6. Des einen Freud...

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„Mine, warte mal!"
Beim Klang von Ron's Stimme drehte Hermine sich freudestrahlend um und sah ihm entgegen. Völlig aus der Puste kam dieser bei ihr an, beugte sich vor und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab, um besser Luft zu bekommen.
„Hi, mein Schatz!" begrüßte sie ihn, beugte sich hinunter und gab ihm einen dicken Kuss. „Warum so abgehetzt? Was ist so wichtig, was du mir nicht nachher noch hättest sagen können?"

Ron schnappte noch ein paar Mal nach Luft, ehe er antworten konnte. „Weil die Jungs nachher noch nach Hogsmeade wollen und gefragt haben, ob ich mich anschließe. Ich kann also nachher nicht." Normalerweise war es den Schülern unter der Woche nicht gestattet, das Gelände zu verlassen, geschweige denn abends. Da die Freunde und auch die anderen, die ihren Abschluss nachholten, bereits alle volljährig waren, machte die Schulleitung bei ihnen eine Ausnahme.

Augenblicklich verfinsterte sich das Gesicht seiner Freundin. Das war bereits das dritte Mal in dieser Woche, dass er sie versetzte. „Und wann denkst du, dich noch mal um mich kümmern zu wollen?" fragte sie spitz. „Wir sind jetzt schon seit 2 Wochen wieder hier, und in dieser Zeit haben wir so gut wie keinen Abend für uns gehabt. Entweder bist du mit deinen Kumpels weg, oder hast Quidditchtraining oder bist müde und willst im Gemeinschaftsraum bleiben.

Jedes Mal schmeiße ich meine Pläne um, wenn du meinst, mal ein paar Stunden für mich übrig zu haben, und dann fällt dem Herrn kurz vor knapp ein, dass es doch nicht geht. Ach, mach doch, was du willst!"
Hermine gab Ron vor Wut einen Schubs, dass er nach hinten fiel und auf dem Hosenboden landete. Dann drehte sie sich um und ließ ihn stehen.
Enttäuscht ging sie zur nächsten Unterrichtsstunde. Da als nächstes Geschichte der Zauberei anstand und Professor Binns nicht gerade dafür bekannt war, während des Unterrichts Fragen zu stellen, drifteten ihre Gedanken immer weiter ab.

Ron und sie waren sich im letzten Schuljahr näher gekommen; die Suche nach den Horkruxen hatte natürlich ihr Übriges getan. Seit dem waren die beiden ein Paar. Allerdings hatten sie seit den Sommerferien so gut wie keine Zeit füreinander gehabt. Zuerst musste Hermine dafür sorgen, dass ihre Eltern wieder wohlbehalten nach Hause kamen und ihr Gedächtnis reanimieren. Als diese dann hörten, was alles passiert war, wollten sie ihre Tochter natürlich nicht mehr hergeben. Also sahen sich die beiden Verliebten nur selten, wenn wieder mal Termin anstand für die Presse.
Lediglich die letzte Woche hatte sie im Fuchsbau verbringen können, und dort war traute Zweisamkeit auch nicht einfach zu bewerkstelligen.

Überflüssig zu erwähnen, dass Molly mit Argusaugen darüber wachte, dass jeder Abends in seinem Zimmer blieb, unterstützt durch einige raffinierte Überwachungszauber. Alle vier hatten sich darüber maßlos geärgert. Sie waren schließlich keine kleinen Kinder mehr. Im Gegenteil, Hermine war über das Alter hinaus, in dem Händchen halten das Ultra einer Beziehung darstellte.

Daher hatte Hermine gehofft, dass sie und Ron mehr voneinander haben würden, wenn sie erstmal wieder in Hogwarts wären. Stattdessen musste sie feststellen, dass ihr Freund für alles und jeden Zeit hatte, nur nicht für sie.
Auf dem Weg zum Kerker - Zaubertränke stand als nächstes auf dem Plan - hakte Ginny sich bei ihr ein. „Sag mal, was ist los mit dir? Den ganzen Nachmittag läufst du schon mit einer Bitterleichenmiene umher. Wenn du gleich bei Snape genauso unkonzentriert bist, wird's eine unangenehme Stunde."

Hermine seufzte. „Frag lieber mal deinen Bruder, warum er mich dauernd versetzt." „Ach Mine, du weißt doch, wie Jungs sind. Die haben ein Taktgefühl wie ein Brett an der Wand." Versuchte ihre Freundin sie aufzumuntern. Die schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, Ginny. Ich hoff halt weiter, dass es irgendwann besser wird." Ron's Schwester umarmte sie noch einmal und sprintete dann zu ihrem eigenen Unterricht. Die letzte Stunde hatten sie nur durch Zufall zusammen gehabt, da Ginnys Stunde ausgefallen war.

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