20. Besuch von Snape

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An diesem Abend sah Hermine natürlich nichts mehr von Draco, denn Slytherin ließ es so richtig krachen auf den Sieg. Der ein oder andere Tropfen Alkohol wurde heimlich ausgeschenkt, und am nächsten Morgen gab es einige verkaterte Gesichter, die nicht gut versteckt werden konnten. Draco schlief ziemlich lange für seine Verhältnisse; als sie ihn ins Bett kommen hörte, war es drei Uhr morgens. Hermine stand am frühen Vormittag auf, schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und zog sich an. Als sie später mit ihrem Tee in der Nische saß, grinste sie vor sich hin. „ Snape wird alt. Letztes Jahr wäre so eine Party  noch undenkbar gewesen.“

Allerdings fragte sie sich, ob der Meister der Zaubertränke überhaupt im Haus war, um die Feier zeitig zu beenden. In den letzten Wochen hatten sie erstaunlich oft Vertretungsstunden gehabt, oder das Fach war ganz ausgefallen, weil Snape laut der Direktorin nicht im Haus war. Dann jedoch sah sie den Potionmaster im üblichen Stechritt am See entlang hasten. Wo will der denn hin? wunderte sie sich, hielt sich aber nicht lange bei dieser Frage auf, sondern versank wieder in ihre Tagträume.
Sie hatte sich gestern noch ein Weilchen mit ihren Freunden unterhalten, die ihr ziemlich kleinlaut gestanden, dass sie Recht gehabt hatte, als sie sie so zusammen gestaucht hatte.

Ein kleiner Riss in der Freundschaft würde allerdings bleiben, das wusste Hermine. Dafür hatten die drei sie zu sehr verletzt und enttäuscht. Einzig Luna hatte ihr all die Zeit beigestanden, und sie hatte an ihrer Freundin Seiten entdeckt, die sie ihr gar nicht zugetraut hatte. Luna war ihr noch mehr ans Herz gewachsen, als sie es ohnehin schon war, und Hermine wusste nun, dass sie sich ihr immer würde anvertrauen würde, ohne Angst haben zu müssen, dass sie sich abwenden würde, nur, weil sie etwas nicht nachvollziehen konnte.
Langsam bekam sie Hunger, daher beschloss Hermine, nicht länger auf Draco zu warten, sonder schon frühstücken zu gehen.

In der Eingangshalle traf sie auf Pansy, die zusammen mit Daphne Greengrass und Tracey Davis ebenfalls auf dem Weg in die große Halle war. „Da kommt ja die blöde Kuh!“ hörte sie Pansy halblaut flüstern. Das rief anscheinend Daphne auf den Plan, denn die kam auf Hermine zu und stellte sich breitbeinig und vor der Brust verschränkten Armen vor ihr auf. „Sag mal, Granger, du scheinst es ja echt nötig zu haben, dass du mit Malfoy in die Kiste steigst, obwohl du genau weißt, das du ihn nie besitzen wirst.“

Die Schulsprecherin blieb stehen und legte den Kopf schief, überlegte. „Mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen Plan hab, wovon ihr redet“, entgegnete sie dann in süffisantem Tonfall, „glaube ich kaum, dass sich Draco überhaupt von irgendjemandem besitzen lassen wird, Greengrass.“  Jetzt waren auch Pansy und Tracey hinzugekommen. Pansy grinste selbstgefällig und kam ganz dich an sie heran. „Genieß es noch, in zwei Monaten ist er mein, in jeder Hinsicht. Darauf warte ich schon seit Jahren.“

Hermines Augen schossen Blitze auf sie ab. „Und du meinst, ab dem Moment, da er deinen Ring trägt, würde er dich lieben?“ Sie lachte auf. „Sag mal, in welcher Welt lebst du eigentlich? Er wird vielleicht auf dem Papier und vor dem Gesetz mit dir verheiratet sein, und du wirst ihn sicherlich auch als deinen Mann ansehen. Aber das heißt noch lange nicht, dass Draco in DIR seine Frau sieht. Daher stellt sich eher die Frage, wie nötig DU es hast, dass du einen Mann heiratest, der dich nicht liebt?“

Den letzten Satz sprach sie dermaßen ätzend, dass Pansy arrogante Fassade für einen Moment Risse bekam. Dann fasste sie sich wieder, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte davon. „Kommt, ihr beiden, mit so was geb ich mich nicht ab. Wenn Granger meint, durch die Betten springen zu müssen, werd' ich sie sicher nicht davon abhalten.“ Gehässig grinsend liefen die zwei Mädchen Pansy hinterher. Hermine schüttelte den Kopf. Wie kann man nur so dämlich sein, fragte sie sich und ging endlich frühstücken.

Eine knappe Stunde später war sie satt und hatte sich in der Bibliothek noch ein Buch ausgeliehen, von dem sie sich noch ein bisschen mehr Hintergrundwissen über Zaubertränke erhoffte. Es war eines der Bücher, die sie im Herbst in Hogsmeade entdeckt hatte, in dem neuen Laden. Sie erreichte die Schulsprecherräume und erwartete fast, dass Draco noch schliefe; doch als die Tür aufschwang, kam ihr Professor Snape entgegen. „Guten Morgen!“ grüßte sie ihn verwundert. „Morgen und auf Wiedersehen!“ grummelte Snape zurück und rauschte, wie immer stark an eine Fledermaus erinnernd, an ihr vorbei.

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