05|| little talks & late night calls

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Nach der Mittagspause gehe ich zum Training. Diesmal lasse ich mich auch nicht von Footballern oben ohne ablenken und mache, laut dem Coach, ein gutes Spiel, auch wenn ich mehrmals daneben geworfen habe.
Nach zwei Stunden Training gehe ich in die Umkleide und ziehe mich um.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle höre ich plötzlich, wie jemand hinter mir meinen Namen ruft: „Venus! Warte doch mal!"
Ich drehe mich um und Samuel und Jacob kommen auf mich zu, den Berg herunter gelaufen.

„Venus, wie geht's so?", fragt Jacob und geht wieder im normalen Tempo neben mir her.
Er trägt noch seine Football- Sachen und sieht mit seinen zerzausten Haaren- zugegeben- wirklich gut aus.
„Gut. Sagt mal, redet ihr nur mit mir weil ihr herausfinden wollt, was ich weiß?", frage ich gerade heraus.
Samuel grinst hämisch und Jacob setzt einen undefinierbaren Blick auf.

„Um ehrlich zu sein. Eigentlich nicht. Wir finden es unsererseits eh selbst heraus. Das geht auch ohne deine Hilfe.", erklärt Samuel und ich verdrehe die Augen.
„Wir reden eigentlich mit dir, um nach deiner Telefonnummer zu fragen."
Ich sehe ihn verwirrt an.

„Wozu braucht ihr die denn?", frage ich, obwohl ich mich schon längst entschieden habe, sie ihnen zu geben. Einfach um des Spieles ‚wer hat mir den Brief geschrieben und wer findet es als erstes raus' Willen.
„Um dich auf dem Laufenden zu halten, was unsere Nachforschungen betrifft.", antwortet Samuel und setzt ein fachmännisches Gesicht auf.
Sicherlich.

„Also geht es ums Geschäft?" „Nur ums Geschäft, Ballkönigin.", bestätigt er und ich zucke mit den Schultern.
Wir sind schon an der Bushaltestelle angekommen und es riecht nach Abgasen von der Hauptstraße und Zigarettenrauch, von denen aus der zwölften. Eugene winkt mir zu.

„Dann gib mir dein Handy.", sage ich schnell.
Samuel zieht sein Smartphone aus der Tasche und ich speichere meine Nummer unter dem Namen Vee ein.
„Das muss ich noch ändern.", sagt er, sobald er es gelesen hat, „Es heißt Ballkönigin. Fertig."
Ich seufze lächelnd.

„Schick ihm die Nummer auch, wenn er sie braucht. Wir sehen uns dann.", sage ich, auf Jacob deutend und laufe zu Eugene herüber. „War schön ein kleines Gespräch mit dir zu führen.", ruft Jacob mir hinterher und ich runzle nur lächelnd die Stirn.

„Hey.", begrüße ich meinen Freund und umarme ihn herzlich.
Eugene lächelt mich an.
„Was hast du denn mit Samuel und Jacob?", fragt er und ich muss lachen.
„Nichts."
„Sie haben aber Boyfriendpotential, das muss ich sagen.", Eugene wirft einen kurzen Blick zu den beiden Jungs, die sich leise, sieben meter weiter, miteinander unterhalten.

„Samuel hat diese dicken, dunklen Haare und die rehbraunen Augen. Dazu ist er auch noch mega muskulös und gebräunt und Jacobs schwarze Haare toppen alles, was Haare herzugeben haben. Ganz ehrlich: Du brauchst einen von denen.", stellt Eugene fest und ich lache nur sarkastisch auf.
„Nein, brauche ich nicht."
„Wir werden ja sehen."

„Unser Bus kommt.", sage ich.
Das ziemlich alte, klapprige Modell kommt angefahren und öffnet langsam die Türen.
Ich betrete den Bus, dicht gefolgt von Eugene und ein paar anderen Schülern von der Westmount und kann noch kurz sehen, wie Samuel und Jacob mir grinsend zuwinken.

