29. Denkst du an mich?

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Ablenkung! Alles, was sie jetzt brauchte, war Ablenkung!
Hermine war erst seit drei Tagen wieder Zuhause und schon kurz vorm verrückt werden. Ihre Gedanken kreisten nur um Draco, die beschissene Hochzeit und die Frage, ob das alles gewesen sei.
Ihre Eltern hatten für sie am Wochenende eine Party geschmissen; auf die unschuldige Frage, ob Draco denn auch käme, stürzte Hermine ins Bad und übergab sich, bis nichts mehr hoch kam. Danach wurde das Thema tunlichst vermieden, auch wenn ihre Eltern nur zu gerne gewusst hätten, was vorgefallen war.

Die Feier bekam das junge Mädchen mit Ach und Krach hinter sich; sie wollte ihre Eltern nicht kränken, die sich solche Mühe gemacht hatten, von ihren Verwandten und alten Freunden ganz abgesehen. Den Sonntag wollte sie gar nicht erst aufstehen, da aber ihre Großeltern sich angemeldet hatten, stand sie mittags ergeben auf, machte sich halbherzig fertig und ging hinunter. Mit strengem Blick musterte die Großmutter ihre Enkelin.

„Kind, kein Mann ist es wert, dass man sich wegen ihm so gehen lässt.“ Ehe Hermine antworten konnte, wandte sich die alte Dame an Mrs. Granger. „Liebes, ich hoffe, du hast etwas Ordentliches gekocht, ich habe Hunger für zwei.“ Hermine und ihre Mutter wechselten einen amüsiert-genervten Blick, ehe Granger Senior an ihrer Stelle antwortete. „Iris, hast du jemals erlebt, dass wir hier hungrig raus gegangen sind?“

Abgesehen von der messerscharfen Feststellung ihrer Grandma verlief der Tag in seinen gewohnten Bahnen. Das Mädchen wusste, von wem sie ihren Grips hatte, Iris hatte es ihr mal wieder eindrucksvoll demonstriert. Sie wäre eine gute Zauberin geworden, wenn sie die Begabung mitgebracht hätte., dachte sie wohl schon zum hundertsten Mal, seit sie von der magischen Welt erfahren hatte.

Mrs. Granger war auch die einzige, die deswegen nicht aus allen Wolken gefallen war, sondern nur nüchtern angemerkt hatte, dass es ja wohl auch langsam mal an der Zeit wäre, dass jemand Hermines Intelligenz erkannte. Diese hatte auch später nie klar gestellt, dass nicht der Grips die Vorraussetzung gewesen war, sondern die Magie, die man mitbrachte. Es war aber auch nicht nötig gewesen, ihre Großmutter erkannte dies mit der Zeit selber, ebenso, wie sie nun mit der schlafwandlerischen Sicherheit einer gestandenen Frau bemerkte, dass ihre Enkelin auf andere Gedanken gebracht werden musste. So wurde aus diesem Sonntag ein annehmbarer Tag für Hermine, ehe die Schwermut abends wieder wie eine Lawine über sie hereinbrach.

Endlich war Montag; ihre Eltern gingen wie gewohnt zur Arbeit und Hermine stürzte sich in die Bewerbungen für die Unis. Ihre Referenzen waren ausgezeichnet, und so konnte sie jede beliebige Universität anschreiben, die ihr zusagte. Bei ihrem Tempo war sie allerdings bereits nachmittags fertig damit, und so setzte sie sich missmutig auf die Veranda und versuchte, sich auf ein Buch zu konzentrieren.

Den Rest der Woche hielt sie sich mit Gartenarbeit auf Trab, malerte im Haus ein paar Sachen neu und tapezierte ihr Zimmer. Doch irgendetwas erinnerte sie immer an Draco, und sei es auch nur die Leiter, auf der sie stand, die ihr sein Gesicht beim anbringen der Halloween-Dekoration in Erinnerung rief. Frustriert ließ sie einen Schrei los, klatschte den Kleisterpinsel in den Eimer und gab der Leiter einen Tritt, dass sie scheppernd gegen die Möbel krachte.

Die Stimmung in den tiefsten Tiefen, stapfte Draco die herrschaftliche Treppe hinunter. Gerade hatte er mal wieder einen handfesten Streit mit seinem Vater gehabt, der zu allem Übel auch noch einen Ehevertrag unterjubeln wollte, in dem genauestens festgelegt war, bis wann die zwei Frischvermählten für Nachwuchs zu sorgen hatte. „Du verlangst allen Ernstes, dass ich mit Pansy ins Bett steige, nur, damit dein Ego wieder gekitzelt wird?“ Noch nie hatte Draco seinen Vater angeschrieen, aber das war zuviel.

Als er dann auch noch das dreckige Grinsen in dessen Gesicht aufkommen sah, hätte er ihm am liebsten die Visage zu Brei zerschlagen. Allein der Zauberstab Lucius' hielt ihn davon ab, auch, als er dessen Erwiderung hörte. „Ob es dir passt oder nicht, mein Sohn, die Linie der Malfoys wird NICHT enden, nur, weil du auf einmal Skrupel hast. Das Schlammblut hat ja ganze Arbeit geleistet, muss ich feststellen.“ Fassungslos starrte Draco den Senior an. „WAS willst du damit sagen, dass die Linie nicht ausstirbt?“ hakte er nach.

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