7. ...ist des anderen Leid

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Der Oktober flog praktisch dahin. Die beiden Schulsprecher hatten alle Hände voll zu tun. Zum Unverständnis von Professor Snape - „Wozu sind sie dann Zauberer, wenn sie ihre Magie nicht anwenden können?" - bestand die Direktorin darauf, dass der Großteil der Deko per Handarbeit angefertigt wurde. Sie war der Meinung, dass man sich nicht nur auf die Kraft seines Zauberstabes verlassen durfte, sondern auch seine anderen Fähigkeiten fördern musste.

So mussten Draco und Hermine ihre Mitschüler mit Engelszungen bequatschen, eine Aufgabe zu übernehmen. Kürbisse mussten ausgehöhlt und geschnitzt werden, Gondeln - die allerdings herbeigezaubert - bemalt und Girlanden aufgehangen werden und noch tausend andere Sachen.

Für Hermine war das natürlich kein Problem, ihre Redekunst war schließlich legendär. Für Draco hingegen war das absolutes Neuland, er war gewohnt, anzuordnen. Nett bitten war bisher für ihn ein Fremdwort gewesen.
Trotz des Spaßes an den Vorbereitungen fiel es Hermine immer schwerer, sich auf das Fest zu freuen, je näher es rückte.

Die wenigen Gelegenheiten, die Ron sich mal ein Stündchen oder zwei für sie abzwackte, wurden dann auch noch von dessen absoluten Desinteresse an ihrer Tätigkeit geprägt. Und da Hermine sich immer noch nicht für dessen Hobby Quidditch begeistern konnte, verliefen diese Abende dementsprechend schweigsam. Nicht einmal auf ihre zärtlichen Annäherungen reagierte Ron so, wie sie es erwartet hätte.

Von feuriger Leidenschaft unter frisch Verliebten keine Spur; ihr kam es vor, als wäre es für ihn lediglich die Erfüllung einer lästigen Pflicht. Ganz zu Schweigen davon, dass er mal aufs Ganze gegangen wäre.

Dementsprechend stahl sich immer öfter ein deprimierter Ausdruck auf ihr Gesicht, war sie in ihren Räumen, war sie patzig, kurz angebunden oder stand kurz vor einer Heulattacke. Draco sah sich das Spielchen eine Weile an. Für ihn war es besonders unangenehm, wenn sie schlechte Laune hatte, schließlich konnte er schlecht woanders schlafen. Kurz erwog er, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen und ebenfalls pampig zu reagieren. Doch als er sie das nächste Mal so traurig in ihr Zimmer gehen sah, nahm er sich vor, es anders anzugehen.

Als Hermine eines Morgens aufstand und in ihren Gemeinschaftsraum ging, um den Tagespropheten bei einer Tasse Tee zu lesen, wie sie es sich angewöhnt hatte, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Auf der kleinen Küchenzeile stand der Wasserkessel und kochte leise vor sich hin. Daneben eine Tasse mit einem Beutel von ihrem Lieblingstee, auf dem Tisch der Prophet, den Draco ihr herein geholt haben musste.

Sooft sich die Gelegenheit ergab, überraschte Draco sie mit kleinen Nettigkeiten: verließen sie einen Raum, hielt er ihr die Tür auf, fiel ihr etwas runter, war er mit seinem ACCIO schneller und ließ den Gegenstand zu ihr schweben. Das war Balsam für ihre Seele und sie genoss es in vollen Zügen.

Eine Woche vor dem großen Fest ging Hermine mal wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und stöberte in der Bibliothek nach neuem Lesestoff. Als sie am Ende einer der Gänge stand, hörte sie auf der anderen Seite leises Getuschel. Sie wollte bereits hingehen und die Mädchen nett darauf aufmerksam machen, dass Madame Prince es nicht gern hatte, wenn man hier seine Schwätzchen abhielt, als sie plötzlich Ron's Namen hörte. Neugierig blieb sie, wo sie war und spitzte die Ohren.

„Und hast du gesehen, wie sie den Weasley anhimmelt? Boah, die scheint's schwer erwischt zu haben. Bin ja mal gespannt, ob sie sich traut ihn zu fragen, ob er mit ihr auf das Fest geht."
„Warum sollte Aurora es nicht tun?" fragte eine andere Stimme. Hermine blieb die Spucke weg und überlegte, ob sie hingehen sollte.
„Naja, er ist doch eigentlich mit der Granger zusammen." Antwortete das erste Mädchen. Die beiden schienen sich zu entfernen, doch Hermine glaubte zu hören, dass die zweite Stimme etwas erwiderte, was sich anhörte wie „Das ist zwar ein Grund, aber kein Hindernis!" Leises Gekicher war das letzte, was sie mitbekam.

 Love againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt