Nach der Schule treffe ich Jacob an der Bushaltestelle.
Er sieht ziemlich fertig aus, aber als er mich sieht, setzt er ein zufriedenes Lächeln auf.„Gabriella!", er umarmt mich.
„Alles gut, Troy? Du siehst voll fertig aus..."
Jacob runzelt die Stirn und seufzt kurz darauf leise. „Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen." „Warum?"Ein Bus kommt angefahren und Jacob setzt sich in Bewegung. „Ich erzähl' es dir irgendwann mal.", murmelt er, aber ich lasse nicht locker und steige in seinen Bus.
„Vee, ehrlich. Mir geht es gut."Ich setze mich neben ihn und er verdreht die Augen. „Du nervst wirklich manchmal, aber gut.", er lächelt und fängt an zu erzählen: „Also ich glaube ja an verschiedene Dinge. Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube an Astronomie und das Böse und das Gute. Meine ganze Familie glaubt daran. Es ist schwer zu erklären. Jedenfalls habe ich gestern Nacht darüber nachgedacht weshalb ich daran glaube und wieso ich eigentlich hier bin. Ob ich eine Bestimmung habe."
Jacob lehnt sich an seine Rückenlehne und ich nicke langsam.
„Und du bist nicht beim Nachdenken eingeschlafen?" „Nein."
„Dann musst du ja wirklich sehr intensiv nachgedacht haben. Zu welchem Schluss bist du gekommen?"Der dunkelhaarige Junge seufzt und erklärt: „Zu keinem. Ich hab mich selbst noch nicht gefunden. Ganz ehrlich... warum erzähle ich dir das eigentlich? Es geht dich doch gar nichts an..."
„Jacob. Du erzählst es mir, weil du mir vertraust. Das ist wichtig unter Freunden, aber trotzdem glaube ich dir nicht, dass du die ganze Nacht deswegen wach warst."„War ich auch nicht.", Jacob lächelt matt und ich lege ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich muss hier aussteigen um umsteigen zu können."
Er nickt und plötzlich verwandelt sich sein mattes Lächeln in ein aufrichtiges.
„Danke, dass du zugehört hast, auch wenn ich dir nicht alles erzählt hab."Ich runzle die Stirn und grinse. „Okay... Gern."
-
Am Nachmittag liege ich auf meinem Bett und denke nach.
Habe ich eine Bestimmung?
Für mich hört sich das, an was Jacob glaubt merkwürdig an, aber viele Leute glauben an das Schicksal, das vorbestimmt ist.Bin ich also dafür bestimmt Samuel bei seinen Madison- Problemen zu helfen und er mir bei meinen Brief- Problemen?
Bin ich dafür bestimmt Jacob zuzuhören?Stirnrunzelnd setze ich mich auf und sehe aus meinem Panorama- Fenster zu Lewis' Haus hinüber. Im selben Moment taucht im Fenster gegenüber mein Nachbar auf, der erst überrascht das Gesicht verzieht, dann aber grinst und sein Fenster öffnet. Ich mache es ihm nach und bemerke wie schön es draußen grade ist.
Es dämmert schon und die Luft riecht gut nach Herbst. Obwohl es schon Ende September ist, ist es noch angenehm warm draußen und der Wind streicht leicht über mein Gesicht, welches ich aus dem Fenster strecke.
Die Blätter der Birke der Kahns sind schon leicht braun angelaufen und immer mal wieder reißt eins ab und flattert in schlangenbewegungen auf die Wiese.„Hey, Nachbarin.", ruft Lewis aus den fünf Metern Entfernung die uns trennen.
„Hey. Wie geht's?"
„Gut und dir?"
Seine Augen glänzen leicht im Licht der untergehenden Sonne, soweit ich es erkennen kann.
„Mir geht's auch gut.", antworte ich lächelnd und mein Freund lächelt aufrichtig zurück.„Fährst du Morgen wieder mit McKayla und mir mit?"
„Ja."
Lewis fährt sich durch die blonden Haare und mustert die Birke.
„Fühlt sich gar nicht so an, als wäre Heute Dienstag und am Samstag ist schon der Ball."
