26. Abschlussball 2.

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"Dir ist schon bewusst, dass das nur die halbe Miete ist?“ Vorsichtig blickte Hermine in Dracos euphorisches Gesicht, doch der schüttelte nur gutgelaunt den Kopf und zog sie noch ein wenig näher zu sich, was das Tanzen schon fast zu einer komplizierten Sache machte, ihr jedoch mehr als gut gefiel. „Dass ich nicht den Rest meines Lebens in einer Ehe mit Pansy gefangen bin, ist mehr, als ich gehofft hatte.“ Sein Mund war ganz dicht an ihrem Ohr, und Hermine lächelte versonnen. „Und für das andere – Problem werde ich mir auch etwas einfallen lassen.“ Dracos Stimme hatte einen beunruhigend grollenden Ton angenommen, so dass sie den Kopf zurückdrückte und ihn ansah. Die Veränderung in seiner Mimik gefiel ihr gar nicht, es hatte etwas von dem alten Draco, von dem, der ihr all die Jahre mit seiner Arroganz das Lebend schwer gemacht hatte.

Unwillkürlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und kurz ging ihr durch den Kopf, dass sie es hier mit einem Mann zu tun hatte, der trotz aller Wandlung immer noch unberechenbar und gefährlich sein konnte. Ihr Blick schien ihn zurück in die Wirklichkeit zu holen, denn seine Augen, die scheinbar gerade noch eiskalt ein imaginäres Bild gesehen hatten, wurden wieder weich. Sie spürte seine Hand, die ihr sanft über den Rücken strich und die unangenehme Gänsehaut vertrieb. „Aber nicht heute!“ entschied er mit einem Lächeln, das von Hermine unsicher erwidert wurde. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Was hatte er vor? Andererseits… für immer nur seine Geliebte sein, obwohl er dann verheiratet wäre,, war auch nicht wirklich die Zukunft, die sie sich für sich vorstellte. Aber war sie gewillt, zuzulassen, dass er deswegen womöglich eine Dummheit beging?

Nachdenklich ließ sie ihren Kopf an seine Schulter sinken; sie konnte seine Begeisterung über Ron's Gedankenblitz nicht teilen. Sicher, es war ein Hoffnungsschimmer, doch Hermine war zu sehr kopflastig, als das sie sich dieser trügerischen Illusion hätte hingeben können. Draco oder die Existenz der Schule – das war eine Entscheidung, die ihr zusehends schwerer fiel.

Sie wusste, dass sie es sich nie verzeihen würde, wenn Hogwarts wegen ihrer Beziehung zu Draco geschlossen werden müsste; aber ein Leben ohne ihn konnte sie sich auch nicht mehr vorstellen. Aber immer nur im Geheimen? Hermine seufzte innerlich auf. Wie sie es drehte und wendete, keine dieser Optionen war akzeptabel.

Sie ließ die Augen über die anderen tanzenden Paare schweifen; zu ihrer Überraschung sah sie Pansy sich ebenso vertrauensvoll an Nott schmiegen, wie sie es gerade bei Draco tat. Ihre Blicke trafen sich, und Pansy lächelte auf einmal gequält. Allerdings schien sich ihr Schmerz nicht auf die Tatsache zu beziehen, dass sie eigentlich an Hermines Stelle mit dem Schulsprecher hätte tanzen sollen. Es war eher das Lächeln, dass man einer Verbündeten zukommen ließ, und Hermine dämmerte mit einem Mal, dass auch die Slytherin scheinbar nicht so glücklich mit dem war, was kommen würde, wie sie immer tat. Sie lächelte verstehend zurück, dann war das Mädchen aus ihrem Blickfeld verschwunden, der Tanz zu Ende.

„Du siehst zum Anbeißen aus!“ Heiß schoß es ihr zwischen die Beine, als Draco sie kurz vor dem Tisch noch einmal umfing und ihre diese Worte zuflüsterte, seine Zunge schnell über ihr Ohr fahren ließ. Hermine konnte ein lustvolles Aufkeuchen gerade so unterdrücken, indem sie sich schmerzhaft auf die Lippe biss und ihm einen bösen Blick zuwarf, den er belustigt erwiderte, ehe er sich setzte. Sie konnte gar nicht anders, als sich zu entspannen und den Abend zu genießen; Dracos gute Laune war einfach ansteckend, brachte ihm allerdings auch ein paar misstrauische Blicke ein von ihren Tischnachbarn, die ihn mitunter anstarrten wie ein Alien.

Nachdem sie einige Runden getanzt hatten, zog Hermine Draco mit nach draußen. „Wo willst du hin?“ fragte er sie verwundert, als sie sich mit ihm immer weiter vom Schloss entfernte. Die Nacht war wie geschaffen für einen romantischen Spaziergang: Lau strich der Wind über ihre geröteten Wangen, die Sterne funkelten und der Mond verzauberte die Landschaft mit seinem silbernen Glanz. „Schhh!“ Hermine stoppte kurz, legte ihm einen Finger auf die Lippen und lächelte ihn verführerisch an, ehe sie mit ihm an der Hand weiterlief. Sie führte ihn ein gutes Stück am See entlang, ehe sie einen kaum sichtbaren Trampelpfad zum Ufer einschlug. Immer wieder ließ sie die dicken Äste der tief hängenden Bäume und die dornigen Sträucher magisch mit ihrem Zauberstab vor ihnen zur Seite weichen. Dann, urplötzlich, lichtete sich das Holz, und sie standen auf einer kleinen Wiese, umgeben von Bäumen, das Ufer gesäumt mit Trauerweiden. Hermine drehte sich zu Draco um und schlang die Arme um seinen Hals, zog ihn zu sich und küsste ihn mit einer Intensität, die ihm den Atem raubte. Als sie sich von einander lösten, griff sie in ihre Handtasche und zog eine große Decke heraus.

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