-

„Du hast Samuel deine Nummer gegeben?", fragt Eugene und reicht mir seine Tüte Chips.
Wir sitzen bei ihm auf der Terrasse und sehen und über einen Beamer einen Film an.
Um genauer zu sein gucken wir Star wars Episode 6, obwohl er gar nicht so auf dieses Filmgenre steht.
Ich nehme mir eine Handvoll Chips und nicke.
„Es geht ums Geschäft. Er informiert mich über seine Nachforschungen." Der braunhaarige Junge lacht leise und stopft sich Chips in den Mund.

„Sicherlich. Bestimmt haken die dein Handy um unsere WhatsApps in der Idioten- Gruppe zu lesen, in der die anderen auch dein sind und wir diese Brief- Sache besprechen.", faselt er vor sich hin und klimpert mit seinen blauen Augen.

Ich ziehe nur meine linke Augenbraue hoch und nehme mir noch mehr Chips.
„Ganz bestimmt. Wenn es so wäre, dann ständest du auf Mädchen und ich wäre die Kaiserin von China."
„Vee. Ich steh' auf Jungs, ist doch offensichtlich.", lacht er und stopft sich wieder Chips in den Mund.

-

Zuhause schmeiße ich mich auf mein Bett und mache meine Hausaufgaben.
Warum wollte Samuel wirklich meine Nummer haben?
Um sie an denjenigen weiterzugeben, der den Brief geschrieben hat, weil er es insgeheim weiß, und dann kann derjenige mit mir schreiben, oder wieso?

Ich klappe genervt mein Chemiebuch zu und wende mich Mathe zu.
Warum bin ich so schlecht darin?
Binomische Formeln brauche ich später eh nicht mehr, und laut einer Studie generell 50% von dem, was ich in der Schule lerne.

Ich starre aus meinen Panoramafenster in die Sterne und denke über ein neues Schulsystem nach, als mein Handy anfängt zu vibrieren und dann klingelt.
Auf dem Display steht eine unbekannte Nummer und ich nehme den Anruf zögerlich an.

„Hi, hier ist Vee?"
„Ballkönigin!", ruft Samuel vom anderen Ende der Leitung in den Hörer.
„Ich wollte nur kurz checken ob das die richtige Nummer ist.", sagt er und räuspert sich.
„Du hattest also nicht vor mich zu verarschen. Warum zur Hölle hast du mir deine richtige Nummer gegeben?", fragt er neugierig und ich lache.
„Ich denke einfach nur so. Wir suchen beide nach der selben Person. Außerdem wolltest du mich auf dem Laufenden halten, bezüglich deiner Nachforschungen, schon vergessen?"

Samuel lacht und sagt: „japp. Du hast recht, Ballkönigin."
Auf einmal überkommt mich eine Welle von Scham, weil die Sache irgendwie ein wenig albern ist.
„Warum nennst du mich eigentlich so?", frage ich und mustere die Konstellation der Sterne.
„Weil du Ballkönigin wirst. Ist doch klar. Die Leute werden zur Vernunft kommen und dich statt Alyiah wählen. Sie hat einfach keinen Stil, ich verstehe selbst nicht, warum sie alle mögen."

Ich merke, wie mir die Röte in die Wangen steigt, ohne einen wirklich triftigen Grund dafür zu haben.
Wahrscheinlich sitzt Samuel grade neben Ramsey, Emilio und Jacob, die gekonnt ihr Lachen zurückhalten.

„Sind deine Freunde bei dir oder bist du alleine?", platzt es aus mir heraus.
Es ist ganz kurz still und dann höre ich Samuels leises, raues Lachen.
„Willst du mich verarschen? Natürlich nicht. Ich bin alleine.", lacht er, dann wird er wieder ernst und fragt: „Sind deine Freunde bei dir?" „Nein.", antworte ich grinsend.

Dass Samuel am anderen Ende der Leitung auch grinst, höre ich an der Art wie er: „sorry dass ich dich so spät in der Nacht gestört habe, Ballkönigin. Wir sehen uns in der Schule, oder?", sagt. Mit einem fröhlichen Lächeln darüber, dass er anscheinend gar nicht mal so arrogant oder Schulschwarm- haft ist, wie alle- mir eingeschlossen- denken, antworte ich: „Ja."

-1032 Wörter

AN
Irgendwie ist dieses Kapitel cringy haha.
Sagt mir bitte mal eure ehrliche Meinung über das Buch bis jetzt, ich muss wissen, was ich verbessern und so lassen kann <3

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