love letters

27|| a mistake

Phoebe und Lory unterhalten sich angeregt, Lewis und Noah lehnen an einer Säule und feixen über den Tanzstil einiger ihrer Mitschüler und Jacob lächelt mir entgegen, als ich in seine Richtung blicke.
„Na, für wen hast du gestimmt?", fragt er neugierig und plötzlich habe ich ein schlechtes Gewissen. Mir kommt wieder der Tag in den Sinn, an dem er mich gefragt hat, ob wir uns nicht gegenseitig wählen wollen.

Hätte ich ihn gewählt, hätte ich jetzt nicht dieses merkwürdige Gefühl Samuel vielleicht doch näher zu stehen als ich sollte und Jacob zu vernachlässigen.

„Das ist ein gut gehütetes Geheimnis.", sage ich und lächele ihn breit an.
Er nickt und fragt: „möchtest du irgendwas essen oder trinken?"
„Nein, danke.", sage ich mit einem Blick auf die Tanzfläche, auf der Giulia grade mit einem Jungen tanzt, den ich nicht kenne.
Sie trägt ein schwarzes, langes Kleid mit glitzernden Ornamenten und ich ziehe die Augenbrauen hoch.

Giulia ist die Art Person, die Netzstrumpfhosen unter zerrissenen Jeans und alte Band T-shirts zu Vans trägt- keine Prinzessin. Aber das Kleid passt zu ihr. Denn in Wirklichkeit ist sie ein Mensch, der als Freund sehr wertvoll ist.
Sie hat mir gefehlt und das fällt mir erst jetzt auf.
Auf eine gewisse Weise tut mir dieser ganze Streit vor einer Woche leid und ich will diese Fehde zwischen uns endlich beenden.

Schnell werfe ich Jacob einen warte kurz- Blick zu und renne zur Tanzfläche.
Ich bleibe vor ihr und ihrem Tanzpartner stehen, die überrascht einen Schritt zurück treten und einander loslassen.
„Giulia, es tut mir leid, dass ich dich als Freundin vernachlässigt habe."
Giulia zieht überrascht die linke Augenbraue hoch und nickt langsam, als würde ihr Kopf die Informationen in halber Schnelligkeit verarbeiten als sonst.
„Es tut mir leid, dass ich so empfindlich war.", stellt sie fest und diesmal bin ich die, die die Augenbrauen hochzieht.

Seit wann entschuldigt sie sich für so etwas?
„Vee. Wir... das war ein dummer Streit und ich dachte wir könnten ihn einfach vergessen, okay? Das war das allerletzte und ich möchte dass du weißt, dass der Fehler bei mir lag und nicht bei dir."

Ich nicke und nehme sie in den Arm.
„Haben wir uns jemals so schnell versöhnt?", fragt Giulia in unsere Umarmung hinein und ich schüttele lachend den Kopf.

„Ich will dich nicht weiter stören. Also viel Spaß beim weitertanzen. Und tritt deinem sexy Partner nicht auf die Füße.", flüstere ich ihr zu und sie kichert. „Werd' ich schon nicht."
Und wieder spüre ich unsere Verbindung, die früher immer bestand.

Lächelnd laufe ich zurück zu Jacob. Auf dem Weg spüre ich einen Blick in meinem Rücken. Ich drehe mich um und Emilio Montrose, Giulias Bruder, der Gummibärchen- Junge sieht mich mit einem seiner undefinierbaren Blicke an.
Ich runzle die Stirn in seine Richtung und plötzlich zucken seine Mundwinkel spöttisch in die Höhe.

Schnell wende ich meinen Blick ab und stelle mich zurück zu Jacob, der gar nicht erst nachfragt, was das da grade war.
„es ist 23:47 Uhr. Musst du noch irgendetwas tun, bevor du zur Ballkönigin gekrönt wirst?", fragt er und ich schüttele den Kopf.
„So ist es gut."

