimnis.

Auch Eren Jäger, ein junger Aufklärungssoldat, der dazu die Fähigkeit hat, sich in einen Titanen zu verwandeln. Eren hatte es bis jetzt nie zugegeben, doch er hatte nie lesen noch schreiben gelernt.

Seine Kindheit verbrachte er in Shiganshina, einer Stadt in der äußersten Mauer, die im Jahre 850 von Titanen überrannt wurde. Er und seine Adoptivschwester Mikasa hatten immer seinen Eltern bei der Arbeit geholfen, weshalb er sich nie für die Schule angestrengt hatte.
Und nachdem er im Alter von 12 Jahren zusammen mit seinen besten Freunden, Armin und Mikasa, der 104. Trainingseinheit beitrat, war das Lesen nur in der Theorie wichtig gewesen.
Und wenn man schon einen Streber als besten Freund hatte, warum sich nicht einfach helfen lassen? Also kam der lesefaule Junge durch die harten 3 Ausbildungsjahre, ohne auch nur ein Wort gelesen zu haben. Doch im Aufklärungstrupp änderte sich diese Haltung schnell.

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"Eren, ich will, dass du alles aufschreibst, an was du dich noch von dem Gespräch erinnerst, dass Ymir und Berthold führten, als du entführt worden bist."

Die Abteilungsführerin Hanji blickte Eren, während sie sprach, tief in die Augen. Alle Informationen, die sie über Titanen bekamen, waren äußerst wichtig. Und vor allem konnte Eren dabei helfen. Er wusste, dass Ymir und Berthold damals über Titanen und deren Fähigkeiten geredet hatten. Allerdings waren seine Erinnerungen noch arg verschwommen und die Tatsache, dass er gar nicht des Schreibens fähig war, machte die Ausführung seiner Mission schwer.

"Ähhh, Hanji, ich kann mich nicht an alles erinnern. Könnte ich vielleicht ein bisschen Zeit bekommen?"

Ihm war es peinlich die Wahrheit zu sagen. Vor allem gegenüber Hanji, bei der nie ein Geheimnis sicher war. Zum Glück reagierte die Abteilungsführerin verständnisvoll.

"Ist in Ordnung, Eren. Versuch dich aber an möglichst viel zu erinnern. Jedes Detail könnte von Nutzen sein."

Mit diesen Worten ging sie aus der Tür und lies Eren alleine im Raum stehen. Kurz darauf begab sich dieser in den Schlafraum der Jungen, wo sich unter anderem sein bester Freund Armin befand.

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"Armin! Gut dich zu sehen. Hör mal, ich brauche deine Hilfe!"

Eren betrat den Schlafsaal mit Stift und Papier. Er hatte sich immer noch nicht an die Anzahl der Jungs gewöhnt, die inzwischen nur noch vier betrug. Da Reiner und Berthold nicht mehr mit ihnen wohnten, fühlte sich der Raum furchtbar leer an. Armin saß mit Jean bei einer Partie Schach. Connie, der ebenfalls im Zimmer war, schaute leicht gelangweilt zu.

"Eren, ist es arg wichtig? Du siehst ja, das wir gerade spielen", antworte Armin höchst konzentriert. Von Jean kam ein genervtes Schnauben.

"Es ich ziemlich wichtig, aber Jean soll raus gehen. Und Connie auch" , er wandte sich kurz dabei an Connie, "tut mir leid dafür ,aber es ist sehr persönlich."

Während der Kleinste von den Jungs nichts dagegen hatte, passte es Jean ganz und gar nicht. Er hatte sich schon immer gern mit Eren gestritten. Also war es kein Wunder, dass er gegen das Gehen war.

"Angst, das ich es weiter erzähle, Jäger? Was ist den so schlimm, dass du dich nicht traust es auch Connie und mir zu sagen?"

Mit einem aufdringlichen Blick fügte er hinzu:

"Man, Eren, ich dachte, wir könnten uns inzwischen Sachen anvertrauen. Anscheinend hab ich da was falsch verstanden."

Jean stand auf und winkte Connie zu sich.

"Na los, Connie. Lassen wir Eren ruhig sein Herz ausschütteln."

Beide verschwanden aus ihrem Zimmer, ohne noch etwas zu sagen.

Ein warmes, erleichtertes Gefühl überkam Eren, als Armin ihn fragend ansah.
Er wollte garantiert nicht jeden über sein Problem wissen lassen.

"Armin, es geht um die Sache....ähh....m-mit..."

Eren blieben die Worte im Hals stecken. Nachdem er Jahr für Jahr diese Sache ignoriert hatte, war es ihm nun umso peinlicher mit zu teilen.
Selbst zu seinem besten Freund.

"Eren? Was ist los? Ist dir übel?"