Ich nicke langsam.„Mit wem gehst du hin?", frage ich ihn und seine Mundwinkel zucken zu einem kleinen, verschwörerischen Lächeln nach oben.
„Lass dich überraschen."
„Du bist so blöd.", rufe ich zu ihm herüber. Normalerweise hätte ich ihn jetzt geschubst, aber bei fünf Metern Entfernung ist das ziemlich umständlich.
„Sag doch einfach."
„Nein.", sagt er breit grinsend und macht Anstalten das Fenster zu schließen.
„Ich werde es noch vor dem Ball herausfinden!", rufe ich, kurz bevor sein Fenster ins Schloss fällt.Ich kann sehen wie Lewis mir die Zunge herausstreckt und dann vom Fenster zurücktritt, so dass ich ihn nicht mehr erkennen kann.
-
„Wir haben Heute Abend Gäste, Vee.", erklärt meine Mom, als wir uns kurz nach Lewis' und meinem Fenstergespräch zusammen eine Dokumentation ansehen.
„Wen?" „Lass dich überraschen und mach dich fertig. Dein Dad kocht ungarische Hühnchen mit Bratkartoffeln, also pass auf dass du nicht etwas anziehst wo die Fettflecken nicht wieder rausgehen."Ich verdrehe die Augen und gehe hoch in mein Zimmer um mir ein schwarzes Top und eine Mom Jeans anzuziehen und mir eine Kette umzulegen.
Meine Haare lasse ich wie sie sind. So wichtig kann der Besuch schon nicht sein.Kurz nachdem ich fertig bin klingelt es an der Haustür und als ich die Treppe herunterlaufe, kann ich erkennen dass es nicht irgendein Besuch ist, sondern unsere Nachbarn.
Familie Khan schiebt sich langsam durch den Flur und folgt meiner Mom.Ich bleibe unentdeckt, bis Lewis sich noch einmal umdreht.
„Oh, hey.", er sieht zu mir hoch und ich steige die letzten Stufen herunter.
„Hi.", begrüße ich ihn und umarme ihn kurz.Es ist komisch Lewis durch den Flur ins Esszimmer zu seiner Familie zu führen und kein Gesprächsthema parat zu haben.
Als wir gemeinsam den Raum betreten zieht mein Dad überrascht die Augenbrauen hoch, als wolle er etwas sagen, doch McKayla kommt ihm zuvor.
„Vee!", schnell kommt sie auf mich zu und umarmt mich kurz.Sobald wir alle am Tisch sitzen und leise Musik durch Dads Bluetooth- Lautsprecher spielt stochere ich in meinem Essen herum.
Greg scheint es sehr gut zu schmecken, jedenfalls bemerkt er Dads böse Blicke nicht, sobald er anfängt mit Mom zu reden.
Dad und Greg sind mit Mom zur Schule gegangen und haben ein wenig um sie gewetteifert.Ich bin mir ziemlich sicher, dass Greg nichts von Mom will und nur Augen für seine Frau hat, aber Dads Misstrauen ist nicht zu übersehen.
„Und ihr geht zusammen in die Schule?", fragt Mom, auf Lewis und mich deutend, als wisse sie es nicht oder wäre sich nicht sicher.
„Ja.", sage ich abwesend und starre auf die Weingläser vor den Tellern der Erwachsenen, die vom Licht der Lampe über dem Tisch warm beleuchtet werden.
„Vee war bei dem Hamptons- Ausflug dabei.", erklärt Lewis an seine Eltern gewandt, die nur nicken.„Also bist du das Mädchen, das mit Samuel zusammen ist?!", fragt Lewis' Mutter und sieht mich an, als wäre das die Größte Überraschung seit Troja.
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love letters
ChickLit!Ich hab diese Story mit 14 geschrieben- Neufassung auf meinem Profil! Eine Party, 13 Leute und ein Spiel, das darin besteht sich gegenseitig einen Brief zu schreiben. Als Vee einen an sie adressierten Brief am Tag nach der Party in ihrer Tasche fi...