Plötzlich kommt Samuel auf uns zugelaufen.
„Wo ist Madison?", frage ich ihn skeptisch und er grinst belustigt.
„Madison?", fragt er, als sei das eine Pflanzenart, von der er nie gehört hätte.
„Ja. Das Mädchen, mit dem du getanzt hast?!"
Ich höre wie Jacob neben uns leise seufzt und sich dann auf den Weg zu Ramsey macht, der ihm von der Bühne aus zuwinkt.

„Sei doch nicht so beleidigt, Ballkönigin."
„Der alte Spitzname.", merke ich an und Samuel zuckt mit den Schultern.
„Vee. Was ist los?", er nimmt meinen Arm und zieht mich hinter sich her, raus aus dem Saal. Raus aus dem Gebäude, an die frische Herbstluft.

„Nichts.", stelle ich fest und er lacht.
„Sicher. Deswegen verschränkst du auch die Arme."
Stirnrunzelnd lasse ich meine Arme wieder an meine Seiten fallen.
„Es war von Anfang an geplant, also ist es okay. Warum stellst du mich jetzt zur Rede?", frage ich aufgebracht und Samuel verdreht die Augen.
Er stellt mich zur Rede, weil er merkt, dass ich meine Eifersucht gegenüber Madison versuche zu überspielen. Das ist mir klar.

Die orangenen Blätter der Bäume, die den Innenhof der Tanzschule zieren, rascheln und eine kalte Brise ummantelt meine nackten Arme.
Ich sehe immer noch stur in Samuels braune Augen, die nur feixend zurück starren.
„Mir ist kalt, lass uns reingehen."

Ich drehe mich weg und werde am Handgelenk festgehalten.
Samuel wirbelt mich zu sich herum und legt seinen Arm um meine Taille.
Wir standen uns nur ein einziges Mal so nah, wie jetzt.

Plötzlich legt er seine andere Hand in meinen Nacken und zieht meinen Kopf an sich heran, bis sich unsere Lippen treffen. Samuel Roberts küsst mich.
Seine Lippen sind weich und warm und vor Überraschung halte ich den Atem an, bis ich, zu meiner eigenen, viel größeren Überraschung die Augen schließe, zurück küsse und unsere Kiefer sich im Einklang bewegen.
Ich lege meine Hände in seinen Nacken und er zieht mich näher zu sich heran. Alles was ich fühle ist das wohlige Kribbeln auf meinen Lippen und die gleichzeitig aufsteigende Wärme und Kälte in meinen ganzen Körper.
Und dann realisiere ich, dass das hier nie Wirklichkeit sein wird.

Samuel Roberts ist nicht der Junge, der dafür bestimmt ist mit mir ins Autokino zu fahren, gemeinsam mit mir Witze zu machen, mir alles über seine Sorgen anzuvertrauen, mit mir in den Hamptons in einem Bett zu schlafen oder mich hier in einem Innenhof einer Tanzschule, bei einer kalten Brise, während eines Schulballs in einem Smoking, mitten im Herbst zu küssen.
Er ist der Junge, der Madison ins Autokino fahren, oder sie küssen sollte.
Nicht mich.

Ich löse mich von ihm und meine grauen Augen driften von seinen Braunen ab in Richtung Boden.
Samuel sagt nichts, sondern atmet nur schwer, vermutlich genauso verwirrt von sich, wie ich von mir.

„Es tut mir leid.", sagt er plötzlich und ich atme tief ein und wieder aus.
„Das war ein Fehler.", dann drehe ich mich um und stürme ich Richtung Tür, in Richtung Comfortzone, dahin, wo ich mich so etwas nicht trauen würde.

authors note
leute. ich hab diesen cringe hier vorgeschrieben... die ganze geschichte ist mehr oder weniger cringe, aber weil es so gut läuft werd' ich sie weiter mit den vorgeschriebenen kapiteln updaten weil oha 25k?! r u kidding!?