09|| the accident

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Nach unserem Besuch in der Karaoke Bar bin ich komplett fertig.
„Vee, ich fahr' dich nach Hause, okay?", Lory lächelt mich an und zieht ihre Jacke enger um sich.

Wir stehen alle zusammen auf dem Parkplatz vor dem Lokal und besprechen unsere Fahrpläne.
„Aber du wohnst in der anderen Richtung, Lore. Ich glaube ich fahre mit dem Bus oder rufe meine Mom an."

„Venus, wohnst du nicht in der Lincinson- Street?", fragt Lewis plötzlich. „Ja, warum?" „Ich wohne zwei Blocks weiter, dann musst du nicht Bus fahren.", sagt er, mit einem angewiderten Blick auf eines der klapprigen Exemplare, welches grade auf der Straße an uns vorbeifährt.

„Das wäre total lieb, danke.", bedanke ich mich und stelle mich neben ihn.
„Kannst du mich auch mitnehmen?", fragt Samuel seinen Freund kleinlaut.
„Ich müsste sonst auch Bus fahren.", nuschelt er gespielt traurig und wir lachen.
„Natürlich, Sam, kein Problem.", sagt Lewis und wir laufen zu seinem Auto.

-

Ich sehe aus dem Fenster der Beifahrerseite. Häuser fliegen an uns vorbei und die Lichter der Straßenlaternen in der Dunkelheit flackern leicht.
„Diese Stadt ist alles, nur eins nicht. Neu.", meint Samuel, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Er sitzt hinter mir auf der Rückband an seinem Handy.

„Da hast du recht. Aber manche Häuser gibt es hier schon seid 1700 irgendwas und dafür sind sie unglaublich gut erhalten. Deswegen ist unsere Stadt ja auch ein beliebtes Ziel für Touristen.", meint Lewis und bleibt an einer roten Ampel stehen.

Ein Pärchen in unserem Alter geht über die Straße.
Das Mädchen hat die Jacke des Jungen um die Schultern gezogen und sie lächelt so verliebt zu ihm hoch, dass ich angesichts meines Statuses hätte kotzen können.

Lewis drückt wieder aufs Gas als mein Handy klingelt.
Es ist eine unbekannte Nummer und ich gehe ran.
„Venus Dunn?"
„Guten Abend, Miss Dunn. Ich bedaure ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Eltern grade ins Krankenhaus eingeliefert wurden."

Alles um mich herum ist so still, dass es sich anfühlt, als wäre ich in einer Glaskapsel eingeschlossen.
Ich starre auf den Standstreifen, der neben mit verläuft.
„Was ist passiert.", presse ich hervor und reiße meine Augen auf, um meine Tränen zurückzuhalten.

„Es war ein Autounfall. Ihr Vater wird jetzt notfall- operiert aber ihrer Mutter geht es besser, es ist wohl nichts schwerwiegendes."
„Ich muss sofort- ich muss sofort zu ihnen.", sage ich und bekomme einen kritischen Seitenblick von Lewis zugeworfen, der sich vermutlich fragt, was passiert ist.

„Es wird wohl dauern, bis sie wieder mit ihrem Vater reden können, aber sie können hier warten."
„Woher haben sie meine Nummer?", frage ich plötzlich kritisch und die Dame am anderen Ende seufzt. „Wie gesagt, ihrer Mutter ist nichts schwerwiegendes passiert, sie kann zwar reden, aber muss trotzdem behandelt werden."
„Ich komme."

Das ist jetzt der Moment in dem ich in Tränen ausbreche und hervorpresse: „Meine Eltern sind im Krankenhaus."
„Was?!", Lewis drückt kräftig auf die Bremse. Ein Auto hinter uns hupt, aber er bleibt ganz ruhig.
„Wir fahren zum Krankenhaus.", ist das einzige, was Samuel von der Rückbank hervorbringt.
„Danke.", schluchze ich, Lewis reicht mir ein Taschentuch und dreht mitten auf der Straße um auf die andere Fahrbahn zu kommen.

-

„Mom!", rufe ich und stürme in das Zimmer, in dem meine Mutter liegt.
Lewis und Samuel bleiben vor der Tür stehen.
„Oh mein Gott, Mom, was ist passiert?", schluchze ich.
Ich setze mich an ihr Bett und nehme ihre Hand.

„Ich denke das Auto auf der Bahn parallel zu uns hatte irgendwie einen Aussetzer und hat versagt. Der Mann wollte nur ein wenig nach links ausweichen und dann hat nichts mehr funktioniert.", erklärt sie, „Das hat er jedenfalls gesagt. Die Polizei untersucht das noch. Schatz, ich möchte dass du einfach weitermachst, okay. Es wird alles gut."

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