Besorgt näherte sich der Blonde Eren und blickte in seine Augen.

"Also fiebrig wirkst du nicht....hmmm...vielleicht sollten dich die Ärzte mal ansehen..."

"Was? Nein, nein alles gut!"

Panisch gestikulierte der Junge mit seinen Händen in der Luft. Bloß kein Arzt. Er konnte diese Leute nicht ausstehen.

"Armin, es geht eher um etwas, was schon seit Längerem ein Problem ist. Und jetzt stecke ich wirklich in der Klemme. Ich...äh...hab nie..."

"Du hast nie lesen gelernt, stimmt's?"

"Warte, was?"

Armin schaute Eren sanft lächelnd an.

"Eren, ich habe es doch gewusst. Schon seit Beginn unserer Ausbildung."

Er war einfach nur überrascht.
Eigentlich wunderte er sich nicht über die Tatsache, dass er darüber Bescheid wusste. Eher, dass Armin nie ein Wort darüber verloren hatte.

"D-du wusstest es? Wieso hast du dann nie etwas gesagt?"

Die Antwort kam schnell.

"Weil ich wusste, dass du mich irgendwann darauf ansprechen würdest. Ich wollte dich einfach nicht damit bedrängen."

"A-aber vielleicht hätte ich bis jetzt dann lesen gelernt!"

"Eren...gib mir nicht die Schuld daran. Du wusstest schon damals, dass ich dir geholfen hätte. Doch du bist nicht zu mir gekommen. Es war deine alleinige Entscheidung."

Armins Worte ergaben Sinn, doch trotzdem konnte Eren einfach nicht Armins Gedankengang verstehen. Der verzweifelte Junge war so in Gedanken vertieft, dass er erstmal aus Schreck zusammenfuhr, als eine allzu gut vertraute, kalte Stimme hinter ihm anfing zu reden:

"Sag mal, Eren, hattest du vor es auch noch jemanden anderem zu sagen?"

Die Stimme hörte sich gleichgültig an, so als, ob es sie gar nicht wirklich interessieren würde. Doch Eren wusste, dass sie sich sehr wohl dafür interessierte.

"Oh,Captain Levi....äh...hallo..."

Schweißperlen überzogen Erens erhitztes Gesicht. Mit einem mulmigen Gefühl drehte er sich um, sodass der Hauptgefreite ihn direkt anschauen konnte. Wobei anstarren der bessere Begriff hierfür war.

"Äh... Captain, wie lange stehen Sie schon hier?"

"Lange genug um zu wissen, was Sache ist."

Dadurch das Eren inzwischen Levis Verhaltensmuster ein wenig besser kennengelernt hatte, konnte er die Wut langsam riechen. Eren blieb deswegen lieber still und wandte seinen Blick ab. Sein Vorgesetzter sprach auch ohne weitere Fragen von ihm weiter:

"Eure Zimmermitbewohner Jean und Connie kamen mit besorgten Gesichtern zu mir und baten mich nachzusehen, ob du Probleme hättest. Und wie sich herausstellt haben wir ein gewaltiges Problem, Eren."

»Diese Mistkerle...«, dachte Eren,überaus wütend über die zwei. Von wegen sie verstanden ihn und respektierten ihn. Er nahm sich vor, es den beiden heimzuzahlen.

"Eren, wir werden von nun an jede freie Minute lesen und schreiben lernen. Und beantworte mir noch eine Sache."

Mit schweren Herzen schluckte der noch mehr verzweifelte Junge seine Angst hinunter.

"J-ja?"

"Wie hast du es bitte geschafft die ganzen Pläne von Erwin, Hanji oder mir zu lesen?"

"Das liegt daran, dass ich mir die Bilder und Skizzen darauf angesehen habe. Oder ich habe Armin indirekt um Hilfe gebeten."

Zu dieser Aussage konnte Levi nur den Kopf schütteln.

"Eren, dir ist klar, dass die Brillenschlange auch davon erfahren muss, oder?"

"Ja, ich weiß...es tut mir leid, dass ich nie etwas gesagt habe."

Wieder bekam Eren nur ein Kopfschütteln zur Antwort. Der Hauptgefreite war schon halb aus der Tür raus, als sich noch einmal umdrehte.

"Eren, heute fangen wir mit diesen längst überfälligen Stunden an. 19:00 Uhr , vor meinen persönlichen Raum. Und denk gar nicht daran dich zu entschuldigen."

Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu.

"Armin, ich stecke in Schwierigkeiten, oder?"

Daraufhin seufzte der blonde Junge schwerfällig auf.

"Ja, Eren. Du steckst schon wieder in der Klemme. Diesmal musst du es aber einfach durch Lernen hinbekommen."


AoT OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt