29|| cake & breakups

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Am Sonntag Morgen wache ich vom vibrieren meines Handys auf dem Nachttisch auf.
Mein Kleid liegt vor meinem Bett auf dem Boden und ich traue mich kaum den Rest meines Zimmers zu betrachten.
Das letzte Mal dass ich aufgeräumt habe ist bestimmt schon einen Monat her.

Ich nehme mein Handy und setze mich im Bett auf.
Mir über die Augen wischend öffne ich die Nachricht, die Phoebe mir geschickt hat.
Hast du Lust mit Samuel rüber zu kommen- wir haben noch Reste vom Essen Gestern! Ich atme tief ein und dann wieder aus.
Gestern ist so viel auf einmal passiert, dass ich das erstmal verarbeiten muss.
Ich frag ihn gleich, aber mich kannst du schonmal einplanen.

Schnell lege ich mein Handy zurück auf den Tisch und stehe taumelnd aus meinem Bett auf und gehe zum Fenster.
Bei Lewis ist nicht viel los. Die Gardinen innen vor seinem Fenster sind geschlossen.
Die Blätter der Birke im Garten der Khans sind gelb und orange angelaufen und als ich das Fenster öffne zieht ein kalter Windzug in mein Zimmer und streicht über die nackte Haut an meinen Armen.

Blinzelnd schließe ich das Fenster wieder und gehe unter die Dusche.

-

Eine Stunde später stehe ich schweigend neben Samuel vor Phoebes Tür, die Lory aufreißt.
„Wir konnten Gestern gar nicht mehr reden. Ich war schon weg als du gekrönt worden bist. Tut mir leid!", ruft sie während sie mir um den Hals fällt.

„Alles gut. Wo warst du denn?", frage ich und sie antwortet knapp: „Bei Phoebe."
„Hi.", begrüßt Samuel sie und ich mustere ihn, während er sich zu ihr herunter beugt um sie zu umarmen. Seine welligen Haare fallen ihm in die Stirn und seine braunen Augen glänzen matt.

Ich betrete Phoebes Haus.
Das letzte Mal, das ich hier war, war in der sechsten Klasse zu einem Französisch- Projekt.
Ein kleiner Flur führt direkt ins offene Wohnzimmer, in den Phoebe steht. Das Handy zwischen den Ohr und der Schulter eingeklemmt, vor einem riesigen Esstisch der mit Resten von allen möglichen Arten von Kuchen beladen ist.

Auf dem Sofa etwas weiter hinten im Raum sitzen Lewis, Giulia und Emilio.
Emilio wirft mir, zu meiner Überraschung ein mattes Grinsen zu, als ich den Raum betrete.
Phoebe verabschiedet sich von der Person am Handy und umarmt mich zur Begrüßung.

„Hi. Na, Ballkönigin? Alles gut?", fragt sie und lächelt. „Ja. Alles normal.", antworte ich knapp und hebe die Hand in Richtung der anderen.
Samuel und Lory kommen angelaufen und wir setzen uns alle an den vollgeladenen Tisch.

Nachdem sich alle bedient haben und noch ein paar andere aus dem Planungs- Komitee, Jacob und Eugene ohne Isaac eingetroffen sind kommt Lory auf die Idee einen Film anzuschauen und Eugene, Phoebe und ich decken den Tisch ab.

„Was ist passiert, Gestern?", fragt Eugene mich plötzlich, als wir nebeneinander stehen und versuchen die Kuchenreste in Dosen in den Kühlschrank zu stopfen.
„Samuel hat mich geküsst und ich hab ihn zurückgeküsst."
Eugene fällt die Dose mit der Käse- Sahnetorte aus der Hand und er bückt sich schnell um sie aufzuheben.
„Aber ihr seid doch nicht... aha. Ich wusste es.", er setzt einen anerkennenden ich- wusste- es- von- Anfang- an- Blick auf und ich rolle die Augen.

„Und selbst wenn. Er soll mit Madison zusammen sein. Nicht mit mir, hallo?!", ich wedele mit der Hand vor Eugenes Gesicht herum, der in die Leere starrt.
„Um Gottes Willen. Nein. Ich will kleine Vamuel- Babies, okay?!"
Angewidert sehe ich ihn an und muss fast wieder lachen.
„Das wird nie so kommen."

