21|| keeping up with vee

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Samuels Hand verweilt auf meinem Rücken als wir zurück ins Wohnzimmer gehen.
Meine Großtante wirft mir einen verachtenden Blick zu.
Sie hat wohl nie einen gut aussehenden Freund gehabt und schon gar nicht Ehemann.

Ich glaube als Onkel Charlie gestorben ist war sie ziemlich glücklich das Grundstück und das Geld zu übernehmen.
Meine Raucher- Tante ist einfach ein Gold- Digger.

Wir setzen uns neben meinen kleinen Cousin Leo aufs Sofa und Leo blickt fasziniert zu Samuel hoch.
„Wie heißt du?" „Samuel." „Wollen wir zusammen was spielen?", lispelt Leo und Samuel nickt lächelnd.
Überrascht darüber, wie motiviert er ist, mit meinem Cousin Autos zu spielen lehne ich mich zurück.

„Und das ist dein Freund?", mein Onkel grinst mich an und schiebt sich eine Praline in den Mund.
Er überschlägt die Beine.

„Ja.", antworte ich knapp und meine Mom legt einen Arm um mich.
„Du hast gar nicht gesagt, dass er gut aussieht und sich mit Kindern versteht...", sie macht eine Pause und sagt dann mit sarkastischem Unterton: „Ach ja, du hast mir ja gar nichts über ihn erzählt."
„Sorry, Mom."

Ich sehe zu Samuel herüber, der mit Leo ein Autorennen veranstaltet.
Meine Großtante Roza setzt sich neben die beiden und mustert Samuel kritisch.
Entsetzt sehe ich zu, wie die beiden kurz ein paar Worte wechseln.

Schnell stehe ich auf und gehe ganz langsam an ihnen vorbei.
Sie bemerken mich kaum, da gleichzeitig auch Miguel neben mit her geht.
„Und du findest Venus gut?"
Ich verdrehe genervt die Augen und lausche dann Samuels Worten.

„Ja. Ich finde sie nicht gut ich... ich finde sie perfekt. Also niemand ist perfekt, aber sie ist perfekt für mich. Witzig und schlau und sehr hübsch."
Ich ziehe scharf die Luft ein und gehe schnell weiter.
Miguel neben mit grinst mich an und flüstert leise: „Wie Barbie und Ken."

Ich gebe ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Oberarm und er grinst nur noch breiter.

-

„Schatz, wie läuft es in der Schule?", Granny legt ihre Schürze ab und blickt mich abwartend an.
„Ganz gut. Also eigentlich läuft alles sehr gut in letzter Zeit." bis darauf, dass Samuel und ich nicht in einer echten Beziehung sind und ich immer noch nicht weiß wer den Brief geschrieben hat- ach ja, ich hab auch den Kontakt zu Noah halb abgebrochen, füge ich in Gedanke hinzu.

„Das ist ja schön.", merkt Grandma an und wendet sich dann dem Umfüllen von dem Essen aus dem Topf in eine Schale zu.

Auf einmal höre ich jemanden hinter mir mit hoher Stimme: „Vee! Guck mal!", rufen.
Leo geht an Samuels Hand. Er hält sich an seinem Zeigefinger fest und trägt eine blaugetönte Gangster- Sonnenbrille.

Ich reiße meine Augen auf.
„Komisch oder? Sieht aus wie auf deinem Kunstbild, Dunn.", Samuel grinst verschmitzt und ich merke wie meine Mundwinkel nach oben zucken.
Wie sie dort vor mir stehen- Leo mit einem stolzen Grinsen und Samuel mit den verstrubbelten Haaren und seinem typischen Samuel- Grinsen.

Ich kann nichts mehr sagen, weil es mir wortwörtlich die Sprache verschlagen hat und ich sehe zu, wie Samuel auf mich zugeht und mir den Arm um die Hüfte legt.
Mein Cousin legt seinen Kopf in den Nacken und hängt sich an mein Bein.
„Hast du einen Willst du mit mir gehen- Zettel geschrieben?", fragt er an Samuel gewandt.

„Einen willst du mit mir gehen- Zettel? Nein. Aber woher weißt du denn dass Jungs Mädchen solche Zettel schreiben?"
Mein Cousin verzieht das Gesicht zu einem fachmännischen Ausdruck.
„Das steht in dem Buch, das Carly und ich lesen."

-

„Vielleicht hätte ich dir so einen Zettel schreiben sollen.", sagt Samuel, als wir wieder in den Pick Up seines Dads einsteigen.
„Vielleicht."
Er lässt den Motor an und ich sehe wortlos aus dem Fenster.

Die Straßenlaternen und die dunklen Büsche fliegen an uns vorbei.
Da die Fenster leicht offen sind riecht man leicht den Geruch einer Nacht im frühen Herbst.
Aus den Boxen des Radio hört man leise die Töne von Ed Sheerans Stimme.

„Wir haben ganz vergessen zu reden.", stellt Samuel nach einiger Zeit fest.
„Ja. Sag du es zuerst.", fordere ich ihn auf, aber er schüttelt den Kopf und erwidert: „Sag du."
„Na gut. Also ich wollte fragen wie lang das hier noch gehen soll. Also wann hast du Madison rumgekriegt? Dass das mit dem Herausfinden, wer den Brief geschrieben hat nicht funktioniert wissen wir ja beide."

Samuel seufzt: „Ich hab es nich nicht so ganz hinbekommen ihr näher zu kommen, weißt du? Keine Ahnung... Wir müssen unbedingt zusammen zum Ball gehen und dann tanze ich mit Madison und dann wird sie schon bemerken wie toll ich bin."

Als Reaktion auf sein Selbstgefälliges Grinsen lache ich leise auf.
„Ja, genau. Was wolltest du sagen?"
Samuel verdreht die Augen.
„Ich wollte dich eigentlich mit Kniefall darum bitten mit mir auf den Ball zu gehen, aber das geht ja nicht."

Er deutet mit dem Kopf auf seine Beine.
In einer fahrenden Auto sollte man das mit dem Kniefall wirklich sein lassen.
„Also was sagst du?"
„Sicher gehen wir zusammen auf den Ball. Was wäre sonst mit unserem Image als Paar?"

Samuels Mundwinkel zuckt in die Höhe und er nickt.
„Das würde ja zerstört werden, würden wir nicht zusammen hingehen. Und das wollen wir ja nicht.", sagt er mit sarkastischem Unterton und ich muss lächeln.

Wir sind bei mir Zuhause angekommen.
Meine Eltern werden erst später kommen, weil sie noch länger bei Grandma bleiben.
„Willst du mit reinkommen?", frage ich ihn und er zuckt die Schultern.
„Ich denke ich muss nach Hause. Ich hab auch Eltern."

„Ach, wirklich? Unglaublich sowas. Ich dachte du wärst irgendein Cyborg oder sowas."
„Sehr witzig, Dunn. Ich bin nicht General Grievous."
„Wenn wir das nächste Mal ein Fake- Date haben gucken wir Star wars the clone wars."
Er lacht leise.

„Naja. Okay, bye.", ich lehne mich zu ihm und umarme ihn.
Ohne Publikum fühlt sich so eine Umarmung ganz anders an- natürlicher.
„Bye.", flüstert er in mein Ohr und ich kann die letzten Töne von Autumn Leaves von Ed Sheeran aus dem Radio verklingen hören.

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