Plötzlich kommt Phoebe hinter uns in die Küche und fragt: „Was wird nie so kommen?"
„Dass es kleine Vamuel- Babies geben wird.", antwortet Eugene und ich hätte am liebsten meinen Kopf gegen die Kühlschranktür gehauen.
Phoebe runzelt die Stirn.
„Schade. Ich will später Kinder haben. Ob leibliche, wenn ich einen Mann heirate, oder Adoptierte, wenn ich eine Frau heirate."

Wir sehen sie beide perplex an.
„Eine Frau?", fragt Eugene und Phoebe zuckt die Schultern. „Ich dachte alle wüssten, dass ich eine größere Auswahl habe."
Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
„Nein. Aber ist ja auch egal."
Beide nicken und dann ist das Thema abgeschlossen. „Ob Phoebe auf Mädchen, Jungs, oder beides steht ist egal. Sie ist und bleibt Phoebe und sie ist eine wunderbare Freundin.", sage ich zu Eugene, als wäre Phoebe nicht da, um sie zu ärgern.
„Aww.", Phoebe umarmt mich kurz und verlässt dann die Küche.

-

„Braucht ihr noch Hilfe?", Samuel lehnt am Türrahmen und mustert mich und Eugene.
Ich sitze auf der Arbeitsplatte und packe noch Kuchen ein.
Eugene nestelt noch immer am Kühlschrank herum.

„Japp. Du kannst meinen Part übernehmen und ich gehe aufs Klo.", antwortet Eugene und läuft an ihm vorbei in den Flur.

Samuel stößt sich vom Türrahmen ab und kommt langsam auf mich zu.
Er trägt ein weißes T-shirt, was seine durchtrainierten Arme zur Geltung bringt und eine helle Jeans zu Vans.

Er legt seine Hände auf meine Knie und stellt sich zwischen meine Beine, die von der Arbeitsplatte herunterbaumeln.
Seine braunen Augen blitzen auf und ich ziehe die Augenbrauen hoch. Auch wenn meine Knie, auf denen seine Hände verweilen kribbeln, lasse ich es mir nicht anmerken.

„Ja?", ich verschränke meine Arme vor der Brust und Samuel verdreht die Augen.
„Wann machen wir Schluss?", fragt er, als sei er das ganze hier leid.
„Heute Abend.", antworte ich gelangweilt und ein Grinsen breitet sich auf seinem hübschen Gesicht aus.
„Okay. Soll ich dich nach Hause fahren, später?", fragt er und auf einmal ist es wieder, als wäre das mit dem Kuss nicht passiert und ich wäre nicht eifersüchtig auf Madison, nur aufgeregt auf das, was als nächstes passieren würde.
„Das wäre nett, Roberts.", antworte ich und Samuel hebt mich von der Arbeitsplatte.

„Ist alles okay zwischen uns?", frage ich ihn und er blickt mich ein klein wenig verächtlich an.
„Wir wissen beide, dass es eine Lüge wäre wenn ich ja sagen würde."

-

Samuels Auto stoppt vor meinem Haus. Er seufzt und dreht das Radio leiser.
„Das war es dann."
Ich nicke.
„Ich mache Schluss."
Samuel reißt gespielt entsetzt die Augen auf.
Ich wollte Schluss machen."
Wir müssen gleichzeitig lachen.

„Tja, wurdest wohl noch nie abserviert, huh?"
Er zuckt grinsend die Schultern und ich lehne mich zu ihm auf die Fahrerseite um ihn zu umarmen.
Wir umarmen uns länger als sonst, weil es sich anfühlt, wie als würde unsere Beziehung wirklich enden- als wären wir Morgen keine Freunde mehr, sondern nur das, was wir vor der ganzen Brief- Sache auch waren...

„Samuel. Hast du den Brief geschrieben?", frage ich nach einer kurzen, stillen Pause, die wir immer noch nebeneinandersitzend im Auto verbrachten. Er dreht seinen Kopf zu mir und seine braunen Augen funkeln feixend.
„Nein. Ich schwöre es dir bei meinem Leben."

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